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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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er mich ohrfeigte. Der Schlag riß
meinen Kopf zur Seite, und ich stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel
quer über den Sessel. »Wer ist es?« bellte er.
    Ich setzte mich langsam richtig
hin und rieb mir die Wange. »Aber Don, Liebling!« sagte ich und konnte nicht
verhindern, daß meine Stimme etwas zitterte. »Nun sei doch vernünftig, es ist
ja nur ein Gag!«
    »Ein Gag?« sagte er. »Du
treibst deinen Scherz mit Mord?«
    »Es war Johnnys Idee«, sagte
ich.
    »Rio?« Er starrte mich erregt
an. »Was meinst du damit — es war Rios Idee? Wollt ihr irgendwelchen
Schabernack treiben?«
    »Nein!« schrie ich ihn an. »Hör
mir doch nur mal einen Augenblick zu!«
    Danach erklärte ich ihm, wie
Johnny entdeckt hatte, daß kürzlich jemand in der Gruft gewesen sein mußte, und
wie er den Plan entworfen hatte, die Gruft als Falle für den Mörder zu benutzen,
indem ich allen im Haus meine Story erzählte.
    Als ich fertig war, sah Don
mich an, und der Zorn schwand aus seinen Augen. »Tut mir leid, Mavis«, sagte er
demütig. »Es tut mir schrecklich leid, daß ich dich geschlagen habe. Ich
fürchte, die ganze Geschichte hat auch meine Nerven böse mitgenommen. Kannst du
mir noch einmal verzeihen?«
    »Na klar«, sagte ich. »Ich weiß
schon, wie dir zumute ist.«
    »Dann komm her«, sprach er
sanft.
    Er nahm mich in die Arme und
küßte mich, und ich kam mir wieder vor wie beim Elektroschock. Nach dem Kuß sah
ich ihn unsicher an. »Ich muß mich setzen«, flüsterte ich. »Du darfst mich
nicht so küssen, ich kriege ganz klapprige Knie davon.«
    Darauf setzte er sich in den
nächsten Sessel, und ich setzte mich auf seinen Schoß, weil es ja witzlos ist,
zwei Sessel zu beanspruchen, wenn es auf einem viel schöner ist.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte
er nach einer Weile.
    »Na«, meinte ich beleidigt,
»dann kannst du ja deine Hand auch wieder dorthin tun, wohin sie gehört!«
    »Ich meine, daß du ihnen diese
Story erzählt hast«, sagte er. »Das macht dich zum Köder für den Mörder.«
    »Das weiß ich selbst«, gab ich
zu. »Auch das war Johnnys Idee. Deshalb wartet er ja auch neben der Gruft, wenn
ich hingehe.«
    »Und was ist, wenn der Mörder
euch nicht den Gefallen tut und solange wartet?« sagte Don.
    »Was?« entfuhr es mir.
    »Er könnte ja zur Ansicht
gelangen, du seist zu gefährlich, um dich auch nur eine Minute länger am Leben
zu lassen«, sagte er. »Er könnte sich entschließen, dich schon vor elf zu
ermorden — jederzeit!«
    »Daran hab’ ich noch gar nicht
gedacht«, meinte ich. »Dieser Johnny Rio — ein wahrer Held!«
    »Ich gehe mit dir«, sagte er
unvermittelt. »Du gehst mir nicht allein mitten in der Nacht zu dieser Gruft
hinaus.«
    »Vielen Dank, Don«, sagte ich.
»Ich muß gestehen, daß mir diese Aussicht auch nicht sonderlich behagte.«
    »Wir bleiben hier, bis es
soweit ist«, sagte er aufgeregt, »und wenn dir hier einer an den Kragen will,
dann kriegt er es erst einmal mit mir zu tun.«
    »Mein Held!« sagte ich bewegt.
    »Na ja, so ein Held bin ich nun
auch wieder nicht.« Er grinste. »Aber ich habe in der Schublade eine Pistole
liegen, für den Fall, daß etwas passiert.« Er sah auf die Uhr. »Es ist jetzt
halb acht. Wir haben noch etwa vier Stunden Zeit. Hast du etwa Hunger, Mavis?«
     
     
     

14
     
    Plötzlich zuckte ein greller
Lichtschein über den Horizont und ließ mich auffahren. Don stand statuenhaft am
Fenster und starrte hinaus.
    »Sieht aus, als braue sich ein
Gewitter zusammen«, sagte er. »Es ist jetzt Viertel vor elf. Ich glaube, wir
sollten uns in Marsch setzen.«
    »Ja«, sagte ich, und in meinem
Hals brach wieder die Trockenzeit herein.
    Ich zog Sandalen an, fuhr mir
mit dem Kamm durch die Haare und malte ein bißchen Lippenstift, dann war ich
soweit. Ich sagte mir, schließlich brauche ich nicht wie ein Leichnam
einherzuwandeln, selbst wenn vielleicht noch einer aus mir wurde.
    Don wandte sich vom Fenster ab
und sah mich lange an. »Du bist wirklich ein tolles Mädchen, Mavis«, sagte er
leise. »Wenn die anderen so wie du gewesen wären...«
    »Die anderen?«
    »Ich glaube, der Unterschied
liegt eben zwischen richtigen Ehefrauen und solchen, die’s nur scheinbar
zweiundsiebzig Stunden lang sind«, sagte er.
    »Wovon redest du eigentlich?«
fragte ich.
    Er zuckte die Schultern.
»Vielleicht habe ich doch zu viel von meinem Vater geerbt, jedenfalls was den
Charakter angeht. Er hatte bei den Frauen auch nie Glück.«
    »Ich wäre dir wirklich
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