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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst
Autoren: Eileen Carr
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sein, mein Großer. Sie ist jedenfalls eindeutig dein Typ, bis hin zu der Oberlehrerinnenbrille.«
    »Ich habe keinen Typ .« Und wenn, dann waren das schon gar nicht solche ruhigen, intelligenten Frauen. Holly war ganz anders gewesen, zumindest bis auf den Uniabschluss.
    »Dann bin ich Paris Hilton«, grinste Elise, öffnete den Wagen und setzte sich hinters Steuer.
    Josh schnaubte noch einmal, während er einstieg. »Da müsste Paris sich aber erst mal verdammt lange in die Sonne legen.«
    »Geringschätzige Bemerkungen über meine ethnische Herkunft? Ich bin verletzt.«
    Josh schaute auf die Uhr – beinahe vier Uhr morgens. »Nun, Paris , meinst du nicht, du solltest langsam zurück in dein Penthouse?«
    »Sobald Clyde uns darüber ins Bild gesetzt hat, was er da herausgefunden hat.« Sie fuhr Richtung Broadway.
    »Soll ich mich um den Pressesprecher kümmern?« Der Polizeibeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit würde der Presse zumindest ein paar Brocken hinwerfen müssen und Josh machte es nichts aus, mit Mark Elder zusammenzuarbeiten. Der Kerl war ehrgeizig, aber kein Arsch.
    »Von mir aus gern«, sagte Elise.
    Als sie auf dem Parkplatz vor dem Büro des Leichenbeschauers ankamen, das zusammen mit dem Labor der Spurensicherung zwischen Kraftfahrzeugbehörde und dem UC Davis -Klinikgebäude gleich am Broadway untergekommen war, konnte Josh kaum noch die Augen offen halten. Sie liefen an der Metallskulptur vorbei, die Josh immer an ein in einen Felsblock gerammtes verlängertes Surfbrett erinnerte, und klingelten.
    Clyde erwartete sie im ersten Stock und platzte förmlich vor Aufregung.
    »Ganz ruhig, mein Lieber«, sagte Elise und ließ sich in einen Stuhl fallen. »Sie wollen doch keinen Herzinfarkt kriegen!«
    »Das erraten Sie nie!«, entfuhr es dem Labortechniker. »Sie werden es nicht glauben.«
    Josh lehnte sich an einen der Untersuchungstische. »Dann halten wir es doch kurz. Was gibt’s?«
    »All das Zeug an den Wänden? Diese ganzen Rechtecke und Kreise?« Clyde schaute von einem zum anderen. »Das Mädchen hat sie gezeichnet. Es hat das alles mit seinem eigenen Blut an die Wand gemalt.«

3
    Eine leichte Morgenröte zog am Himmel auf, als Aimee in die Gasse hinter ihrem Wohnhaus einbog und vor der vergitterten Garageneinfahrt hielt. Sie drückte auf den Knopf des Handsenders. Während das Tor ächzend nach oben glitt, ließ sie den Kopf zurück an die Nackenstütze sinken. Jetzt erst merkte sie, wie erschöpft sie eigentlich war.
    Sie fuhr durchs Tor, parkte auf dem für sie reservierten Parkplatz und zog den Schlüssel ab. Jede ihrer Bewegungen war träge wie die eines Tauchers unter Wasser. Sie hatte das Gefühl, dass diese albtraumhafte Nacht sie immer weiter in die Tiefe zog.
    Seufzend schloss sie den Wagen ab und ging zum Fahrstuhl, dabei schwebte eine Hand vorsorglich dicht über dem Pfefferspray in ihrer Tasche. Ihr kam die erste Begegnung mit den Dawkins in den Sinn. Stacey hatte ihre Angst und Abscheu dem Verhalten ihrer Tochter gegenüber sehr deutlich gemacht.
    »Sie ritzt sich die Haut mit einer Rasierklinge auf«, hatte Mrs Dawkin mit bebender Stimme berichtet und dabei angewidert das Gesicht verzogen. »Absichtlich.«
    »Tiefe Schnitte?«, hatte Aimee gefragt. Es war wichtig, zu unterscheiden, ob es sich um die Wunden eines gescheiterten Selbstmordversuchs oder um eher oberflächliche Schnitte handelte, wie sie unter weiblichen Teenagern heutzutage schon fast epidemieartig auftraten.
    »Nicht tief. Gerade so, dass Blut fließt. Bitte, Dr. Gannon, erklären Sie mir, warum mein kleines Mädchen sich so verletzt«, hatte Mrs Dawkin sie bestürmt.
    Wenn es doch bloß so einfach wäre! Nicht mal bei der Hälfte der Fälle verfügten die Eltern über die nötigen Informationen, um selbst zu verstehen, warum ihr »kleines Kind« sich auf diese Art und Weise verwundete.
    Hatte mehr dahintergesteckt, als von Aimee ursprünglich vermutet? Hatte Stacey Dawkin mehr gewusst, als Aimee klar gewesen war? Hatte sie dieses Wissen umgebracht?
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Aimee stieg jedoch erst ein, nachdem sie sich mit einem raschen Blick vergewissert hatte, dass er leer war. Sie drückte auf die Zwei und lehnte sich an die Wand, während der Aufzug nach oben glitt.
    Neben dem Ritzen hatte Taylor auch mit Alkohol und Marihuana herumexperimentiert, die Schule geschwänzt und sich mehr und mehr von allen abgeschottet, die ihr noch wenige Monate zuvor als enge Freunde viel bedeutet hatten. Dafür
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