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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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senkte die Stimme zu vertraulichem
Flüstern. »Der Beweis befindet sich in der Gruft, und die richtige Zeit ist
eine Stunde vor Mitternacht.«
    »Ich glaube immer noch an einen
Witz«, sagte er säuerlich.
    »Nein, es ist mein Ernst«,
beharrte ich. »Aber es hat keinen Zweck, vor dieser Zeit in die Gruft zu
gehen.«
    »Gruft?« Er runzelte einen
Augenblick die Stirn. »Oh, du meinst den Privattempel des alten Herrn. Was
erwartest du denn dort zu finden?«
    »Mehr kann ich dir nicht
verraten, Carl«, sagte ich fest. »Und bitte — mach, was du willst, aber sag
niemandem etwas davon.«
    »Meine Lippen sind versiegelt.«
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Ich weiß immer noch nicht so recht, ob du
Witze machst oder nicht.«
    »Ich mache keine«, erwiderte
ich und leerte mein Glas. »Besten Dank für den Drink.«
    Ich verließ das Wohnzimmer, ehe
er mir weitere Fragen stellen konnte. Wenn Don nicht weit weg war, dachte ich,
dann ging ich wohl am besten hinauf und wartete oben auf ihn. Ich stieg die
Treppe empor und schritt durch den Korridor zu unserer Tür. Irgendwo in meinem
Rücken hörte ich eine andere Tür aufgehen. Ich sah mich um und erblickte Greg,
der unmittelbar hinter mir stand.
    »Du kannst einen aber schön
erschrecken, Greg«, sagte ich.
    »Wirklich?« meinte er leise.
    »Ich weiß nicht, wie ich es
richtig ausdrücken soll«, sagte ich. »Aber das mit Wanda... Es tut mir
schrecklich leid.«
    »Wirklich?« Seine Stimme war
formvollendet höflich. »Mir nicht.«
    Ich stand bloß da und sah ihn
an. Er nahm die Brille ab und fing wieder an, sie nach Kräften zu polieren.
»Sie hat bekommen, was sie verdiente«, fuhr er so teilnahmslos fort, als rede
er von einem Goldfisch, der aus seinem Glas gesprungen war. »Jetzt habe ich nur
noch ein Verlangen: den Mörder zu finden. Nicht aus Rache, Mavis, versteh mich
bitte recht. Mehr von meinem beruflichen Standpunkt aus, sozusagen. Er müßte
ein überaus interessantes Studienobjekt abgeben. Ich möchte ihn analysieren.«
    »Wenn du ein Geheimnis bewahren
kannst«, sagte ich vertraulich, »ich glaube, ich weiß, wer der Mörder ist.«
Dann rezitierte ich mein Sprüchlein von der Gruft und der Stunde vor
Mitternacht.
    Greg blinzelte ein paarmal
hinter seinen Brillengläsern. »Bist du auch sicher, daß du da keinem
Hirngespinst nachjagst, Mavis?« sagte er freundlich.
    »Natürlich bin ich sicher«,
sagte ich mit Überzeugung. »Warte nur ab, du wirst es erleben!«
    »Das werde ich«, sagte er.
»Ganz gewiß. Ich hoffe, daß du recht behältst, Mavis. Die Gruft, eine Stunde
vor Mitternacht... Poetische Gerechtigkeit. Die Sünden des Vaters kehren in
sein Grabmal zurück.«
    »Tja«, sagte ich nervös, »wenn
du mich jetzt entschuldigen möchtest, Greg, ich muß gehen.«
    Die Brillengläser vergrößerten
seine Pupillen zu zwei sumpfigen Teichen. »Wußtest du eigentlich, daß sie es
nicht ertragen konnte, wenn ich sie nur berührte?« sagte er, als mache er
harmlose Konversation.
    »Wirklich, ich muß weg, Greg«,
stammelte ich und zog gleichzeitig unsere Tür auf.
    Sobald ich drin war, schlug ich
sie zu und schloß ab. Ich lehnte mich dagegen und lauschte. In den ersten
Sekunden hörte ich nur mein Herz, das wie rasend schlug, aber nach zwei Minuten
hörte ich seine Schritte, als er langsam von dannen ging.
    Wenn jemals jemand einen
Psychiater nötig gehabt hatte, dann Gregory Payton. Ich sah mich um: Don war
noch nicht zurück. Ich hoffte nur, er blieb nicht zu lange weg. Es begann schon
zu dämmern, die nächste Nacht stand bevor. Ich dachte an Johnny Rio, wie er
jetzt wohl im Motel saß, und ich hätte ihm das Herz herausreißen und als
Angelköder nehmen mögen. Er war und blieb ein Schuft von vierzehn Karat, mit einer
Brieftasche an der Stelle, wo andere Menschen ein Herz haben.
    Ich war noch beim Zürnen, da
klopfte es. Ich rannte zur Tür und öffnete, weil ich dachte, das sei Don, aber
er war es nicht.
    »Darf ich reinkommen?« fragte
Fabian Dark höflich.
    »Ich glaube schon«, sagte ich
und öffnete die Tür ein Stückchen weiter.
    Fabian Dark trat ins
Wohnzimmer, sah sich neugierig um und nahm dann in einem Sessel Platz. Ich
schloß die Tür und setzte mich ihm gegenüber.
    »Ich wollte Don sprechen«,
sagte Fabian. »Ist er da?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich
warte auf ihn.«
    »Schade«, meinte Fabian. »Aber
ich werde ihn ja später noch zu Gesicht bekommen, glaube ich.«
    »Darauf können Sie sich wohl
verlassen.« Ich lächelte. »Um
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