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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
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hinaufgerannt war und fast die Spitze des Turmes erreicht hatte.
    Unvermittelt blieb er stehen.
    Eine Leiche lag vor ihm. Ein Dolch steckte in ihrer Brust.
    Mart.
    Hatten die alten Götter ihr Versprechen gebrochen? Hatte Halime ihn betrogen?
    Gontas beugte sich vor und erkannte den Griff, der aus dem Leib des Söldners ragte. Es war jene Waffe, die Gontas selbst am Tag zuvor an Tori weitergegeben hatte. Das Schwert des Söldners fehlte.
    Ein unguter Verdacht stieg in Gontas auf. Er blickte nach oben, die Treppe hinauf. Er ging wieder los, beschleunigte den Schritt, und bald hörte er über sich Lärm. Stahl klirrte gegen Stahl, Leder scharrte über Stein, begleitet von keuchenden Atemzügen.
    Gontas stürmte in die Turmkammer.
    Das Erste, was er sah, war der Fokus. Der blaue Edelstein, von dem seine Begleiter und der Hauptmann aus Modwinja gesprochen hatten, ruhte an seinem Platz vor dem Rohr. Er fächerte das Licht des Styx auf, und die thaumaturgische Maschine der Zitadelle arbeitete wieder.
    Dann entdeckte er Halime. Das Mädchen lag gleich bei der Treppe – der Kopf war ihr vom Rumpf getrennt worden. Sie lag in einer Blutlache, ganz gewöhnliches Blut, das rote Blut eines Menschen …
    Gontas sank neben ihr auf die Knie. »Halime«, murmelte er.
    Er war gekommen, um sie zu beschützen. Doch hatte er ihr nicht den Tod gebracht?
    Er berührte ihr Kleid, aber er wagte nicht, den toten Körper zu bewegen oder nach dem Kopf zu greifen, der mit abgewandtem Gesicht ein Stück von ihm entfernt lag. Marts blutiges Schwert lag unweit davon auf dem Boden.
    »Ich hätte bei den Zelten meiner Sippe bleiben sollen«, sagte er zu ihr, »und dort erwarten, was immer von der Zitadelle kommen mag. Wir hätten die alten Götter auch dort besiegen können, und es wäre weniger schmerzhaft gewesen als das. Es wäre ein sauberer Krieg geworden.«
    »He, Brecher, du.« Toris Stimme hallte in abgehackten Silben durch die Turmkammer. »Könnt echt ’ne Hand brauchen, hier.«
    Gontas sah auf. Am anderen Ende des Raums kämpfte Tori gegen das, was von Tarukan übrig war – ein entstelltes, menschenähnliches Wesen, das fast aussah wie eine Flickenpuppe in Lumpenkleidern. Trotzdem bewegte der Söldnerführer sich schnell und geschickt mit seinem schmalen Säbel. Tori hatte nichts als ihre Sichel und ihren biegsamen Leib.
    Tarukan drang auf sie ein, und sie wich aus, beugte sich nach hinten und lenkte mitunter die Säbelklinge mit der Sichel ab oder mit dem Beschlag an ihrem Geschirr. Doch die Sichel war kurz, und sie kam damit nicht an ihren Gegner heran. Tarukan führte eine gewandte Klinge, und Tori fand keine Lücke.
    Hinter ihr, unbemerkt, kroch Makri heran. Der nackte Zauberer kauerte auf dem Boden, umschlich die Kämpfenden und lauerte auf eine Gelegenheit. Auch Makri hatte sich verändert – seine bleiche Haut war bläulich geworden, das Rankenmuster darauf an einigen Stellen verwaschen. Gontas blinzelte und fragte sich, ob das an dem Licht lag, das der Styx in die Kammer schickte. Aber der kränkliche Blauton haftete wirklich an dem Hexer, und er sah nass aus. Er musste in den Kolben getaucht sein und den Stein herausgeholt haben.
    Tarukan drängte die Söldnerin auf den Zauberer zu.
    Gontas biss die Zähne zusammen. Er löste die Finger von Halimes Kleid. Es gab immer noch eine Sache, für die er gekommen war.
    »Tarukan«, rief er. »Wir sind noch nicht fertig, wir zwei.«
    Tarukan sah zu Gontas hin. Tori nutzte die Ablenkung und stieß vor. Tarukan schwang den Säbel, und im letzten Moment wich sie aus.
    Gontas griff nach dem Schwert, das auf dem Boden lag. Er sah Halimes Blut daran, zögerte und zog die Hand zurück. Er konnte es nicht anfassen.
    Stattdessen richtete er sich auf, nahm Anlauf, und mit einem lauten Schrei sprang er mit den Füßen gegen den Stab, der den Fokus trug. Die drei anderen Kämpfer im Raum hielten inne, alle starrten ihn an.
    Der dünne Stab knickte und fiel mit dem Edelstein in der Fassung zu Boden. Das gebündelte Licht vor dem Rohr flackerte und erstarb.
    Tarukan zischte wütend. Makri der Zauber krabbelte wie ein vielgliedriges Insekt auf Gontas zu.
    »Verräter«, kreischte er. »Verräter immerdar.«
    Gontas packte den abgeknickten Stab. Er rüttelte daran und riss ihn ab. Dann stieß er die Stange mit dem Edelstein in den Zauberer wie einen Speer.
    Das Metall glitt durch den Leib des Hexenmeisters, als wäre der ohne Substanz. Gontas spürte nur ein leichtes Rupfen, das seine Bewegung hemmte,
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