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Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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immer im Zentrum des Geschehens. Wenn ich die richtigen Fragen stelle, hat er möglicherweise die richtigen Antworten.«
    »Es ist nur noch eine Woche bis Vollmond.«
    »Legen Sie los, Professor.« Sam blickte auf die Uhr. »Ich muss jetzt ins Hotel. Wenn dir irgendetwas auffällt, lass es mich wissen.« Mac grunzte zustimmend, hatte sich aber bereits ins erste Buch vertieft.
    Statt zu seinem Wagen zu gehen, folgte Sam seinem Drang, runter zum Strand und zur Höhle zu gehen.
    Etwas hatte ihn immer dorthin gezogen, noch vor Mia. Schon als kleiner Junge war er seiner Mutter oder seinem Kindermädchen entwischt und dorthin gewandert. Manchmal nur, um sich dort einzurollen und zu schlafen. Er konnte sich noch daran erinnern  – er war erst drei Jahre alt gewesen  –, dass die Polizei gerufen worden war, um ihn zu suchen. Zacks Vater hatte ihn gefunden, ihn aus einem Traum gerissen, in dem er in den Armen einer schönen Frau mit roten Haaren und grauen Augen gelegen hatte.
    Sie hatte ihm etwas auf Gälisch vorgesungen, ein Lied über einen schönen Silkie, der eine Hexe geliebt und sie verlassen hatte, um ins Meer zurückzukehren.
    Er hatte ihre Worte verstanden, und die Sprache des Liedes wurde zu seiner eigenen.
    Als er älter geworden war, hatten er und seine Freunde in der Höhle gespielt, sie als Fort, als Unterwasserhafen, als Räuberversteck benutzt. Trotzdem war er noch oft allein hingegangen  – hatte sich nachts aus dem Haus geschlichen, um sich auf den Boden zu legen, mit seinem Willen ein Feuer zu entzünden und zu beobachten, wie die Flammen sich auf den Wänden widerspiegelten.
    Als er größer wurde, erschien ihm die Frau nicht mehr so häufig in seinen Träumen, und weniger klar. Aber er hatte sie in Mia gesehen, die beiden Bilder hatten sich in seinem Kopf zu einem einzigen verbunden, zu Mia.
    Er betrat die Höhle und konnte sie riechen. Nein, korrigierte er sich fasziniert. Er konnte beide riechen. Den leicht würzigen Duft der Frau, die ihm vorgesungen hatte, und den intensiveren Duft der Frau, die er liebte.
    Mutter hatte Mia sie genannt in der Nacht, in der sie gesehen hatten, wie sie den Pelz versteckte. Erfüllt von Zuneigung
und mit Respekt war sie dieser Vision entgegengetreten, als wären sie sich schon viele Male begegnet.
    Obgleich sie ihm das nie gesagt hatte, nahm er das an, auch wenn es schien, als würde sie ihm alles erzählen.
    Er bückte sich und betrachtete den glatten Steinboden der Höhle, wo er den schlafenden Mann gesehen hatte.
    »Du hattest mein Gesicht«, murmelte er. »Genauso wie sie Mias hatte. Einst dachte ich, dass es bedeutete, dass wir nicht füreinander bestimmt sind. Es war eine meiner vielen Entschuldigungen. Du bist gegangen. Ich auch. Aber ich bin zurückgekommen.«
    Er bewegte sich zur Seite, las die Worte, die er in den Stein geschrieben hatte vor langer Zeit. Während er las, griff er unter sein Hemd und zog eine Kette hervor, die er trug. Sein Fuß stieß gegen etwas, das ein klingendes Geräusch verursachte.
    Seine eine Hand umschloss den Ring, den er an seiner Kette trug, seine andere hob das Gegenstück auf.
    Der schmalere Ring war ganz stumpf, aber er konnte die Inschrift fühlen. Es war der gleiche keltische Knoten, der auch in seinen Ring graviert war, den er in der Höhle an der Westküste Irlands gefunden hatte. Das gleiche Muster, das Mia unter sein Versprechen gemalt hatte.
    Sanft schloss er seine Finger um den Ring, schloss die Augen und erinnerte sich schwach an einen Zauberspruch, der Hausfrauen gewidmet war. Als er seine Hand wieder öffnete, glänzte der kleine Ring wieder silbern.
    Er betrachtete ihn sehr lange, dann ließ er ihn über seine Kette gleiten zu seinem Gegenstück.
     
    In ihrem Büro druckte Mia E-Mail-Bestellungen aus und legte sie zur späteren Bearbeitung zur Seite. Dann arbeitete
sie sich systematisch durch den während ihrer kurzen Abwesenheit angefallenen Stapel. Sie hatte ihre Rückstände als Entschuldigung vorgeschoben  – als eine legitime  –, um das Haus früh verlassen zu können. Obgleich sie auch nicht den Eindruck hatte, dass Sam gesteigerten Wert darauf gelegt hätte, sie zurückzuhalten.
    Gegen neun war sie schon gut vorangekommen und machte eine Pause, um ihren ersten Anruf zu tätigen. Sie wollte sich mit ihrem Rechtsanwalt verabreden, um einiges in ihrem Testament zu ändern. Sie redete sich ein, dass sie nicht fatalistisch, sondern praktisch war.
    Sie entnahm ihrer Tasche einige persönliche
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