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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst
Autoren: Eileen Carr
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Hosentasche hervor und warf es Elise zu. »Würdest du Aimee für mich anrufen? Ihre Nummern sind alle gespeichert.«
    Elise nahm das Telefon, wählte aber nicht gleich. »Wahrscheinlich steht sie gerade unter der Dusche oder so. Du weißt doch, dass sie wohlbehalten bei sich zu Hause angekommen ist.«
    Josh bog viel zu schnell um die Kurve. »Ich hab irgendwie ein mieses Gefühl. Ruf Aimee an!«
    Elise zog die Augenbrauen hoch, klappte das Handy auf und wählte.
    »Thomas?« Endlich meldete sich Sarah Barlow zu Wort. »Du wolltest Thomas diese … diese Dinge antun? Meinem Thomas?«
    Thomas drückte sich wimmernd noch fester in den Arm seiner Mutter.
    Aimee gelang es, sich aufzusetzen, allerdings hing der linke Arm nutzlos an ihrer Seite, außerdem war ihr furchtbar schlecht und schwindelig. Sie kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an.
    »Ich würde Thomas doch niemals wehtun«, sagte Carl mit plötzlich zuckersüßer Stimme, jegliche Wut war aus seinem Gesicht gewichen.
    Aimee lief ein kalter Schauer über den Rücken. Dieser Mann war ein Chamäleon, so wie er innerhalb von Sekunden seine Fassade änderte. Aimee vermutete, dass keine von ihnen echt war. Er hatte scheinbar nur gelernt, wie man anderen Menschen verschiedene Emotionen vorspielte. Sean hatte recht gehabt: Sein Vater war ein kranker Soziopath, ein Mensch ohne Gewissen.
    »Ich liebe Thomas! Das weißt du doch! Ich möchte, dass wir eine Familie sind. Hör nicht auf Sean; er ist nur eifersüchtig. Wenn ich so eine Bestie bin, warum hat er mich dann, bitteschön, nicht angezeigt?« Carl lächelte Sean an.
    »Fünfzehn Jahre später? Wer hätte mir denn da zugehört, Dad? Was hätte ich mit meiner Aussage bewirken können? Außerdem …« Seans Augen füllten sich mit Tränen.
    »Was?«, fragte Carl. » Was – außerdem?«
    Sean liefen Tränen über die Wangen. »Ich liebe dich doch! Trotz allem bist du doch immer noch mein Vater! Ich … ich könnte dir das nicht antun, niemals könnte ich dich so vor allen bloßstellen!«
    Aimee konnte Sean die innere Qual und die Scham am Gesicht ablesen. Sie kannte nur zu gut die Unfähigkeit zu handeln, in die einen das Gefühl der Scham treiben konnte. Und welch furchtbarer Schmerz damit einherging.
    »Zuerst beschuldigst du mich, dich vergewaltigt zu haben, und dann erklärst du, du wärst zurückgekommen, weil du mich liebst? Du bist wirklich so was von erbärmlich!« Carl spie Sean die Worte förmlich entgegen.
    »Denkst du, das wüsste ich nicht? Ich sehe die Verachtung in deinem Blick – jedes Mal, wenn du mich ansiehst! Aber das kommt dem, wie sehr ich mich selbst verachte, nicht annähernd nahe. Weshalb glaubst du, habe ich mit fünfzehn angefangen zu trinken? Und warum habe ich wohl mit neunzehn und dann noch mal mit zwanzig versucht, mich umzubringen? Das ist der wahre Grund, warum ich wieder hierhergekommen bin: Die Vorstellung, dass du das einem anderen Jungen antust, der sich dann genauso schrecklich fühlt, war einfach nicht zu ertragen!«
    »Du bist so ein Weichei, Sean! Na schön, ich hatte also ein wenig Spaß mit dir, als du noch ein Kind warst. Das ist auch nicht schlimmer als das, was mein Vater und sein Bruder mit mir gemacht haben. Und – siehst du mich hier rumheulen, dass sie mein Leben zerstört hätten? Sie haben mich stark gemacht! Ich habe das damals wie ein Mann ertragen und auch heute noch stehe ich meinen Mann, jetzt, wo ich an der Reihe bin!«
    »Nein, das wirst du nicht mehr, damit ist jetzt Schluss!« Sean stürzte sich auf seinen Vater.
    »Das ist Aimees Wagen«, murmelte Josh verwirrt, als sie vor dem Haus der Walters hielten.
    Elise wandte sich ihm zu. »Wieso sollte sie hier sein?«
    Josh knirschte mit den Zähnen. »Sie ist hier, um Sarah Barlow vor Sean zu warnen. Da wette ich drauf.«
    »Warum zum Teufel würde sie das tun? Du hast ihr doch erklärt, warum sie sich von hier fernhalten muss!«
    »Weil sie davon überzeugt ist, dass er sich an seinem Stiefbruder vergehen wird – dem, dessen Hündchen er vergraben hat.« Hastig schwang er die Beine aus dem Auto.
    »Und das hast du zugelassen? « Elise stieg ebenfalls aus.
    »Ist dir vielleicht schon aufgefallen, dass sie keinen großen Wert darauf legt, eine Erlaubnis erteilt zu bekommen? Egal wobei?« Josh eilte die Auffahrt entlang.
    »Ich würde dir ja sagen, da kannst du dich glücklich schätzen, wenn ich mir nicht gerade wirklich Sorgen um sie machen würde.« Elise war nun mit ihm auf gleicher Höhe.
    Carl schnappte
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