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Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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Stuhl, ein Schrank und eine Kommode mit Spiegel – das war alles. Vor den Fenstern hingen weiße Baumwollgardinen, auf dem Holzfußboden lag ein einfacher Webteppich, und über dem Bett hing ein gerahmter Farbdruck, der eine Kamelkarawane zwischen rot glühenden Sanddünen zeigte.
    Denny und Marjie hatten sie am Nachmittag wie alte Freunde begrüßt. Die beiden passten ideal zusammen. Er war fast taub, und sie hatte eine Stimme, die Tote erwecken konnte. Es war verabredet worden, dass Marissa und Riley nicht im Haus, sondern bei Daisy frühstücken sollten, bei der sich das ganze gesellschaftliche Leben des Ortes abzuspielen schien.
    „Wir kommen später auch vorbei, um einen Kaffee zu trinken“, hatte Marjie gesagt und damit Marissa das Stichwort zum Aufbruch gegeben.
    Daisy sorgte dafür, dass Marissa und Riley einen freien Tisch bekamen, und verschwand dann in der Küche, ohne nach ihrem Essenswunsch zu fragen.
    „Ob es wieder Hamburger gibt?“, fragte Riley, während er sich neugierig umsah. Fast alle Plätze waren besetzt, überwiegend von Rancharbeitern, Truckern oder Leuten, die sich auf der Durchreise befanden.
    „Hoffentlich nicht“, antwortete Marissa und ignorierte krampfhaft, dass sie von allen Seiten angestarrt wurde.
    „Daisy ist wirklich nett, findest du nicht auch?“, fuhr Riley fort. „Sie besorgt dir bestimmt eine Stellung.“
    „Und sie wird sich nicht davon abschrecken lassen, dass alle besetzt sind“, meinte Marissa lächelnd. „Bist du hungrig?“
    „Und wie, vor allem aber durstig. Das ist alles so aufregend, Ma. Ein Glück, dass Dusty gut mit Marjie auskommt. Soweit ich sehen konnte, folgt er ihr überallhin.“
    „Wenn er sie nur nicht plötzlich beißt.“
    „Nie im Leben“, versicherte Riley. „Dazu ist er viel zu klug.“
    Das Frühstück, das Daisy wenig später servierte, bestand aus Mangosaft, knusprigem Müsli und warmen Baguettebrötchen, die mit Schinken und Ei belegt waren. Offenbar hatte Daisy sich vorgenommen, Marissas und Rileys Energiebedarf für den ganzen Tag sicherzustellen. Eine Bezahlung lehnte sie auch diesmal ab, was Marissa unter der Bedingung annahm, später in der Küche helfen zu dürfen.
    „Das wäre lieb von Ihnen“, sagte Daisy. „Bis dahin sollten Sie jedoch im Park spazieren gehen. Die blühenden Jacarandas sind eine Augenweide. Ohne Holts Grandma, Mrs. McMaster, könnten wir uns nicht daran freuen, denn ihr verdanken wir die Gestaltung der Anlage. Ein englischer Landschaftsarchitekt, mit dem sie befreundet war, hat die Bäume gepflanzt. Die Einwohner von Ransom zeigten kaum Interesse dafür, aber Mrs. McMaster ist eine echte Lady … wenn auch sehr englisch, aber das hat uns nicht gestört. Im Gegenteil, wir haben sie als First Lady akzeptiert und gemacht, was sie gesagt hat. Seit sie herkam, geben die McMasters in der Stadt den Ton an. Wissen Sie übrigens, wie es zu dem Namen ‚Ransom‘ gekommen ist?“
    „Bitte verraten Sie es uns“, bat Riley.
    Aus der hinteren Ecke des Gastraums meldete sich in diesem Moment eine männliche Stimme. „Ob meine Spiegeleier wohl noch heute fertig werden, Daisy-Schatz?“
    „Hab dich nicht so“, antwortete Daisy über die Schulter und wandte sich wieder an Riley. „Ich erzähle es dir später“, versprach sie. „Du weißt sicher nicht, was ‚ransom‘ bedeutet, doch deine Mum wird es dir erklären.“ Sie winkte dem ungeduldigen Gast zu und verschwand dann wieder in der Küche.
    Marissa verließ mit Riley das Café und nahm ihn draußen an die Hand. „Du musst lernen, mich ‚Marissa‘ zu nennen“, ermahnte sie ihn. „Sonst halten mich die Leute für deine Mutter.“
    „Das bist du doch“, beteuerte Riley, „und zwar die beste, die man sich denken kann. Meine echte Mum hat mich immer geschlagen … einmal so hart, dass mir tagelang die Brust wehtat, als wäre eine Rippe gebrochen. Daddy war außer sich vor Zorn und nannte sie eine kleine Giftkröte.“
    Marissa schloss die Augen. „Oh Riley“, seufzte sie. „Das hast du mir noch nie erzählt.“
    „Weil ich dir lieber nichts Schlimmes berichte“, erwiderte er. „Nicht lange danach lief sie auf und davon.“
    „Du behauptest zwar, dass du sie nicht vermisst, aber stimmt das auch? Sie ist immerhin deine Mutter. Sag mir die Wahrheit, Riley. Wir dürfen uns nie belügen.“
    „Ich möchte sie niemals wiedersehen“, erklärte Riley mit gesenktem Kopf. „Das ist die Wahrheit, Ma. Nat, einer unserer Rancharbeiter, nannte sie eine
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