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Im Koma

Titel: Im Koma
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nicht die Typen, die Warren vertreten haben?«, fragte Gail.
    »Das waren Goodman & Latimer. Die sind besser als Goodman & Francis. Nicht dass es ihm viel genutzt hätte.«
    »Ich schätze, nachdem Nick Margolis als Gegenleistung für den Verzicht auf die Todesstrafe gegen ihn ausgesagt hat, waren ihnen die Hände ziemlich gebunden.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er versucht hat, Casey zu töten, und dann die arme Krankenschwester erwürgt hat«, sagte Gail nach einer kurzen Pause, und statt ihres üblichen Lachens ließ sie einen tiefen Seufzer vernehmen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Janine. »Es gab Momente, in denen ich der Frau am liebsten selbst den Hals umgedreht hätte.«
    »Ich fasse es nicht, dass du das gesagt hast.« Gail riss entsetzt die Augen auf und schob eine widerspenstige Locke hinter ihr rechtes Ohr.
    »Was? Habe ich was gesagt?«
    »Zumindest hat Warren bekommen, was er verdient hat«, sagte Gail.
    »Eigentlich nicht«, entgegnete Drew. »Er lebt schließlich noch, oder?«
    »Wenn man es als Leben bezeichnen will, den Rest seiner Tage hinter Gittern zu verbringen.«
    »Besser als im Koma. Stimmt's, Casey?«, fragte Drew. »Wirklich schade, dass meine Schwester ein so mieser Schütze ist. Ein paar Zentimeter weiter rechts, dann müssten wir dieses Gespräch nicht führen.«
    In der Küche begann der Kessel zu pfeifen.
    »Mein Stichwort«, sagte Gail und eilte aus dem Zimmer.
    »Ich helfe dir«, sagte Drew und folgte ihr.
    »Du bist sehr still heute«, erklärte Janine Casey nach einer Weile. »Regt es dich auf, wenn wir darüber reden, was geschehen ist?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Casey langsam und gemessen. Sie musste sich immer noch an den Klang ihrer eigenen Stimme gewöhnen, so wie ihr Körper sich an seine wachsende Bewegungsfreiheit gewöhnen musste.
    »Wahrscheinlich hab ich eben ziemlich unsensibel geklungen.«
    »Ich weiß«, sagte Casey leise.
    »Tut mir leid. Ich wollte nicht...«
    »Das mit dir und Warren«, präzisierte Casey. »Ich weiß Bescheid.«
    Nach längerem Schweigen nickte Janine, als wäre sie nicht komplett überrascht. »Hasst du mich jetzt?«
    »Nein.«
    »Ich würde dich hassen«, sagte Janine. »Ich weiß.«
    »Willst du, dass ich gehe?«
    Casey schüttelte den Kopf. »Wie kannst du jetzt gehen? Du hast noch dreiundzwanzig Seiten vor dir.«
    Janine lächelte traurig. »Du brauchst mich nicht mehr, um sie dir vorzulesen.«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Casey. »Ich glaube ehrlich nicht, dass ich sie ohne dich durchstehen würde.«
    Janine senkte den Kopf und brach in Tränen aus. »O Casey. Es tut mir so leid.«
    »Ich weiß.«
    »Ich war so dumm.«
    »Ja, das warst du.«
    »Und ich hasse dumm.«
    Casey lächelte. »Warren hat alle getäuscht, Janine.« »Wenn ich es nur ungeschehen machen könnte...« »Das kannst du aber nicht.« »Ich weiß.«
    »Wir müssen nach vorn schauen.«
    »Du weißt, wenn es irgendetwas gäbe, womit ich es wiedergutmachen könnte, würde ich es tun.«
    »Du kannst mit uns kommen, wenn wir mit Lola durchs Viertel ziehen.« »Was?«
    »Lola macht dir bestimmt gern noch einen Satz Katzenohren.« »Du hasst mich wirklich«, sagte Janine. Casey lachte laut.
    »Was für ein wunderschöner Klang«, sagte Drew, die ein orangefarben emailliertes Tablett mit einer Schale Kekse in Form kleiner Kürbisse, vier Bechern und einem Zuckertopf ins
    Zimmer trug, gefolgt von Gail, die die Teekanne hielt. Drew stellte das Tablett auf die braune Lederottomane vor dem Sofa und kniete sich auf den cremefarbenen Florteppich. Gail kniete sich neben sie. Casey stemmte sich aus dem schweren beige-braunen Samtsessel und hockte sich zu ihnen auf den Boden.
    »Vorsicht«, sagte Janine.
    »Pass auf«, ließ Gail sich wie ein Echo vernehmen.
    »Alles in Ordnung«, sagte Casey und verschränkte die Beine.
    »Ich weiß nicht, wie du das machst«, sagte Janine, während Gail süß riechenden Kräutertee in alle Becher goss. »Jedes Mal wenn ich die Beine übereinanderschlage, landen meine Knie an meinen Ohren.«
    »Apropos Ohren«, sagte Casey. »Janine hat beschlossen, heute Abend mit uns zu kommen.« »Fantastisch«, sagte Drew. »Echt gut«, pflichtete Gail ihr bei.
    »Wie könnte ich mir die einmalige Chance entgehen lassen, Mitglied der populären Pussy-Gang zu werden?«, gab Janine trocken zurück, und die anderen Frauen lachten.
    »Dass du mir bloß nicht so vor meiner Tochter redest«, ermahnte Drew sie. »Hier. Probiert mal meine Kekse. Hab ich selbst
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