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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst
Autoren: Eileen Carr
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legte ihr sanft eine Hand auf den Rücken. »Taylor, alles ist gut. Du bist jetzt in Sicherheit«, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
    Taylor schaukelte schneller.
    »Niemand hier wird dir wehtun«, sagte Gannon.
    Taylor schaukelte weiter.
    »Kannst du mir sagen, was passiert ist? Was deinen Eltern zugestoßen ist? Und dir, Taylor? Kannst du mir sagen, was dir passiert ist?« Gannons Stimme war nur mehr ein Flüstern, als hätte ihr jemand die Kehle abgeschnürt.
    Taylor sah sie nicht einmal an.
    Gannon richtete ihren intensiven Blick wieder auf Josh, der sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Seitenwand der Kabine gelehnt hatte. Langsam machte ihm seine Müdigkeit zu schaffen. Er war seit achtzehn Stunden im Einsatz, und alles, was in diesen ersten Stunden der Ermittlungen geschah, war entscheidend. Wenn er nicht höllisch aufpasste, würde er sich später eventuell in dieser Art von Schlamassel wiederfinden, der zu einem nicht gelösten Fall führte – und das wiederum würde seinen Ruf ruinieren. Er würde also durchhalten. Wäre ja nicht das erste Mal.
    Bei Mordfällen verlangte die Öffentlichkeit immer eine rasche Aufklärung. Besonders wenn rechtschaffene, gerade friedlich zu Hause strickende Leute daheim überfallen, gefesselt und erwürgt wurden. Solche Fälle sollten blitzschnell gelöst werden.
    »Sie steht unter Schock.«
    »Ach was«, sagte Wolf. Hielt sie ihn für einen Vollidioten? Er hatte gehofft, mit ihrer Hilfe Taylor aus dieser Schockstarre befreien zu können, ohne dem Mädchen dafür eine Ohrfeige verpassen zu müssen.
    Gannon kräuselte die Lippen und sah ihn aus schmalen Augen an. »Und wie hatten Sie geplant, damit umzugehen?«
    Sie war wirklich süß, wenn sie wütend war – besonders mit dieser Brille auf der Nase, die sie wie eine sexy Bibliothekarin aussehen ließ. Nicht, dass ihm das aufgefallen wäre. »Was ich geplant hatte, war, Sie anzurufen.«
    Sie setzte sich seufzend auf die Fersen, ließ die Hand jedoch weiterhin auf Taylors Rücken ruhen. »Ihr ist kalt. Sie braucht eine Decke und jemanden, der sich zu ihr auf den Boden setzt.«
    »Auf der Trage wollte sie nicht bleiben«, rückte Smitty, der Aufpasser, mit der Sprache heraus. »Ist immer wieder auf den Boden geklettert. Nach einer Weile dachte ich, es wäre einfacher, sie dort sitzen zu lassen.«
    Gannon warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Einfacher für wen?«
    Smitty wurde rot.
    »Und warum trägt sie Handschellen?« Gannons Stimme wurde ein wenig lauter.
    Als Smitty sich hilfesuchend an Josh wandte, folgte Gannon seinem Blick.
    »Weil … wir nicht wussten – nicht wissen –, womit wir es hier zu tun haben«, sagte er.
    »Und das bedeutet?«, fragte Gannon, während sie sich wieder aufrichtete.
    »Das bedeutet, dass ich nicht weiß, ob Taylor etwas mit dem Mord an ihren Eltern zu tun hat oder nicht.« Josh stieß sich von der Wand ab, um sich aufrecht vor sie hinzustellen.
    »Ist Taylor eine Verdächtige?« Gannon baute sich mit in die Hüfte gestemmten Fäusten vor ihm auf und starrte ihn wütend an.
    Ihm gefiel, dass sie sich deswegen mit ihm anlegte. Es gefiel ihm auch, dass sie groß genug war, um ihm beinahe direkt in die Augen schauen zu können. »Ja, was mich angeht, ist sie hier immer noch verdächtig, Dr. Gannon. Das Mädchen kann von Glück sagen, dass ich es nicht verhafte und rüber in die Krankenstation der Justizvollzugsanstalt schicke.«
    »Taylor hat das nicht getan. Das könnte sie gar nicht.« Aimee reckte das Kinn.
    »Können Sie ihr ein Alibi liefern? Haben Sie irgendwelche Beweise dafür, dass sie unschuldig ist?« Wenn die Seelenklempnerin ihre Behauptung auf mehr als nur ein schwammiges Gefühl stützte, musste er das wissen.
    Die blauen Augen schlossen sich. »Nein«, sagte sie und atmete aus. »Nein. Ich habe nichts dergleichen.« Sie ließ den Kopf sinken.
    Josh war enttäuscht und hätte nicht sagen können, ob es daran lag, dass sie keine weiteren Informationen besaß, die ihm weiterhalfen, oder dass er nicht länger in ihre Augen, diese großen blauen Seen, eintauchen konnte.
    »Können wir sie wenigstens von den Handschellen befreien und ihr noch ein paar Decken besorgen?«, fragte Gannon, nun wieder hocherhobenen Hauptes. Es klang wie eine Kampfansage.
    »Sicher.« Er war bereit, ihr ein wenig entgegenzukommen, besonders wenn ihm das später vielleicht etwas einbrachte. Er warf Smitty einen Blick zu, der sofort zu ihnen hinüberkam und Taylors Handschellen aufschloss. Das
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