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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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Mitternacht ist ja noch eine Kleinigkeit
hinsichtlich der Erbschaft zu regeln, nicht wahr?«
    Fabian lächelte sein gruseliges
Lächeln. »Ja, richtig.« Er nickte. »In der Tat.«
    »Und dann ist noch etwas, aber
eine Stunde früher«, sagte ich und erzählte ihm, wie ich den Mörder an der
Gruft zu schnappen gedachte.
    Er faltete die Hände über dem
Ansatz seines Embonpoints und sah mich an. »Können Sie mir nicht ein bißchen
mehr verraten?« drängte er.
    »Bedaure«, sagte ich, »aber es
muß geheim bleiben, bis ich den Mörder habe, Fabian.«
    »Na«, sagte er, »ich wünsche
Ihnen viel Glück, Teuerste. Sie sind wahrhaftig ein sehr tapferes Mädchen.«
    »Vielen Dank«, sagte ich und
dachte mir, das »tapfer« hätte er sich auch sparen können.
    Er stand auf. »Wir sehen uns ja
später am Abend noch. Sagen Sie Don, daß ich ihn gesucht habe.«
    »Gern«, sagte ich.
    Neben meinem Sessel blieb er
stehen. »Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, meine
Liebe«, sagte er. Er streckte die Hand aus, um meinen Arm zu berühren
    Ich krümmte mich — innerlich —
und wollte schreien. Die letzte Nacht fiel mir ein und die eiskalten Finger,
die mich angefaßt hatten, die Glotzaugen der Maske... Dann packten Fabians
Finger einen Augenblick lang meinen Unterarm, und da hätte ich vor Überraschung
beinahe gejapst. Die Finger waren ganz und gar nicht kalt, sie waren warm und
ein wenig feucht.
    »Eine Ehre und ein Vergnügen«,
wiederholte Fabian sanft, »ein Mädchen namens Mavis Seidlitz kennenzulernen.«
    »Hm?« sagte ich schwach.
    Er ließ meinen Arm los und
lächelte erneut. »Sie dachten doch sicher nicht, ich ließe mich lange
täuschen?« sagte er. »Schließlich bin ich Anwalt. Ich habe mich sehr sorgfältig
nach Clare Ebhart erkundigt, meine Liebe.«
    Diesmal war ich tatsächlich
sprachlos; ich sah ihm nach, wie er zur Tür ging und sie öffnete. Er drehte
sich um und blickte mich an. »Was Don angeht, so tut es mir leid«, sagte er
leichthin. »Sagen Sie ihm, seine Idee sei ja ganz gut gewesen; ich hoffe nur,
daß er das Geld nicht allzusehr vermissen wird.« Dann
schloß sich die Tür hinter ihm, und ich dachte, wenn die Welt einstürzte, müßte
das doch eigentlich viel mehr Krach machen als nur so einfach klick.
    Und ich konnte nichts dagegen
unternehmen, überlegte ich mir niedergeschlagen. Ich saß bloß da und dachte,
alles sei gewiß mein Fehler, weil ich ein paarmal vergessen hatte, daß ich ja
Clare Ebharts Double war und meinen richtigen Namen
genannt hatte.
    Eine viertel oder eine halbe
Stunde später — ich hatte das Gefühl für Zeit verloren — kam Don herein. Ich
erhob mich aus dem Sessel und eilte zu ihm. »Don«, jammerte ich, »es ist etwas
Fürchterliches passiert!«
    »Ich weiß.« Er lächelte und
breitete die Arme aus. »Wir haben uns seit gestern abend nicht mehr gesehen.«
    Ich lehnte den Kopf an seine
Brust, als er mich in die Arme nahm, und dann berichtete ich ihm alles, was
Fabian gesagt hatte. Als ich fertig war, sprach er kein Wort. Ich brachte es
einfach nicht über mich, ihm in die Augen zu sehen, wie er’s wohl aufgenommen
hatte; ich vergrub mein Gesicht nur weiter an seiner Brust.
    Er sprach noch immer nichts,
und ich begann mich schon zu sorgen, ob er entweder so überwältigt war von dem
Schock, auch den Rest seines Erbanteils verloren zu haben, oder ob er sich
derart auf mich konzentrierte, daß er gar nicht vernommen hatte, was ich sagte.
    »Mavis«, sagte er trocken, »du
bist wundervoll!«
    Ich stieß mich gewaltsam von
ihm ab. »Bleib doch ernst«, bat ich ihn. »Hast du denn nicht gehört, was ich
dir eben erzählt habe?«
    »Ich hab’s gehört«, sagte er
ungerührt. »Mach dir deswegen keine Gedanken, Liebling. Fabian ist längst nicht
so schlau, wie er glaubt.«
    Er kam schon wieder mit diesem
Schimmer in den Augen auf mich zu. Ich wich eilends zwei Schritte zurück. »Doch
jetzt nicht«, sagte ich. »Es gibt andere Dinge, die wichtiger sind, Don.«
    »Ausgeschlossen«, erklärte er
kategorisch.
    Daraufhin erzählte ich ihm von
der Gruft und daß ich eine Stunde vor Mitternacht den Mörder zu fangen
gedachte. Das bremste ihn. Er starrte mich offenen Mundes an. »Ist das dein
Ernst?«
    »Natürlich ist es mein Ernst«,
sagte ich. »Und ich habe es auch schon all den andern gesagt.«
    »Also gut«, sagte er mit etwas
raspelnder Stimme. »Wer ist denn der Mörder?«
    Er blickte so ernst drein, daß
ich lachen mußte. Ich lachte auch noch, als
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