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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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Johnny zuvorkommend, was mich schon fürchten ließ, ihm sei nicht wohl
oder so etwas. So gefühlvoll wird er nur, wenn er krank ist — oder wenn ich
anfange, von meinem Gehalt zu reden.
    Ich nahm also Platz und schlug
meine Beine dabei wohl etwas zu lässig übereinander, denn in Mr. Ebharts Augen erwachte plötzlich lebhaftes Interesse,
während er meine Knie zu hypnotisieren schien. Ich zog am Rocksaum — nicht zu
viel, aber doch genug —, worauf er sich wieder entspannte.
    »Mavis«, sagte Johnny, »dies
ist Mr. Ebhart. Ich glaube, ihr kennt euch ja schon.«
    »Aber gewiß doch«, bestätigte
ich und lächelte Mr. Ebhart an.
    »Mr. Ebhart ist jetzt unser
Klient«, fuhr Johnny fort, weshalb ich meinen Rock wieder etwas aufwärts
rutschen ließ. Einem zahlenden Kunden muß man schließlich auch im Büro ein
bißchen Service bieten.
    »Ich glaube, es ist am besten,
wenn Sie Mavis selber die Sache erklären«, sagte Johnny zu Mr. Ebhart. »Ich
könnte vielleicht etwas falsch wiedergeben.« Dann schloß er die Augen und
vergrub den Kopf in beiden Händen. Johnny schien es wirklich aus irgendeinem
Grunde nicht ganz wohl zu sein.
    »Es ist so, Miss Seidlitz«,
sprach Mr. Ebhart mit seinem angenehmen Baßbariton ,
der meine Wirbelsäule vibrieren ließ. »Mein Problem betrifft eine Erbschaft.«
Er hielt den Blick gesenkt, während er sprach, und ich dachte schon, er sei
schüchtern, bis mir der Rocksaum einfiel und ich ihn wieder in Ordnung brachte.
Ich wollte es ihm erleichtern, sich auf sein Problem zu konzentrieren.
    »Mein Vater war Randolph
Ebhart«, fuhr er fort. »Sie werden sich an ihn erinnern?«
    »Auf dem Sunset Strip trifft
man ja so viele Talentsucher«, antwortete ich, »aber keiner von ihnen hat
wirklich etwas mit dem Film zu tun. Sie wissen ja, wie das in Hollywood ist.
Wenn Ihr Vater wirklich für irgendein Studio gearbeitet hätte, dann würde ich
mich gewiß an ihn erinnern.«
    »Mavis«, sagte Johnny wie
stranguliert, »Randolph Ebhart war der Ölmagnat. Seine Hinterlassenschaft
betrug zehn Millionen Dollar — nach Abzug der Steuern.«
    »Oh!« meinte ich beeindruckt.
    Mr. Ebhart lächelte mir
aufmunternd zu. »Schon gut, Mavis. Es handelt sich um die Erbschaft meines
Vaters, sie hat die Dinge kompliziert. Ich bin der älteste Sohn, müssen Sie
wissen. Ich habe eine Schwester und einen Stiefbruder aus der zweiten Ehe
meines Vaters, und beide sind jünger als ich. Mein alter Herr ist vor fünf
Jahren gestorben und hat sein Vermögen einem Treuhänder überlassen. Ich verfüge
über ein jährliches Einkommen von dreißigtausend Dollar, die beiden anderen
bekommen je zehntausend.«
    »Das scheint mir eine ganze
Menge«, sagte ich. »Was machen Sie denn mit alldem Geld?«
    »Du sollst lediglich zuhören,
Mavis«, sagte Johnny. »Fein still sein und gut zuhören.«
    »Na, du brauchst nicht grob zu
mir zu sein, nur weil ich deine Teilhaberin bin«, erklärte ich ihm. »Als ich
noch deine Sekretärin war, warst du ja auch nicht grob zu mir.«
    »Sekretärinnen sind heutzutage
schwer zu kriegen«, sagte er schnippisch. »Nun hör zu!«
    Mr. Ebhart lächelte erneut.
»Wie ich schon andeutete, war mein alter Herr in vielfacher Hinsicht recht
eigen. Und er mochte mich nicht sonderlich. Deshalb enthält sein Testament eine
Reihe von Bedingungen. Wenn ich dreißig Jahre alt werde, dann wird die
Hinterlassenschaft unter uns dreien aufgeteilt — außer einigen
dreihunderttausend Dollar für wohltätige Zwecke. Meine Schwester und mein
Stiefbruder bekommen je eine Million, ich erhalte das übrige Vermögen — jedoch
nur unter gewissen Bedingungen.«
    Er zündete sich eine Zigarette
an. »Ich muß verheiratet sein. Meine Frau und ich müssen die letzten drei Tage
vor meinem Geburtstag im >Toledo< wohnen. So heißt sein altes Haus: meine
Mutter stammte aus Spanien, und er nannte das Haus nach der Provinz, in der sie
geboren wurde.«
    »Tja«, meinte ich, »das scheint
mir nicht allzu schwierig. Es dürfte Ihnen doch nicht schwerfallen. Ich selber
würde Sie allein schon der Dreißigtausend wegen heiraten, die Sie momentan
bekommen.«
    »Vielen Dank«, sagte er kühl.
»Aber zufällig bin ich bereits verheiratet, Miss Seidlitz.«
    Ich hätte es wissen müssen, als
ich ihn zum erstenmal ansah. Fast alle gutaussehenden Männer werden schnell an
die Leine genommen. Nicht daß ich aufs Heiraten versessen wäre — noch nicht,
jedenfalls. Ich meine, das ganze Leben lang ein und demselben Mannsbild
treuergeben zu sein,
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