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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)
Autoren: Michael Schuck
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erhob sich und ging vor Daniel her durch die dichtgefüllten Sitzgruppen. "Alles kleine Spinnennester", dachte Daniel, als er die vielen grauen alten Männer und die vielen jungen schwarzen Spinnen sah. Allerdings meinte er auch Paare zu erkennen, die offenbar hierher gekommen waren, um sich ausgefallenere sexuelle Wünsche zu erfüllen. Eine seltsame Mischung von Lässigkeit und verkrampfter Gier hing über dem SPIDERWEB.
    Auf der Bühne hatte n die Spinnen den farbigen Tänzer offenbar geschafft. Er zuckte nur noch ein bisschen.
    Daniel folgte seiner jungen Führerin die Treppe hinauf, die offen an der Wand entlang nach oben führte. Selbst die Treppe war mit Zuschauern dicht gefüllt.
    Im obersten Stockwerk reihte sich Zimmer an Zimmer. Die junge Frau stand einen Augenblick still, überlegte, dann öffnete sie eine der schwarzen Türen.
    "Bitte, mach’ dich schon 'mal frisch!", forderte ihn die junge Frau auf. "Warte einen Augenblick auf mich, ich bin sofort wieder da."
    Daniel trat ein. Der Raum war in ele gantem, aber auch bedrückendem Schwarzrot gehalten. Hinter einer spanischen Wand war das Waschbecken angebracht. Ein fünfeckiges Bett prangte in der Mitte des Raumes.
    Daniel fühlte sich plötzlich sehr erschöpft, legte sich mitten auf das Bett und starrte nach oben. Unter der Decke war ein ebenfalls fünfeckiger Spiegel angebracht, und sein müdes , weißes Gesicht leuchtete ihm von dort entgegen.
    Kaum begann er sich et was zu entspannen, schienen die Wände des Raumes zu schwanken. Diese Bewegung war so deutlich und so heftig, dass Daniel schwindelig wurde. Er sprang aus dem Bett. Daniel musste sich wie ein Betrunkener auf den Boden stützen und auf allen Vieren Halt suchen. Trotzdem begann er zu taumeln, weil jetzt auch der Boden wellenartige Bewegungen aufnahm. Daniel taumelte auf die Wand zu und versuchte sich an ihr wieder aufzurichten. Er fühlte Eiskaltes unter seinen Händen und Klebriges. Daniel kam von der Wand nicht mehr los. Wie ein Menschenmagnet zog sie ihn an. Er stemmte sich gegen diese unheimliche Kraft, aber die Wand war stärker. Bauch, Brust, Hände und Gesicht klebten bereits an dem eiskalten Stein. Daniel versuchte sich loszureißen, er geriet in Panik. Schmerz durchzuckte sein Gesicht.
    Plötzlich ließ ihn die Wand los. Daniel stolperte durchs Zimmer.
    Die junge Frau stand im Türrahmen: "Also, das habe ich ja noch nie gesehen. Was ist denn mit dir los? Jetzt hast du dich sogar verletzt. Du solltest doch nicht die Wand knutschen", sagte sie, während sie sich Daniel näherte. Er fühlte auf seinen Wangen tiefe Schrammen brennen.
    Daniel versuchte auf seinen unsicheren Beinen zu gehen. Mit schwacher Stimme sagte er zu seiner jungen Begleiterin: "Schon gut! Schon gut! Du hast dein Geld heute schnell verdient."
    Er verließ das Zimmer, drängte sich die Treppe hinunter, verließ das SPIDERWEB und war froh, als er wieder in seinem Wagen saß.
    Daniel fuhr auf direktem Wege nach Hause. Lin war allein und schlief schon.
     
    *****
     
    Die Kugeln liefen nicht so, wie er es wollte. Daniel konnte keine Entspannung finden. Mit feuchten Händen hielt er das Queue viel zu verkrampft. Sein dicker Gegner mit dem Speckschwartengesicht grinste verschwommen in dem magischen Kreis, den die Dunkelheit um den Billardtisch gelegt hatte. Die zwei Strahler über dem grünen Tuch waren die einzige Beleuchtung in diesem Teil der Kneipe. Nur ein hektischer Geldspielautomat zählte gleich neben der Theke ohne Gegner seine Punkte aus imaginären Spielen und sprühte dabei Funken.
    Der Dicke trat ganz in den weißgrünen Lichtschein und ließ die Kugeln klicken.
    Keine halbe Stunde hatten sie gespielt, da drohte Daniel schon der Verlust von hundert Euro. Der Dicke erreichte die Fünfzig ohne Schwierigkeiten und hielt Daniel seine fettigen Wurstfinger entgegen.
    "Verdoppeln und noch 'mal !", verlangte Daniel. Es war noch nicht die Zeit nach Hause zu gehen.
    Der Dicke trat in den Schatten zurück und sah Daniel prüfend an:
    "Geld auf die Theke!", forderte er.
    Daniel nickte. Die beiden traten vor das schummerige Rund der Theke, die sich wie eine militante Bastion gegen den Rest der Kneipe erhob.
    Der magersüchtige Wirt blickte mäßig interessiert vom Sportteil seiner Zeitung auf. Für ihn gab es um diese Zeit nicht viel zu tun. Eigentlich gab es hier nie viel zu tun.
    Die beiden Billardspieler legten beide je zwei Hunderter zu den zweien, die schon vom vorigen Spiel her auf der Theke lagen. Der Dicke hielt
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