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Viel Rummel um Nichts

Titel: Viel Rummel um Nichts
Autoren: Robert Asprin
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Tagebucheintrag # 278
    Noch die glücklichsten Umstände können den Keim der Selbstzerstörung in sich tragen. Genau so kam es denn auch, als man die Chaos-Kompanie nach Loreley beorderte.
    Auf den ersten Blick mochte das noble Spielkasino als traumhafter Posten für die Kompanie der Weltraumlegion erscheinen, die bis vor kurzem noch das Gespött der gesamten Truppe gewesen war. Lange Zeit diente die Omega-Kompanie als Mülldeponie der Legion, auf die man Unfähige und Unzufriedene verfrachtete. Meinem Arbeitgeber, Willard Narrisch (oder Hauptmann Joker, wie sein Deckname in der Legion lautet) hatte man nur deswegen zum Chef der Omega-Kompanie gemacht, um ihn für eine kleine Taktlosigkeit zu bestrafen: Er hatte nämlich einen Piloten dazu überredet, eine Friedenskonferenz aus Bordwaffen zu beschießen. Letztlich war das Glück auf seiner Seite gewesen - nur sein Status als wohlhabender Erbe eines Waffenherstellers bewahrte ihn vor der unehrenhaften Entlassung. Seine Vorgesetzten beabsichtigten deshalb, ihn mit vorprogrammierten Misserfolgen und Peinlichkeiten zu traktieren, bis er freiwillig seinen Abschied einreichte. Einhellig war das Oberkommando der Ansicht, ein verzogener, reicher Junge könne seine Jugend gewiss auf weit angenehmere Weise vergeuden und dabei sogar aus einer ganzen Reihe von Möglichkeiten wählen.
    Narrisch hatte sich jedoch vorgenommen, die Kompanie zur besten Einheit der Legion zu machen, und indem er auf äußerst ungewöhnliche Methoden zurückgriff, war er dem fern gelegenen Ziel deutlich näher gerückt. Allein hatte er mächtige Feinde, und Loreley schien die perfekte Falle für jeden Unvorsichtigen zu sein. Von Gangstern beherrscht und jedweder Art der genusssüchtigen Unterhaltung verfallen, hätte dieser Ort die meisten Militäreinheiten ruiniert. Dass die Chaos-Kompanie wider Erwarten allen Versuchungen trotzte, verblüffte zwar die Feinde meines Arbeitgebers. Dennoch stand ihr Entschluss fest, neue Mittel und Wege zu finden, ihn zu ruinieren.
    Nun wartete die Kompanie auf die Ankunft von Rekruten - die erste nennenswerte Verstärkung der eigenen Reihen, seitdem Narrisch das Kommando angetreten hatte. In einer eingespielten Truppe wie der Chaos-Kompanie zeitigt auch die kleinste Personalveränderung starke Auswirkungen. Werden die neuen Leute zu allem Überfluss aber von den eigenen Feinden ausgewählt, müssen die Folgen umso katastrophaler ausfallen.
     
    »Sie dürften nun jeden Moment andocken«, sagte Narrisch nach einem Blick auf sein Armbandchrono.
    Innerhalb der letzten fünf Minuten hatte er bereits dreimal auf das Chrono geschaut. Da in der Ankunftshalle der Raumstation zahlreiche, deutlich sichtbare Zeitdisplays hingen, hätte ein unbeteiligter Beobachter den Schluss ziehen können, Hauptmann Narrischs Interesse an der Uhrzeit sei ein Zeichen von Nervosität - zumal er fortwährend auf und ab schritt und unablässig redete. Jener Beobachter hätte Recht gehabt.
    »Auf ein paar Minuten kommt es nicht an, Sir«, sagte Hauptfeldwebel Brandy. Sie hatte ihren Vorgesetzten in die Ankunftshalle begleitet, um die Rekruten in Empfang zu nehmen. »Sie sind auf dem Weg hierher, und wir werden schon mit ihnen fertig. Wir alle. So was mache ich schließlich nicht zum ersten Mal.«
    »Oh, dessen bin ich mir bewusst«, entgegnete Narrisch und nickte dem Hauptfeldwebel anerkennend zu. »Und ich bin sicher, Sie werden Ihr Bestes tun, dass sich die Neuen so reibungslos wie möglich einfügen. Ich habe gesehen, wozu Sie imstande sind, Brandy. Aber hier geht es nicht um gewöhnliche Verstärkung. Das ist eine völlig einzigartige Situation.«
    »Sie meinen die Gambolts, Sir?«, bemerkte Leutnant Armstrong, der Dritte im Begrüßungskomitee. Kerzengerade stand er da und erweckte fast den Eindruck, als fühle er sich trotz seiner überspitzt tadellosen Uniform und Haltung wohl. »Ich wüsste nicht, weshalb sie zum Problem werden sollten. Sie zählen zu den besten Kämpfern der Galaxis. Es ist eine Ehre, sie in unserer Einheit zu haben.«
    »Ja, das weiß ich auch zu würdigen«, erwiderte Narrisch. »Aber Gambolts haben bisher noch nie gemeinsam mit Menschen in einer gemischten Einheit gedient - und diese drei haben ausdrücklich darum gebeten, uns zugeteilt zu werden. Ihr Gesuch ehrt zwar unsere Leistungen, und trotzdem frage ich mich ständig, ob ...« Seine Stimme verlor sich.
    Brandy schüttelte energisch den Kopf. »Ob die Legionäre sie akzeptieren werden? Machen Sie sich darum keine
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