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Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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vorbereitet, und sie war so zuversichtlich, wie es ihr möglich war. Wenn ihre Zuversicht wankte oder Zweifel sie überfielen, schob sie sie beiseite.
    Am Tag des Vollmonds stand sie in der Dämmerung auf. Sie sehnte sich schmerzhaft danach, sich an Sam zu kuscheln, seine Wärme zu genießen. Einfach nur zu spüren, dass er seine Arme um sie legte, wie er das manchmal im Schlaf tat. Sie hatten seit der Nacht im Cottage nur auf die unschuldigste Art und Weise zusammen geschlafen.
    Er hatte sie nicht zu mehr gedrängt, hatte nicht versucht, sie zu verführen. Und sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie seine Zurückhaltung als ansatzweise beleidigend empfand.
    Sie war es gewesen, die mehr als einmal kurz davor war, sich ihm zuzuwenden in der vergangenen Nacht, als ihr Verstand von Träumen und ihr Körper von Verlangen erfüllt war.
    Aber an diesem lebenswichtigen Morgen ließ sie ihn schlafend zurück und stand auf ihren Klippen. Sie sog die Kraft der aufsteigenden Sonne und der donnernden See in sich auf.
    Sie spreizte ihre Arme, trank die Kraft und sprach ein Dankgebet für die Gabe.
    Als sie sich umdrehte, sah sie ihn auf dem Balkon des Schlafzimmers, wie er sie beobachtete. Ihre Blicke trafen sich und hielten einander stand. Licht glimmerte zwischen ihnen. Mit wehendem Haar ging sie zurück ins Haus und ignorierte den schwarz geränderten Nebel, der an den Rändern ihrer Welt entlangkroch.
     
    Sie ging in die Buchhandlung wegen ihres eigenen Seelenfriedens. Dies war ihr Traum, den sie sich mit ihren eigenen Händen aufgebaut hatte. Weil das Geschäft ungewöhnlich lebhaft war, hatte sie keine Gelegenheit, in Ruhe mit Lulu zu sprechen. Es schien so, als würde jede zweite Person, die auf der Insel lebte, heute etwas von ihr wollen.
    Gegen Mittag war das Café brechend voll, und sie musste mit unzähligen Kunden ein Wort wechseln.
    Um wieder zu Atem zu kommen, flüchtete Mia in die Küche und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. »Hester Birmingham hat mir gerade erzählt, dass Ben und Jerrys Eisdiele diese Woche Sonderangebote haben.«
    »Zwei meiner Lieblingsmänner«, antwortete Nell, die gerade an Hühner- und Brie-Sandwiches bastelte.
    »Sie konnte sich gar nicht wieder beruhigen. Ich dachte, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde.«
    »Für einige ist Eiscreme eben eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Ich könnte uns doch auch Eis kaufen? Dann können wir uns Eisbecher machen heute Nacht … hinterher.«
    »Prima. Ich freue mich, dass du nicht beunruhigt bist wegen heute Nacht.« Mia streichelte kurz Nells Wange. »Du hast alles, was du brauchst. Morgen ist es vorbei. Keine Schatten mehr.«
    »Ich bin davon überzeugt. Aber du kannst nichts dagegen machen, dass ich deinetwegen ein bisschen besorgt bin.«
    »Kleine Schwester.« Mia drückte ihre Wange auf Nells Haar, nur einen Moment. »Ich liebe dich. Jetzt muss ich aber verschwinden. Ich muss noch einiges erledigen, und hier werde ich nur vom Schwatz aufgehalten. Ich sehe dich dann heute Nacht.«
    Als sie hinauseilte, schloss Nell die Augen und betete.
    Es war gar nicht so einfach zu verschwinden, wie Mia feststellen musste. Als sie endlich in ihrem Büro war, die Papiere holen konnte, die sie vorbereitet hatte, und sich auf den Weg nach unten machte, war eine Stunde vergangen.
    »Lulu. Zwei Minuten«, sagte sie und winkte sie ins Hinterzimmer.
    »Ich habe hier zu tun.«
    »Zwei Minuten«, wiederholte Mia und ging voraus.
    »Ich habe keine Zeit zu verplempern.« Mit einem unmutigen Gesichtsausdruck folgte Lulu ihr. »Ich habe Kunden.«
    »Das sehe ich. Es tut mir leid, aber ich muss nach Hause gehen.«
    »Es ist mitten am Tag. Glaubst du, dass ich sechs Arme habe?«
    »Es tut mir wirklich leid.« Eine Gefühlswelle stieg in ihr
auf und legte sich auf ihre Stimme, bevor sie es verhindern konnte. Dies war die Frau, die ihr Mutter, Vater, Freundin zugleich gewesen war. Die einzige Konstante in ihrem Leben außer ihrer Gabe. Und viel wertvoller als Magie.
    »Bist du krank oder so was?«, fragte Lulu.
    »Nein. Nein, mir geht es gut. Und ich werde es wiedergutmachen.«
    »Und ob du das wirst. Ich werde nächste Woche einen Nachmittag freinehmen, und du kannst im Ring stehen.«
    »Abgemacht. Danke.« Mia umarmte sie und konnte nicht widerstehen, sie ganz fest an sich zu drücken. »Ich danke dir.«
    »Wenn ich gewusst hätte, dass es dich so durcheinanderbringt, hätte ich zwei Nachmittage gesagt. Nun geh schon.«
    »Ich liebe dich, Lu.
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