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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst
Autoren: Eileen Carr
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sich zunächst eine Vertrauensposition aufbauen und ihn dann von anderen Erwachsenen abschirmen würde. Erwachsenen, denen er sich ansonsten vielleicht anvertrauen könnte. »Ich verstehe. Und scheint Thomas froh darüber zu sein?«
    »Oh, ja. Ich glaube, für ihn ist er ein Held. Thomas’ leiblicher Vater hat uns verlassen, als Thomas noch ein Kleinkind war. Er hat damals nicht besonders viel Interesse an seinem Sohn gezeigt und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Thomas hat sich also immer nach männlicher Aufmerksamkeit gesehnt. Und jetzt, da Carl und Sean so viel Zeit mit ihm verbringen, ist er im siebten Himmel.«
    »Sarah, was ich Ihnen mitzuteilen habe, fällt mir sehr schwer. Ich habe keinerlei Beweise für das, was ich Ihnen gleich sagen werde, obwohl ich davon ausgehe, dass sich das bald ändert.« Sie schluckte kurz und fuhr dann fort: »Ich halte es für möglich, dass sich Sean an Thomas vergangen hat, oder dass er vorhaben könnte, ihn zu missbrauchen.«
    Sarah setzte sich kerzengerade auf. »Wie bitte?!«
    Aimee wiederholte, was sie eben gesagt hatte, doch Sarah unterbrach sie nach wenigen Sekunden. »Nein! Sagen Sie so etwas nie wieder! Ich habe Sie gehört; aber das ist schlicht unmöglich. Ich weiß nicht, weshalb Sie hierherkommen und so etwas Schreckliches behaupten.«
    »Glauben Sie mir, ich will Ihnen das auch nicht sagen müssen, aber ehe ich Sie nicht gewarnt habe, finde ich nun mal keine Ruhe. Ich bin überzeugt, dass Sean Taylor Dawkin vor vielen Jahren vergewaltigt hat. Und außerdem halte ich es für möglich, dass er pädophil ist, und dass er so viel Zeit mit Thomas verbringt, um sich das Vertrauen Ihres Sohnes zu erschleichen. Er will eine starke Bindung aufbauen, die Thomas nie und nimmer freiwillig zerbrechen würde.«
    »Nein! Das ist nicht wahr! Wir können Thomas sofort zu uns rufen; er wird es Ihnen selbst sagen. Ich bin mir sicher , dass Sean ihn niemals unangemessen berührt hat oder etwas in der Art. Das hätte Thomas mir erzählt. Ich würde das wissen! Ich hätte das mitbekommen! Für was für eine Mutter halten Sie mich eigentlich?« Sarah stand auf, sie zitterte am ganzen Körper.
    Beide Frauen erstarrten, als sie hörten, wie sich das Garagentor öffnete und ein Wagen einfuhr.
    »Das ist Carl. Er kommt zum Mittagessen nach Hause. Er wird Ihnen auch sagen, dass Sie sich irren. Und dann werden Sie gehen müssen.« Sarah steuerte auf die Küche zu.
    Aimee hatte nicht erwartet, dass Carl hier mitten am Tag auftauchen würde. Vielleicht hätte sie doch abwarten sollen, bis alle Durchsuchungsbeschlüsse unter Dach und Fach waren – aber das konnte noch Tage dauern. Wenn es eine Chance gab, zu verhindern, dass Thomas zum Opfer wurde oder aber seinem Missbrauch ein Ende zu setzen, dann war es das auf jeden Fall wert.
    Carl kam mit besorgter Miene ins Zimmer, Sarah hielt sich dicht hinter ihm. »Dr. Gannon, was höre ich da – was für Anschuldigungen erheben Sie da gegen meinen Sohn?«
    Und dann kam Sean ins Zimmer.

27
    Josh rief bei Aimee im Büro an. Als nach mehrmaligem Klingeln nur der Anrufbeantworter ranging, legte er wieder auf. Dann versuchte er es bei ihr zu Hause, doch dort sprang ebenfalls nur der Anrufbeantworter an. Nachdem er auch von ihrem Handy auf die Mailbox umgeleitet worden war, knallte er fluchend den Hörer auf die Gabel.
    »Konntest du Aimee nicht erreichen?«, fragte Elise.
    »Nein, nirgendwo.« Nervös trommelte er mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum. Wo zum Teufel steckte sie bloß? Er musste ihr unbedingt von dem Wagen erzählen und ihr sagen, dass sie zu Recht vermutet hatte, all das hinge irgendwie zusammen. »Was glaubst du, wie lange wird das mit dem Durchsuchungsbefehl noch dauern?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich werde mit dem Captain sprechen. Vielleicht kann er die Angelegenheit ja beschleunigen.« Josh machte sich auf den Weg in den Verwaltungstrakt eine Etage höher.
    Wie war diese Situation noch zu retten? Sie könnte einfach gehen und es der Polizei überlassen, alles Restliche zu klären. Aber wie könnte sie Thomas hier zurücklassen? Wie könnte sie einfach gehen – in dem Wissen, dass er hier größter Gefahr ausgesetzt war?
    Nein, das konnte sie auf keinen Fall.
    »Tut mir leid, Mr Walter. Ich weiß, eine solche Information ist schwer zu verdauen. Aber ich kann und will einfach nicht schweigen, wenn ich weiß, dass hier im Haus ein kleiner Junge lebt, der Opfer eines Missbrauchs werden könnte – wenn das nicht
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