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Im Paradies deiner Kuesse

Im Paradies deiner Kuesse

Titel: Im Paradies deiner Kuesse
Autoren: Fiona Harper
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schiefe Blicke ernten, wenn du zurückgehst. Aber die Verkaufszahlen sind wichtiger als alles andere. Jedenfalls wollen sie dich unbedingt zurückhaben!“
    Allegra wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Als sie glaubte, ihre Karriere sei beendet, hatte es ihr zwar Angst gemacht, aber in gewisser Weise war es auch befreiend gewesen. Wollte sie überhaupt in die alte Tretmühle zurückkehren?
    „Und du meinst, sie werden mir auch in Zukunft wieder Hauptrollen anbieten?“
    „Zunächst einmal wollen sie, dass du Samstagabend auf der Bühne stehst.“
    „Was?“ Entsetzt sah sie ihn an.
    „Du hast wirklich keine Ahnung, was für einen Medienrummel du ausgelöst hast, oder?“
    „Anscheinend ist letzte Woche nicht viel passiert“, bemerkte sie kopfschüttelnd.
    Ihr Vater lachte. „Ja, ich schätze, das stimmt. Aber die Geschichte der ‚Entflohenen Ballerina‘ hat hier die ganze Nation bewegt. Tagelang hat die Presse versucht, herauszufinden, wohin du gegangen bist und was du dort machst. Pausenlos wurde spekuliert, wann du wiederkommen würdest und ob du wohl wieder tanzen wirst.“
    Allegra schnaufte verächtlich. „Und dabei denken sie alle, ich hätte meinen Höhepunkt bereits überschritten.“
    „Ach was! Die warten schon sehnsüchtig auf dich!“
    Unschlüssig lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. Das ergab doch alles keinen Sinn! Sie hatte einen großen Fauxpas begangen! Keine gute Ballerina würde ihr Ensemble direkt nach der Premiere im Stich lassen, geschweige denn ohne irgendwen zuvor darüber in Kenntnis zu setzen. Aber vielleicht hatte ihr Vater ja recht, und der Kartenverkauf hatte sich zu ihren Gunsten ausgewirkt.
    Doch es gab da noch ein ganz anderes Problem. Schon, seit über einer Woche hatte, sie nicht mehr trainiert. Wahrscheinlich war sie gar nicht mehr in Form. Konnte sie wirklich so einfach wieder in ihr altes Leben zurückkehren? Wollte sie das überhaupt?
    Nachdenklich blickte sie ihren Vater an. „Du sagtest, wenn ich wieder zurückgehe …“
    Er nickte.
    „Aber ich sage, falls ich wieder zurückgehe.“
    An seiner Wange zuckte ein Muskel. „Allegra …“
    „Ich weiß, Daddy“, erwiderte sie beschwichtigend und stand auf. „Ich werde gründlich über alles nachdenken – und vor allem eine Nacht darüber schlafen. Heute bin ich viel zu müde dazu.“
    Einen Augenblick glaubte sie, er würde versuchen, sie zu überreden. Stattdessen erhob er sich ebenfalls, umarmte sie und küsste sie auf die Wange.
    „Dann schlaf gut, mein Schatz“ war alles, was er sagte.
    Normalerweise setzte sich Allegra nie in den Coffeeshop an der Ecke. Dort kaufte sie nur immer schnell einen Kaffee zum Mitnehmen, ehe sie zum Training oder zu einem Auftritt hetzte. Heute trank sie ihren Kaffee an einem der kleinen runden Tische am Fenster und beobachtete das Treiben in Notting Hill.
    Um fünfzehn Uhr hatte sie eine Besprechung mit dem künstlerischen Leiter der Oper. Dann würde sich ihr Schicksal entscheiden – oder vielmehr würde sie über ihr Schicksal entscheiden.
    Eine ungewohnte Situation für sie. Schade nur, dass ihr so viele andere Dinge das Herz schwer machten, sonst hätte sie dieses Gefühl der Selbstbestimmtheit sicher genossen.
    Seufzend trank sie einen Schluck von ihrem Milchkaffee. Die einzige Situation, die sie wirklich für sich entscheiden wollte, konnte sie nicht beeinflussen … Was würde sie darum geben, statt über ihre Karriere über ihr Liebesleben bestimmen zu können! Doch leider konnte nur Finn etwas daran ändern. Und es sah nicht so aus, als hätte er großes Interesse daran.
    Von Tag zu Tag wurde das Gefühl der Leere unerträglicher. Nachts konnte sie kaum schlafen, und tagsüber konnte sie nicht still sitzen. Wenn sie sich nicht bewegte, trieb der Schmerz sie beinah in den Wahnsinn.
    Entschlossen nahm Allegra ihre Tasse und ging zum Tresen hinüber. „Könnte ich bitte einen Pappbecher bekommen?“, fragte sie die Bedienung. Das Mädchen nickte und reichte ihr den Becher. Eilig füllte Allegra das Getränk um, verschloss es mit einem Deckel und gab die leere Porzellantasse zurück. „Danke schön“, sagte sie und machte sich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Station.
    Nein, sie würde nicht bis heute Nachmittag warten, um den künstlerischen Leiter zu treffen. Jetzt gleich wollte sie ihn sehen. Vielleicht würde es ja ihren Entscheidungsprozess beschleunigen.
    Gerade verließ sie in Covent Garden die U-Bahn, da klingelte auf einmal ihr Handy. Eine
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