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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
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Gontas’ Schlag ab, indem er Gontas am Handgelenk packte, und schlug selbst mit dem Säbel zu. Gontas brachte seinen halb lahmen Arm nach oben und bekam Tarukans Waffenhand zu fassen. Einen Augenblick lang drückten sie gegeneinander. Schmerz brandete in Gontas’ verwundetem Arm auf, und Tarukan grinste.
    Gontas erinnerte sich an eine andere Wunde am Arm, an ein anderes Gesicht, an ein Gesicht, das fast so ausgesehen hatte wie das seines Gegners, bevor die Geister von Gehenna es entstellt hatten. Er empfand eine Ruhe und eine plötzliche Heiterkeit, und er lachte kurz und schnaubend auf.
    »Schmerz«, sagte er, »kann ich aushalten.«
    Er zog Tarukans Waffenarm nach unten. Mit den Füßen fegte er seinem Gegner die Beine weg. Tarukan landete auf dem Rücken, Gontas fiel auf ihn, und noch immer hielten sie gegenseitig ihren Waffenarm umklammert.
    Gontas richtete das Blatt seiner Axt auf Tarukans Stirn und drückte sie hinunter. Tarukan hielt dagegen. Schwarzer Schleim blubberte in seinem Mund, die Hautfetzen an seinem Gesicht rissen wieder auf vor Anspannung. Langsam bewegte sich die Axtklinge auf seinen Schädel zu, dann lag der Stahl auf der Haut, durchtrennte sie. Der Knochen knirschte, als Gontas sein Beil hineindrückte.
    »Grüß … deinen … Bruder«, keuchte er.
    Plötzlich ging es leichter. Tarukans Widerstand brach, der Schädelknochen splitterte. Gontas’ Axt fuhr hindurch bis auf den Stein. Schwarzes Blut quoll um Gontas’ Hände auf. Er riss die Axt zurück, hieb noch einmal zu, holte wieder aus und hielt inne.
    Tarukans Leib war schlaff geworden. Das ölige Blut der Geister von Gehenna rann aus ihm heraus und verteilte sich als teerige Lache auf dem steinernen Boden. Gontas richtete sich auf.
    »Du wirst ihn erkennen«, sagte er. »Er sieht aus wie du.«
    Gontas sah sich um. Tori stützte erschöpft ihre heile Hand auf dem Oberschenkel ab und rang nach Atem. Makri der Zauberer lag vor ihr, in so kleine Stücke zerhackt, dass es unmöglich schien mit der Waffe, die die Söldnerin führte.
    Sie hob den Kopf und lächelte Gontas zu. »Hm, Heckenschneiden«, sagte sie. »Der Finckler war ’n bessrer Gegner für mich. Richtiges Werkzeug.«
    Sie hob ihre schwarz verschmierte Sichel.
    Gontas sah sie ernst an. Er ging an ihr vorbei und starrte auf Halime hinab.
    »Was hast du getan?«, fragte er.
    »Was hab ich getan, hm?«, fragte sie zurück. »Was dein Geschäft gewesen wär, du Nomade, du.«
    »Sie war ein Kind«, sagte Gontas.
    »’n verdammter Dämon war sie«, sagte Tori. »Hat se selbst gesagt, hm?«
    Gontas schüttelte den Kopf. »Hat sie. Aber … ich wollte das nicht so.«
    »Mussteste nicht«, sagte Tori. »Ich hab’s übernommen, und wir haben gewonnen, nich’? Was meinste – sind ein gutes Gespann, wir zwei. Können zusammen weiterziehen. Die Götter haben wir besiegt, wer kann uns aufhalten?«
    »Ich habe Mart auf der Treppe gefunden«, sagte Gontas. »Er hatte deinen Dolch in der Brust.«
    »War alt«, sagte Tori. »Wollt nicht mehr kämpfen. Wollt uns alle an die Jammer verkaufen, und ich brauchte sein Schwert.«
    »Und deswegen hast du ihn getötet. Ich hab mit ihm gesprochen, in der Wüste. Er hat dich gerettet, als du deine Hand verloren hast. Hat sich gekümmert. Was für ein Hund beißt die Hand, die für ihn sorgt?«
    Tori biss die Zähne aufeinander. Sie ging auf Gontas zu. »Kein Hund«, sagte sie. »Bin ein Mensch!« Sie hielt ihm die Sichel vor das Gesicht. Er hob die Axt, aber sie fuhr nur mit der stumpfen Seite vor seiner Nase hin und her wie mit einem Zeigefinger.
    »Du weißt gar nichts über mich und Mart«, sagte sie. »Hat er dir erzählt, dass er sich um mich gekümmert hat, als meine Hand wegkam? Aber wie ich se verlorn hab, hat er nicht gesagt, hm? Dass er der Schniegel war, der mich an die Stadtputzer verpfiffen hat? Aye, als Kind war ich ’n Beutelzieher in Apis. Wie hätt ich sonst überleben sollen? Und der feine Mart sieht mich in der Menge, wie ich meiner Arbeit nachgeh, und er steckt es den Wachen, und die schleifen mich zum Richtplatz vor der Stadt, und weg ist die Hand.
    Klar, dass der Mart da zur Stelle sein konnte und mich auffangen und sich um mich kümmern. Er hat ja selbst dafür gesorgt, dass das Mädchen, auf das er ’n Auge geworfen hat, ihm gleich in die Arme fällt und nicht viel mitzureden hat, weil se allein gar nicht mehr weiterkann.«
    Sie ließ die Sichel sinken und verzog bitter die Lippen. »Feiner Krieger, dieser Mart. Zu feige, ’n
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