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Im Innern des Wals

Im Innern des Wals

Titel: Im Innern des Wals
Autoren: Orwell George
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Vernichtungsschlag gegen Britannien geführt werden … Was Hitler damit zu tun haben soll, kann ich mir nicht vorstellen. Seine abnehmenden und weit verstreuten Streitkräfte sind jetzt wahrscheinlich nicht viel größer als die italienischen, ehe sie der Bewährungsprobe in Griechenland und Afrika unterzogen wurden.
    Die deutsche Luftwaffe ist nahezu aufgerieben. Sie ist überaltert, ihre besten Männer sind zumeist gefallen, entmutigt oder erschöpft.
    1914 war die Hohenzollernarmee die beste der Welt. Hinter dem tobenden kleinen Schwachsinnigen in Berlin steht nichts dergleichen … Doch unsere militärischen ›Experten‹ diskutieren über das lauernde Phantom. In ihrer Einbildung verfügt es über eine vollkommene Bewaffnung und Ausrüstung und über eine unbesiegbare Disziplin. Irgendwann wird es zu einem »entscheidenden Schlag« durch Spanien und Nordafrika und weiter ansetzen, oder durch den Balkan marschieren und von der Donau nach Ankara, nach Persien, nach Indien, oder ›Rußland zermalmen‹, oder über den Brenner hinweg Italien ›überfluten‹. Die Wochen verrinnen, und das Phantom tut nichts dergleichen – aus einem triftigen Grunde: es existiert gar nicht in diesem Ausmaß. Der größte Teil seiner ohnehin unzulänglichen Bewaffnung ist ihm entweder bei Hitlers törichten Scheinangriffen zur Vortäuschung einer Invasion Britanniens entrissen oder unnütz vergeudet worden. Und seine nur oberflächliche Disziplin schmilzt unter der schleichenden Erkenntnis, daß der ›Blitzkrieg‹ sich totgelaufen hat und die Schrecken des Krieges auf seine Urheber zurückfallen.«
    Diese Zitate sind nicht etwa dem Cavalry Quarterly entnommen, sondern stammen aus einer Reihe Zeitungsartikel von Mr. H. G. Wells, geschrieben zu Beginn dieses Jahres und jetzt nachgedruckt in einem Buch mit dem Titel: Guide to the New World (ersch. 1941). Seit ihrer Niederschrift hat die deutsche Armee den Balkan überrannt und die Cyrenaika zurückerobert, sie kann zu jedem ihr passenden Zeitpunkt durch Spanien oder durch die Türkei marschieren und hat die Invasion von Rußland begonnen. Wie dieser Feldzug ausgehen wird, kann ich nicht sagen; aber man sollte nicht übersehen, daß der deutsche Generalstab, dessen Ansicht wohl einiges Gewicht haben dürfte, diese Operation nicht begonnen hätte, wäre er nicht ziemlich sicher gewesen, sie innerhalb von drei Monaten beenden zu können. Soviel zu der Idee, die deutsche Armee sei ein Schreckgespenst, ihre Ausrüstung unzulänglich, ihre Moral bräche zusammen, und so weiter, und so weiter.
    Was hat Wells dem »tobenden kleinen Schwachsinnigen« in Berlin entgegenzusetzen? Das übliche Gefasel über einen Weltstaat sowie die Sankey-Deklaration, die einen gegen jeden Totalitarismus tendierenden Versuch zur Definition der Grundrechte des Menschen darstellt. Außerdem liegt ihm jetzt besonders die zentrale internationale Luftwaffenkontrolle am Herzen; es ist das gleiche Evangelium, das er nun fast ohne Unterbrechung seit gut vierzig Jahren predigt, stets mit einem Anflug zornigen Staunens über jene Menschen, die etwas zu Offenkundiges nicht begreifen können.
    Was hat es für einen Zweck, zu erklären, daß wir eine internationale Luftraumkontrolle brauchen? Die Frage ist doch, wie wir sie erreichen können. Was für einen Sinn hat es, einen Weltstaat als wünschenswert zu bezeichnen? Worauf es einzig und allein ankommt, ist doch, daß nicht eine der fünf Militärgroßmächte den Gedanken auch nur erwägt, sich einer solchen Institution zu unterwerfen. Alle vernünftigen Menschen hier sind seit Jahrzehnten im wesentlichen der gleichen Meinung wie Mr. Wells; aber die vernünftigen Menschen haben keine Macht und nur zu oft keinerlei Neigung, sich hinzuopfern. Hitler ist ein krimineller Wahnsinniger, und Hitler hat eine millionenstarke Armee, Tausende von Flugzeugen, Zehntausende von Panzern. Um seinetwillen war eine große Nation bereit, sich sechs Jahre lang zu überarbeiten und dann noch zwei Jahre lang zu kämpfen, während wohl kaum ein Mensch für die dem gesunden Menschenverstand entsprechende, im wesentlichen hedonistische Weltanschauung, die Mr. Wells zur Debatte stellt, einen halben Liter Blut wird vergießen wollen. Bevor man von einer Welterneuerung, oder wenigstens Frieden überhaupt, reden kann, muß man Hitler eliminieren, und dazu müßte man eine Dynamik ins Leben rufen, die zwar nicht notwendigerweise derjenigen der Nazis gleicht, aber den »aufgeklärten« und
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