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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst
Autoren: Eileen Carr
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wirkende Frau mittleren Alters mit chemisch überbehandeltem Haar, die vorgab, in einer sechs Monate alten Ausgabe des People -Magazins zu lesen. Das kleine Zimmer hinter der Glasscheibe, über dem TRIAGERAUM stand, war nicht besetzt. Aimee klingelte und wartete.
    Eine stämmige Frau in Krankenhauskittel und mit kurzem, abstehendem, rötlichem Haar eilte herbei. Um ihren Hals baumelte ein Stethoskop. Sie musterte Aimee von oben bis unten, offenbar um zu sehen, ob sie an ihr äußere Verletzungen entdecken konnte. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin auf der Suche nach Taylor Dawkin«, sprach Aimee durch die kreisförmige, vergitterte Öffnung in der Glasscheibe.
    Die Frau am Empfang setzte eine abweisende Miene auf. »Ich schicke jemanden zu Ihnen«, erwiderte sie dann und machte auf dem Absatz ihrer quietschenden Gummisandalen kehrt.
    Aimee schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und zog die Schultern hoch, um die Verspannungen ein wenig zu lösen.
    »Dr. Gannon?«, fragte die tiefe Stimme, die sie bereits vom Telefon kannte.
    Sie öffnete die Augen. »Ja.«
    Vor ihr stand ein großer, dunkelhaariger Mann mit breiten Schultern. Und er war bewaffnet. Um überhaupt in das Mikrofon des Triagebereichs sprechen zu können, musste er sich herunterbeugen und sich auf seine muskulösen Unterarme stützen, die dank des hochgekrempelten Hemdes gut zu erkennen waren. Seine Krawatte baumelte schief über der breiten Brust. Das schwarze Haar war ein wenig herausgewachsen, sodass es ihm vorn in die Stirn fiel und sich hinten leicht über dem ausgeblichenen blauen Hemdkragen kräuselte. Männlicher ging es nun wirklich nicht.
    Aimees Körper reagierte instinktiv – selbst als ihr Blick auf seinen Gürtel mit der Marke und seiner Waffe fiel.
    Sein intensiver Blick aus den braunen Augen nahm sie gefangen. Er musterte sie eingehend von oben bis unten, ohne auch nur ein einziges Mal dabei zu blinzeln. Um sie einzuschüchtern, müsste er sich jedoch etwas Besseres einfallen lassen.
    »Ich bin Detective Wolf.« Er drückte auf den Summer, der die Tür öffnete. »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte er und streckte die Hand aus, ohne sich ihr dabei jedoch zuzuwenden. Ihr Blick fiel erneut auf seine Waffe. Große Männer mit Waffen, Gott bewahre.
    »Kann ich Taylor sehen?«, fragte Aimee. Sein Händedruck war fest und förmlich, die Handfläche selbst kräftig und warm.
    »Sicher.« Er wandte sich ab, ging aus dem kleinen Kabuff und überließ es Aimee, ihm zu folgen.
    Sie liefen an dem geschäftigen Durcheinander der Schwesternstation und einer Reihe Vorhänge im Beobachtungsbereich vorbei. Von überallher drang leises Stöhnen und Schluchzen, in das sich leise gesprochene aufmunternde Worte mischten. Selbst mitten in der Woche glich die Notaufnahme bei Nacht einem emotionalen Ausnahmezustand. Aimee zog sich die Jeansjacke enger um den Oberkörper.
    Am Ende des Flurs saß ein uniformierter Polizist auf einem Plastikstuhl. Er unterhielt sich gerade mit einer Frau, die einen dunkelblauen Anzug und darunter ein weißes Spitzenoberteil trug. Ihre Hautfarbe glich der eines cremigen Milchkaffees, wie man ihn in New Orleans serviert bekam, das dunkle, gelockte Haar hatte sie tief im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Sind Sie die Ärztin?«, sprach sie Aimee an, als sie und Wolf näher kamen.
    Aimee lächelte. »Approbierte klinische Psychologin. Genau genommen also eher Wissenschaftlerin als praktische Ärztin.«
    »Reicht mir vollkommen. Von den praktischen Ärzten gibt es hier jede Menge, und keiner von denen konnte eine Verbesserung erreichen.« Die Frau streckte ihr die Hand hin. »Elise Jacobs. Ich bin Detective Wolfs Partnerin.«
    Aimee ergriff die ihr angebotene Hand und schüttelte sie. »Geht es Taylor gut?«, fragte sie. »Steckt sie in Schwierigkeiten? Hat sie etwas angestellt?«
    »Das versuchen wir immer noch herauszufinden.« Wolf schob den Vorhang beiseite. »Sie ist da drin.«
    Taylor Dawkins kauerte in einer Ecke auf dem Boden. Der linke Arm war mit Handschellen an die fahrbare Trage gekettet, sodass sie den Arm über den Kopf gestreckt halten musste, den anderen hatte sie um die Knie geschlungen. Sie war so gut es ging eingeigelt und schaukelte mit fest geschlossenen Augen vor und zurück. Arme und Beine waren mit tiefen Schnittwunden übersät, aus denen immer noch Blut durch die fettig glänzende, antibiotische Salbe troff. Die Finger waren mit schwarzer Tinte beschmiert.
    Aimee entfuhr ein
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