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Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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Junge kommt mir nicht hierher, Bryan … das sage ich dir gleich. Marissa haben wir aus Mitleid aufgenommen und großgezogen, ein zweites Mal nehme ich das nicht auf mich. Michael hätte sich nicht mit dieser Frau einlassen dürfen. Wenn sie die Mutter nicht finden können, kommt der Junge ins Heim.“
    Tante Ally wusste nicht, was in einem Menschen vorging, der Kummer hatte, und die tiefe Liebe zwischen Marissas Eltern hatte sie auch nie verstanden. Sie ahnte nicht, wie viel zwei Menschen einander bedeuten konnten, besonders nicht zwei so schöne und glückliche Menschen, wie Michael und Maureen Devlin es gewesen waren.
    Nach dem tragischen Unfalltod von Marissas Mutter, den Michael Devlin sich selbst zuschrieb, hatte er die Kontrolle über sein Leben verloren. Er war ein heimatloser Vagabund geworden. Vorher hatte er allerdings einen Treuhandfonds eingerichtet, von dem Marissa bis zum Abschluss ihrer Universitätsausbildung sorglos leben konnte. Tante Ally versäumte es stets, diesen wichtigen Punkt zu erwähnen, und tat so, als wäre die Aufnahme ihrer Nichte mit hohen finanziellen Opfern verbunden gewesen.
    „Ohne festen Halt im Leben bin ich nur noch eine Last für dich“, hatte Michael vor seinem Verschwinden zu Marissa gesagt. „Du wirst ohne mich besser zurechtkommen, zumindest vorläufig. Vergiss nie, dass ich dich liebe.“
    Die ganze Familie hatte gehofft, dass mit „vorläufig“ höchstens einige Monate gemeint waren, doch es wurden Jahre daraus. Bryan Devlin tat sein Bestes, um der armen Waise ein neues Heim zu schaffen, doch leider machte seine Frau diese Bemühungen immer wieder zunichte. Ihre Liebe reichte nur für die eigene Tochter Lucy, die zwei Jahre älter als ihre Cousine war und Marissa kaum eine Chance ließ, sich neben ihr zu entwickeln.
    Zehn Jahre später dann, kaum fünfzig Jahre alt, war Michael Devlin ein toter Mann. Der Alkohol, von dem er sichnie mehr lossagenkonnte, hatteihndahingerafft. Während dieser zehn Jahre war er gelegentlich überraschend aufgetaucht, um Bryan und Ally zu sagen, wie „wunderbar sie ihre Aufgabe erfüllten“, aber dann war er wieder verschwunden, um sein ruheloses Leben fortzusetzen. Die Einbildung, er sei der Mörder seiner Frau, hatte immer mehr von ihm Besitz ergriffen und ihn schließlich in den Tod getrieben.
    „Wie lange werden wir noch brauchen, um Ransom zu erreichen?“ Riley bückte sich, um den aufgeregten Dusty zu streicheln. Der Ausreißer war vorübergehend zurückgekehrt, schlürfte gierig etwas Wasser und jagte dann wieder davon, um die unerwartete Freiheit zu genießen.
    „Wir haben es bald geschafft“, versprach Marissa. „Wir haben die letzte Etappe unserer Fahrt erreicht.“ Sie stand auf und strich Riley über das lockige Haar. Er war ein ungewöhnlich hübscher Junge, was das Verschwinden seiner Mutter noch unerklärlicher machte. Wie konnte man ein Kind, das an Asthma litt und von seinem kranken, trunksüchtigen Vater keine Hilfe erwarten durfte, einfach sich selbst überlassen? „Sobald wir am Ziel sind, gönnen wir uns ein echtes Luxusmahl.“
    „Ob es in Ransom Hamburger gibt?“, fragte Riley hoffnungsvoll. Sie waren für ihn der Inbegriff der feinen Küche.
    Marissa faltete die Karte zusammen. „Die wird es bestimmt geben“, erklärte sie. „He, was ist das?“ Sie beschattete mit der Hand die Augen, um gegen die gleißende Sonne besser sehen zu können. „Hat Dusty es etwa auf die unschuldigen Kängurus abgesehen?“
    „Das liegt einem Hütehund im Blut“, meinte Riley vergnügt. „Wenn es sein muss, jagen sie auch Menschen.“
    „Und wenn die Tiere das nicht mögen?“ Marissa wusste nicht, ob sie lachen oder besorgt sein sollte. „Dusty ist ein kleiner Teufel. Pfeif ihn zurück, Riley, bevor eins der Tiere wütend wird und es ihm heimzahlt.“
    „Keine Angst“, beruhigte Riley sie. „Dusty weiß nicht nur mit Rindern, sondern auch mit Emus und Kängurus umzugehen.“ Trotzdem gehorchte er seiner Schwester und pfiff seinen Hund zurück.

2. KAPITEL
    Nach der tagelangen Fahrt wirkte das kleine, abgelegene Ransom auf Marissa und Riley seltsam vertraut. Sie waren durch viele ähnliche Städte gekommen, die alle gleich aussahen und den Eindruck erweckten, als wären sie schon immer da gewesen und würden unverändert so bleiben.
    Kein Mensch ließ sich blicken. Jeeps und Landrover säumten die Hauptstraße zu beiden Seiten. Es gab eine Tankstelle mit Reparaturwerkstatt, mehrere Geschäfte, eine
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