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Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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Einmann-Polizeistation, ein Café, ein Rathaus und den unvermeidlichen Pub, vor dem zwei ältere Männer auf einer Bank saßen. Gegenüber lag ein kleiner Park, die einzige grüne Oase in dem trockenen, sonnendurchglühten Ort.
    Die Stadtväter hatten etwas Bemerkenswertes getan. Sie hatten vor Jahrzehnten zwei Dutzend Jacarandas gepflanzt, die sich zu prächtigen, Schatten spendenden Bäumen entwickelt hatten. Jetzt, Ende Oktober, waren sie voll erblüht. Die ersten Blüten begannen schon abzufallen und bildeten auf dem Boden kleine lilafarbene Inseln.
    „Sind die Bäume nicht traumhaft schön, Ma?“ Riley hielt sich dicht an Marissas Seite. Er brauchte ihre Nähe, um sich nicht verloren zu fühlen. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie hier draußen in der Wüste so gut gedeihen.“
    „Die Jacarandas stammen aus dem trockenen Hochland Brasiliens“, erklärte Marissa. „Je trockener es ist, desto üppiger blühen sie. Man müsste den Namen eigentlich ‚Hakkaranda‘ aussprechen, wie die Brasilianer es tun. Weißt du, wo ihr Land liegt? Die Hauptstadt heißt Brasilia, aber Rio de Janeiro ist größer und schöner.“
    Riley bewunderte immer noch die Jacarandas. „Brasilien befindet sich in Südamerika“, antwortete er, als wäre er in der Schule. „Es ist riesig, und die Leute sprechen dort Portugiesisch. Vor dir war Daddy mein bester Lehrer, Ma. Er hat mir schon früh vieles beigebracht … über Geschichte, Erdkunde, Schreiben und Rechnen. Bei ihm war alles interessant, manchmal wurde er allerdings krank, dann musste ich bei Pastor McCauley und seiner Frau bleiben. Sie waren sehr nett zu mir.“
    „Es sind gute und liebe Menschen“, bestätigte Marissa in aufrichtiger Dankbarkeit.
    Riley nickte. „Mrs. McCauley sagte immer, ich sei das klügste Kind, das jemals die Missionsschule besucht hätte. Ich wusste im Gegensatz zu den anderen vieles, weil Daddy mich immer wie einen großen Jungen behandelt hatte. Es war wunderbar, ihm zuzuhören. Er hatte eine so schöne Stimme … genau wie du, Ma. Tut es dir leid, dass du nicht mehr unterrichtest?“
    Für einen Moment fürchtete Marissa, in Tränen auszubrechen, doch sie fasste sich schnell. „Die Schule fehlt mir“, gab sie zu, „doch dafür habe ich jetzt dich. Ich will da weitermachen, wo Dad aufgehört hat. Später werde ich dich dann auf das Internat schicken, das er auch besucht hat. Da wirst du seinen Namen auf der Ehrentafel finden. Er war ein ausgezeichneter Schüler und später ein brillanter Student. Ob sie mich auf einer der umliegenden Rinderfarmen als Erzieherin anstellen?“
    „Bestimmt“, versicherte Riley, als wäre daran überhaupt nicht zu zweifeln. „Du bist eine sehr gute Lehrerin, und die Kinder mögen dich.“
    „Auf den meisten Farmen wird schon eine Erzieherin sein“, gab Marissa zu bedenken.
    „Vielleicht kündigt die eine oder andere … das kann man nie wissen. Die Kinder der Farmer werden zu Hause unterrichtet, bis sie alt genug sind, um ein Internat zu besuchen. Stimmt das nicht?“
    „Oh doch. Das Channel Country ist das Land der Rinderbarone, ein von Flüssen durchzogenes Gebiet am Rand der eigentlichen Wüste. Es fällt dort kaum Regen, doch zur Monsunzeit schwellen die Flüsse an und überschwemmen das Land. Deshalb findet das Vieh hier reichlich Nahrung.“
    „Daddy hat mir alles über Trocken- und Regenzeiten erzählt“, berichtete Riley stolz. „Einmal wurden wir von einer Überflutung überrascht. Alles um uns herum stand unter Wasser. Wir mussten tagelang im Auto warten, bis die vor uns liegende Brücke wieder passierbar war. Ob auf ‚Wungalla‘ eine Erzieherin gebraucht wird?“ Er sprach den Namen „Wu-un-gah-la“ so sanft und wohlklingend aus, wie er es im Norden bei den Aborigines gehört hatte.
    „Das würde mich nicht wundern“, antwortete Marissa, denn sie wollte Riley auf keinen Fall beunruhigen. „Was meinst du? Wollen wir es mit dem Café auf der anderen Straßenseite versuchen? Es wirkt sauber und freundlich, nur den Namen finde ich seltsam. ‚River Café‘! Kannst du irgendwo einen Fluss entdecken?“
    „Das ist sicher scherzhaft gemeint. Was machen wir mit Dusty?“
    „Das, was wir immer mit ihm machen. Wir binden ihn draußen an und bringen ihm einen Hamburger.“
    „Mit viel Tomatenketchup. Den liebt Dusty doch so sehr.“ Riley griente. „Er schlürft es wie Wasser.“
    „Ist das Ihr Hund?“, erkundigte sich die Cafébesitzerin. Sie hatte durch das Fenster beobachtet, wie Dusty
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