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Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Titel: Im Namen der Gerechtigkeit - Roman
Autoren: Nagel & Kimche AG
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Wirklichkeit, und es war, als erschiene der Heilige dem Engel im Traum, und dieser streckte die Hand aus, um zu prüfen, ob Joseph munter war und sein Wort empfangen konnte.
    Doni setzte sich wieder und ließ mit einem Rucken der Maus das Dunkel des Bildschirmschoners verschwinden. Es war der Tag vor der Berufungsverhandlung, und Doni hatte den Morgen damit verbracht, den Inhalt der Testament -Datei vollständig zu löschen und neu zu schreiben.
    Nun war Folgendes zu lesen:

    Fall A.
    Handeln. Aber wie?
    Mit dem leitenden Oberstaatsanwalt zu reden hat keinen Sinn. Ich habe nicht viel vorzuweisen (nicht protokollierte Aussagen, unvernünftige Abende in der Via Padova), und Mohameds Namen zu nennen ist ein Verrat an Khaled.
    Um Ablösung zu bitten und mich als Zeugen zur Verfügung zu stellen ist auch sinnlos. Der Staatsanwalt könnte von meiner Zeugenaussage absehen.
    Das einzig Richtige ist, auf die Berufung zu verzichten .
    Konsequenzen: schwerwiegend. Es verstößt gegen alle ungeschriebenen Gesetze. Zudem ist es an einem Ort, an dem alles begründet werden muss, höchst gefährlich, ohne Begründung Ich verzichte zu sagen. (Elena kann ich natürlich nicht ins Spiel bringen.) Man wird meine Integrität in Frage stellen.
    Doch wenn ich der Meinung bin, dass Khaled unschuldig ist, oder ich zumindest einen begründeten Zweifel an seiner Schuld habe, wäre das noch nicht einmal ausreichend.
    Ich müsste sogar Freispruch beantragen .
    Das Wort zitterte und flackerte auf dem Bildschirm. Doni las weiter.
    Ich muss Freispruch aufgrund von Formfehlern beantragen .
    Ein Staatsanwalt, der Freispruch beantragt, ist nie sehr gelitten, auch vom Rechtsanwalt nicht. Wenn der Richter sich nämlich dann für eine Verurteilung entscheidet, wird
es für den Angeklagten noch schlimmer.
    Konsequenzen: sehr schwerwiegend. Mit Sicherheit gibt es eine Untersuchung und wahrscheinlich ein Disziplinarverfahren. Ein enormes Risiko für meine berufliche Laufbahn.
    Fazit: Auch das könnte nicht ausreichend sein .
Das Gericht könnte entscheiden, Khaled erneut zu vernehmen, und die Dinge könnten noch komplizierter werden.
    Also?
    An dieser Stelle hielt Doni inne.
    Das Dokument war von einer Reihe weißer Zeilen unterbrochen wie von einem plötzlichen Abgrund. Er ging mit der Maus auf die nächste Seite und las auch die letzten drei Zeilen noch einmal, die mit ihrer klaren Makellosigkeit auf dem Bildschirm prangten:
    Fall B.
    Nicht handeln.
    Glücklich leben.
    Er zentrierte den Absatz und vergrößerte die Schrift, bis die Buchstaben die Seitenränder berührten. Die Worte Glücklich leben sahen nun aus wie ein Flehen.
    Schließlich löschte er alles, schloss die Datei, verschob sie in den Papierkorb und verschränkte die Arme. Er musste nichts weiter tun als abwarten. Einfach seine Sache gut machen. Seine Sache gut machen. Ein Durchschnittsmensch, der immer an die kleinen Schritte geglaubt hatte, wie damals, als er die Harmonielehre studierte, um Claudia zu verführen, und mit der Partitur in der Hand Schumann hörte, um der Melodie zu folgen, taub für die Schönheit und doch entschlossen, Wissen aus ihr zu ziehen.
    Es gibt keine Sicherheit auf dieser Welt. Überhaupt keine Sicherheit.
    Doch für jeden, den ihr verliert, werde ich einen retten.

35
    AN DEM TAG, als der Berufungsprozess stattfinden sollte, wachte Doni um fünf Uhr morgens auf. Er hoffte, sich an einen erhellenden oder zumindest warnenden Traum zu erinnern, doch sein Kopf war leer.
    Schnell wurde es ihm im Bett unerträglich. Er stand auf und ging ins Bad. Er duschte und stellte sich dann in Unterhosen vor den Spiegel. Sein schlanker Oberkörper war voller weißer Haare und Leberflecke. In einem Schälchen mischte er Rasierseife und kochend heißes Wasser. Der kondensierte Dampf trübte stellenweise sein Spiegelbild. Mit einem Pinsel verteilte er Schaum auf Kinn und Wangen und rasierte sich.
    Als er fertig war, rieb er sich mit etwas Aftershave ein und wusch sich nochmals die Achseln. Er verließ das Bad, ging leise ins Schlafzimmer zurück und nahm seine Sachen vom Kleiderständer.
    Die Luft im Wohnzimmer war warm und verbraucht und der Geruch des Abendessens noch nicht verflogen, ein leichter Duft nach Gebratenem und Minze. Er zog sich auf dem Sofa an und schaute sich um. Ihm war nie aufgefallen, wie groß diese Wohnung war. Zu viel Platz für zwei alte Menschen.
    Schließlich legte er sich hin und starrte an die Decke oder ins Dunkel, das sie verhüllte.
    Wie es wohl ausgehen
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