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Im Innern des Wals

Im Innern des Wals

Titel: Im Innern des Wals
Autoren: Orwell George
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beggar must;
    So, like a man in irons, which isn’t glad to go,
    They moves ’em off by companies uncommon stiff an’ slow.
    [Und jetzt kommen die häßlichen Kugeln durch den Staub geschwirrt. Und niemand will seinen Kopf hinhalten, aber jedes arme Schwein muß es. Wie ein Mann in Ketten, der nicht gerne läuft, so treiben die Kompanien sie vorwärts, ungewöhnlich steif und langsam.]
    Man vergleiche das mit folgendem:
    ›Forward the Light Brigade!‹
    Was there a man dismay’d?
    Not tho’ the soldier knew
    Someone had blundered.
    [»Vorwärts, leichte Brigade!« Gab es da einen, der Angst hatte? Nein, obwohl der Soldat wußte, daß sich jemand geirrt hatte.] »The Charge of the Light Brigade«, ein Gedicht über eine heroisch verlorene Schlacht im Krimkrieg von Alfred Lord Tennyson.
    Wenn Kipling etwas übertrieb, so am ehesten die Schreckensbilder, denn die Kriege, die er in seiner Jugend erlebte, ließen sich nach unserer Auffassung kaum Kriege nennen. Vielleicht hat er auf Grund seiner neurotischen Veranlagung den Hang zur Grausamkeit. Bestimmt weiß er, daß Soldaten, die zum Angriff auf unmögliche Ziele angesetzt sind, Angst haben, und daß vier Pence pro Tag keine großzügige Pension ist.
    Wie vollständig und wahrheitsgetreu ist das Bild, das Kipling uns von der Söldner-Armee mit langer Dienstzeit am Ende des 19. Jahrhunderts hinterlassen hat? Darüber muß man dasselbe sagen wie über Kiplings Berichte über Britisch-Indien, daß es nämlich nicht nur das beste, sondern fast das einzige literarische Zeugnis ist, das wir besitzen. Er hat eine Unmenge an Material zusammengetragen, das man sonst nur durch mündliche Überlieferung oder aus unlesbaren Regiments-Aufzeichnungen hätte kennenlernen können. Vielleicht stellt er das Leben in der Armee reicher und disziplinierter dar, als es ist, weil jeder Engländer der Mittelklasse vermutlich selbst genug weiß, um die nötigen Korrekturen vorzunehmen. Wenn man den Essay über Kipling liest, den Edmund Wilson gerade veröffentlicht hat (In einem Band gesammelter Essays The Wound and the Bow ), ist man betroffen von der Überfülle von Dingen, die uns bis zum Überdruß bekannt sind und einem Amerikaner überhaupt unverständlich sein dürften. Aber aus dem Komplex von Kiplings Frühwerk scheint tatsächlich ein lebendiges Bild der alten Armee aus den Zeiten vor dem Maschinengewehr zu erstehen die muffigen Baracken in Gibraltar oder Lucknow, die roten Uniformen, die Gürtel mit den Tonpfeifentaschen, die Pillenschachtel-Helme, das Bier, die Kämpfe, die Auspeitschungen, Hinrichtungen am Galgen und am Kreuz, die Hornsignale, der Geruch von Haferflocken und Pferdepisse, die schnauzenden Sergeanten mit ihren fußlangen Schnurrbärten, die blutigen Gefechte, unweigerlich falsch geführt, die überfüllten Transportschiffe, die von Cholera verseuchten Lager, die »Eingeborenen«-Konkubinen und zum Schluß der Tod im Arbeitshaus. Es ist ein grausames, ordinäres Bild, in dem ein patriotischer Music-Hall-Song sich mit einer der so düsteren Passagen von Zola verschmolzen zu haben scheint, aber künftige Generationen werden sich daraus eine Vorstellung machen können, wie es in einer Freiwilligen-Armee mit langer Dienstzeit ausgesehen hat. In gleicher Weise werden sie etwas über Britisch-Indien lernen, aus einer Zeit, in der noch niemand etwas von Autos und Kühlschränken gehört hatte. Es wäre ein Irrtum, sich einzubilden, wir hätten vielleicht bessere Bücher über den gleichen Themenkreis, etwa aus der Feder von George Moore oder Gissing oder Thomas Hardy haben können, wenn sie die gleichen Möglichkeiten wie Kipling gehabt hätten. Aber derartige Zufälle können nicht vorkommen. Es war eben nicht möglich, daß jemand in England im 19. Jahrhundert ein Buch hätte schreiben können wie Krieg und Frieden oder etwa wie Tolstois kleine Erzählungen über das Leben in der Armee wie Sebastopol oder Die Kosaken , nicht weil es an Talent fehlte, sondern weil sich keiner, der genug Feingefühl gehabt hätte, um ähnliches zu schreiben, in die entsprechende Situation begeben hätte. Tolstoi lebte in einem großen Militärstaat, in dem es für jeden jungen Mann von Stande ganz natürlich war, ein paar Jahre in der Armee zu dienen, während das Britische Empire damals wie heute noch bis zu einem gewissen Grad entmilitarisiert war und ist, was den kontinentalen Beobachtern unglaublich erscheint. Zivilisierte Menschen bewegen sich nicht gern von den Zentren der
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