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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst
Autoren: Eileen Carr
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ihre Schritte durch die verlassenen Reihen. Das helle Licht warf tiefschwarze Schatten, die nach Aimee zu greifen schienen, und sie hatte das Gefühl, von der niedrigen Decke erdrückt zu werden. Während sie hinter sich blickte, drückte sie auf ihren elektronischen Autoschlüssel, woraufhin ihr Subaru ihr zur Begrüßung zweimal freundlich zupiepte. Sie stieg ein und verriegelte sofort wieder von innen die Tür, dann erst konnte sie wieder ruhig atmen. Diese gesicherte, von außen nicht zugängliche Garage war einer der Gründe gewesen, warum sie sich nach der Trennung von Danny für diese Eigentumswohnung entschieden hatte. Hier war sie nicht in Gefahr.
    Dennoch erschauerte sie beim Anblick all der dunklen Häuser auf ihrem Weg die 18. Straße entlang bis zur J-Street und dann weiter in Richtung Osten. Aimee ermahnte sich, dass ihre eigenen Probleme viel kleiner waren als das, was auch immer eine bereits schwer traumatisierte Jugendliche ins Krankenhaus gebracht haben mochte, wo anscheinend niemand außer der Polizei auf sie aufpasste.
    Sie trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Detective Josh Wolf klappte sein Handy zu. Die Seelenklempnerin schien nicht gerade erfreut über die nächtliche Störung, hatte aber immerhin versprochen, ins Krankenhaus zu kommen. Das war nicht mehr als der sprichwörtliche Strohhalm, doch etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Wer könnte das bloß getan haben? Und warum?
    Er senkte den Blick zu den beiden Leichen vor sich auf dem Boden, deren Hände hinter den Rücken mit Klebeband gefesselt waren, auch der Mund war ihnen zugeklebt worden. Dem Mann hatte jemand von hinten den Schädel eingeschlagen, höchstwahrscheinlich mit der blutverschmierten Lampe, die neben ihm lag. Die Frau war eindeutig erwürgt worden. Allerdings wusste er noch nicht, womit die leicht übergewichtige, blonde Frau mit dem grauen Haaransatz erdrosselt worden war; der Mörder hatte die Tatwaffe nicht zurückgelassen. Behielt er sie als Erinnerungsstück oder weil sie ihn belasten könnte? Josh rieb sich mit der Hand das Kinn. Das würde eine lange Nacht werden.
    Stroboskopartiges Blitzlicht erhellte die Szenerie und verstärkte den ohnehin schon grauenerregenden Anblick, den das Wohnzimmer bot. Spurensicherungskräfte und Fotografen wuselten umher und suchten in jeder Ecke nach Hinweisen darauf, wer das verbrochen haben könnte. Alles war mit Blutspuren und Fingerabdrücken übersät. In der Auffahrt befand sich ein wildes Muster aus Reifenabdrücken. Jemand hatte eine leere Weinflasche zerschlagen. In den Büschen vor der Haustür lag ein Haufen Zigarettenstummel, ganz in der Nähe war eine Kotzlache. Es gab zahlreiche Fußabdrücke. Mit der Sichtung und Auswertung all dieser Spuren könnten er und Elise wochenlang beschäftigt sein. Sein einziger Anhaltspunkt schien das Mädchen zu sein, doch es war nicht in der Verfassung, ihm weiterzuhelfen.
    »Nicht schlecht, die Bude.« Elise Jacobs, Joshs Partnerin, schaute sich in dem großen Wohnzimmer um.
    Sie hatte recht. Trotz der ins Bodenlose gefallenen Immobilienpreise in Kalifornien war dieses Haus immer noch einen Haufen Geld wert. Beste Lage im sogenannten Pocket, einem westlich von der Interstate 5 gelegenen Vorort von Sacramento, der sich in eine halbkreisförmige Biegung des Flusses schmiegte. Ein gepflegtes Gebäude im Pseudo-Tudorstil, mit großem Grundstück und einem Pool hinten im Garten. Die Küche war ganz in Edelstahl und Granit gehalten, und jedes der Badezimmer groß genug, dass eine ganze Familie darin leben könnte. So etwas wurde heute überhaupt nicht mehr gebaut. Josh hatte einen Bauunternehmer zum Cousin und wusste deswegen ganz genau, dass dieses Haus ein Vermögen gekostet haben musste.
    »Erklär mich für verrückt, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir die Farbauswahl zusagt.« Josh lächelte Elise ironisch zu. Sie war eine der wenigen, die seinen Galgenhumor verstand.
    »Ich weiß, was du meinst«, erwiderte sie mit Blick auf die blutverschmierten Wände. »Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben, aber geholfen hat es ab-so-lut nicht.«
    »Wohl wahr«, erwiderte Josh. Eine Reihe geometrischer Figuren bedeckte die Wände des Raumes. Sie formten immer wieder dasselbe Muster: ein langgezogenes niedriges Rechteck, das in drei Teile untergliedert war, daneben ein Kreis und ein weiteres dreigeteiltes Rechteck.
    »Irgendeine Ahnung, was das bedeuten könnte?« Elise, deren Füße in Plastikschonern steckten, trat noch einen Schritt
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