Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koma

Titel: Im Koma
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
er engagiert hatte, die Drecksarbeit für ihn zu erledigen? Lag ihr Gatte in diesem Moment friedlich in seinem Bett und wartete, dass der Tod sie packte und die Treppe hinunterwarf wie ein Bündel schmutziger Wäsche? Oder war es Warren, der, nachdem er Drew mühelos in einen seligen Drogen- und Alkoholrausch befördert hatte, das Werk selbst vollenden wollte?
    Casey spähte durch die Dunkelheit zur Schlafzimmertür. Das Licht des Mondes, das durchs Fenster fiel, hüllte den Raum in einen sanften Dunst. Im Türrahmen tauchte eine Gestalt auf, blieb kurz stehen und schlich dann eilig über den Teppich wie eine große Katze. Tränen schössen in Caseys Augen, sodass ihr Blickfeld verschwamm. Würde sie genug Kraft haben, um zu schreien, fragte sie sich, als der Mann mit ausgestreckten Armen das Bett erreichte. Und wenn sie es konnte, würde es ihr etwas nützen?
    »Nein!«, hörte Casey sich rufen, und ihr wild pochendes Herz drohte in ihrer Brust zu explodieren, als eine große Hand rasch ihren Mund bedeckte. Sie riss die Augen auf, ohne zu verstehen, was sie sah.
    »Psst«, flüsterte der Mann.
    Träumte sie? Wie war das möglich?
    »Alles in Ordnung«, beruhigte der Mann sie und löste langsam den Druck auf ihren Mund. »Nicht schreien. Es ist alles in Ordnung.«
    Was machte er hier? Wie war er ins Haus gekommen?
    Der Mann schlug ihre Decke beiseite und hob sie behutsam aus dem Bett.
    Jeremy.
    »Wir bringen Sie hier weg«, sagte er. Wir?
    Erst jetzt bemerkte Casey die zweite Gestalt, die von der Tür aus zusah. »Beeil dich«, drängte Drew Jeremy flüsternd. Drew. Mein Gott. Es ist Drew.
    »Halten Sie durch, Casey«, sagte Jeremy, als er sie in den Flur trug.
    »Ich hole Lola«, sagte Drew, während Jeremy weiter zur Treppe ging.
    Und dann tauchte plötzlich eine dritte Gestalt im Flur auf und versperrte ihnen den Weg.
    Warren.
    »Wollt ihr irgendwohin?«, fragte er beinahe beiläufig. Er trug dasselbe blau-weiß gestreifte Hemd und die Jeans wie den ganzen Abend, und selbst in der Dunkelheit konnte Casey die Waffe in seiner Hand deutlich erkennen.
    Die Pistole ihrer Mutter. Er hatte sie gefunden.
    »Setzen Sie meine Frau ab«, wies Warren Jeremy an. »Auf der Stelle.«
    Langsam ließ Jeremy Casey zu Boden gleiten und lehnte ihren Rücken an die Wand neben dem Treppenabsatz. »Ganz ruhig, Mann...«
    »Schnauze«, bellte Warren. »Was glaubt ihr, was ihr hier macht?«
    »Wir bringen meine Schwester hier weg«, sagte Drew trotzig.
    »Ihr wollt meine Frau entführen?«
    »Wir bringen sie von dir weg.«
    »Warum wollt ihr das tun?«
    »Weil Casey es möchte.«
    »Verstehe. Und woher weißt du das?«
    »Weil ich meine Schwester kenne. Und ich kenne dich«, fuhr Drew nach einer kurzen Pause fort.
    »Und was glaubst du zu wissen?«
    »Ich weiß, dass du irgendwas im Schilde führst. Ich hatte schon angefangen, meinen eigenen Instinkten zu misstrauen. Ich hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen, dass ich einem so netten Kerl das Leben so schwer gemacht habe. Aber dann hast du vorgeschlagen, dass wir feiern, und ich dachte, warum bietet er mir Champagner an, wo er doch weiß, was passiert, wenn ich trinke? Aber du weißt offensichtlich nicht, dass es sehr viel mehr als ein paar Flaschen Champagner und ein bisschen abgestandenes Backpulver braucht, um mich außer Gefecht zu setzen. Es war übrigens wirklich Backpulver. Ich habe es im Kühlschrank gefunden, als ich den Champagner gesucht habe.«
    »Du hältst dich wohl für sehr clever, was?«
    »Ich gebe mir bloß Mühe, als Versager möglichst überzeugend rüberzukommen.« »Und Jeremy?«
    »Ich habe ihn angerufen, nachdem wir schlafen gegangen waren, und ihm erzählt, dass ich mir etwas wirklich Ungewöhnliches für unser erstes Date ausgedacht habe.«
    »Legen Sie die Waffe weg«, drängte Jeremy. »Wir spazieren hier raus, und niemand wird verletzt.«
    Als Reaktion richtete Warren die Waffe direkt auf Drews Kopf. »Das glaube ich nicht.« »Willst du uns alle erschießen?«, fragte Drew. »Wenn es sein muss.« »Damit kommst du nie...«
    »Nie was? Du wolltest doch bitte nicht sagen, dass ich damit nie durchkomme. Denn abgesehen davon, dass es eine banale, abgelutschte Phrase ist, werde ich unbedingt damit durchkommen. Schließlich hast du ganz offensichtlich nicht die Polizei alarmiert, weil du wusstest, dass man dir das Ganze nicht abnehmen würde. Es besteht also keine Chance, dass die Kavallerie zu eurer Rettung einreitet. Und ich kann mir aus dem hohlen Bauch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher