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Im Kern der Galaxis

Im Kern der Galaxis

Titel: Im Kern der Galaxis
Autoren: Gordon Eklund
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beruhigte ihn. Der Mann sah aus, als wäre er ganz bei sich.
    »Ich fühle mich, als – als wäre ich durch die Hölle gegangen und endlich am anderen Ende wieder herausgekommen.«
    »Nun ja, so ist es gewissermaßen auch.« McCoy griff nach Claytons schlaffem Handgelenk und maß den Puls. Er war normal, auch seine Stirn war nicht fiebrig. »Wissen Sie, wo Sie sind?« erkundigte er sich in seinem freundlichsten Arztton.
    »Natürlich. Auf einem Schiff, der Enterprise , so heißt es doch, oder?« Er sprach sehr langsam, als koste jedes Wort ihn ungeheure Kraft.
    »Stimmt. Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Ein – ein Doktor.«
    »Leonard McCoy, der Schiffsarzt.«
    »Wenn Sie Arzt sind, können Sie mir vielleicht etwas sagen.«
    »Gern. Warten Sie, ich setze mich zu Ihnen.« McCoy zog einen Kunststoffstuhl ans Bett. »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Mein – meinen Zustand. Bin ich – bin ich tot?«
    McCoy blickte Clayton fragend an, doch der Mann schien seine Frage ernst gemeint zu haben. »Aus medizinischer Sicht sind Sie am Leben. Sie atmen, Ihr Herz schlägt. Sie können denken und reden. Ich wüßte nicht, was sonst noch dazu gehört.«
    »Aber was ist, wenn – wenn nicht ich all das tue? Wenn etwas anderes es tut?«
    »Wer, zum Beispiel?«
    »Ay-nab.«
    McCoy nickte leicht. Er wollte Clayton von seinem Wahn befreien, und nicht ihn noch verschlimmern. »Was ist mit Ihnen? Wir haben uns alle gefragt, wie Sie hierhergekommen sind.«
    »Ich bin geflohen. Habe ich das noch nicht gesagt? Da stand schon immer diese eine Shuttle herum. Alle anderen Schiffe hat er vernichtet, aber diese Shuttle hat er behalten. Warum, weiß ich nicht. Ich hatte es schon früher versucht. Aber diesmal ist es mir zum erstenmal geglückt. Also flog ich los.«
    »Dann sind Sie also tatsächlich von diesem Planeten gekommen? Von dem Dyson-Körper?«
    »Ja, von Lyra.«
    McCoy runzelte die Stirn. »Ich wollte ihn Pellucidar nennen. Lyra! Ist das der Name, den die Eingeborenen ihm gegeben haben?«
    »Ay-nab hat ihn ihm gegeben. Wissen Sie, ich bin mit der Shuttle los, aber ich habe die ganze Zeit gewußt, daß er sich über mich amüsiert. Ich war tot. Und wohin konnte ich schon fliehen? Aber ich fand die Kronenberge und schlüpfte durch die Öffnung. Ich hatte keine Angst. Ich wußte, daß ich mit der Shuttle nicht weit kommen würde. Ich hatte keinerlei Proviant, nicht einmal Wasser. Es war mir egal. Ich war ja sowieso tot. Was spielte es da für eine Rolle? Dann entdeckte ich Ihr Schiff. Ich rief. Sie antworteten. Ich bildete mir da tatsächlich ein, ich wäre gerettet.«
    McCoy wußte nicht, wie er es weiter angehen sollte. Mit wie viel der Wahrheit durfte er herausrücken? Er beschloß, schrittweise vorzugehen. »Als wir Sie an Bord nahmen – ich weiß nicht, an wieviel Sie sich erinnern – benahmen Sie sich sehr … Nun, ich würde sagen, Sie waren sehr verschlossen.«
    »Ich benahm mich verrückt«, berichtigte Clayton ohne Zögern. Er lachte rauh. »Was haben Sie von einem Toten erwartet?«
    McCoy war entschlossen, nicht auf Claytons Wahn von seinem eigenen Tod einzugehen. Konnte der Mann nicht einmal erkennen, daß er lebte? »Sie waren krank«, korrigierte nun er.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie niedergeschlagen habe«, entschuldigte sich Clayton.
    »Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Sie waren nicht zurechnungsfähig.«
    Clayton nickte heftig. »Es war nicht ich – er war es. Kaum hatte ich die Enterprise erreicht, fing er an, zu mir zu reden. Was konnte ich tun? Er ließ nicht locker. Seine Stimme war so laut wie eine Explosion. Ich konnte nicht einmal denken. Ich mußte tun, was er mir befahl.«
    McCoy versuchte, seine Frage so selbstverständlich wie nur möglich klingen zu lassen. »Wer ist denn diese Person, die zu Ihnen gesprochen hat?«
    »Ay-nab, natürlich. Der – der Gott.«
    »Von Pellucidar? Ich meine Lyra?«
    »Natürlich.«
    »Lebt er dort?«
    »Nein – nicht direkt.«
    »Aber es gibt ihn wirklich? Ich meine, Sie können ihn sehen und mit ihm sprechen. Sie reden nicht von einem Geistwesen?«
    Clayton lachte. Er lachte zu lange und zu laut und war nahe daran, erneut überzuschnappen. Doch plötzlich wurde er wieder völlig ruhig. »O nein, er ist durchaus wirklich. Man kann ihn sehen. Er ist da, jeden Tag, und auf Lyra gibt es kaum eine richtige Nacht.« Er schaute sich im Zimmer um, als suchte er jemanden. »Wo ist Kirk? Jim Kirk? Ich erinnere mich, daß ich ihn hier gesehen habe.«
    McCoy sah keinen Grund,
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