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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Gasausstoß, verbunden mit der Rotationsgeschwindigkeit, begann sich auf die Umlaufbahn auszuwirken. Astronomen hatten seit langem diesen ›Raketeneffekt‹ an rotierenden Kometenkernen festgestellt, die vorübergehend Staubfelder der Sonne zukehrten, aber es waren stets spontane und zeitweilige Erscheinungen gewesen. Nun geschah es planmäßig.
    Virginia setzte ihre Maschinen ohne Rücksicht auf Verluste ein. Einige fielen durch Überhitzung aus, andere wurden von den großen Tafeln, die im sonnengetriebenen Gassturm flatterten und schlugen, zerschmettert. Geschickt und entschlossen inszenierte sie mit den wütenden Sturmgewalten, die ihre Maschinen und die Lasten hin und her stießen, ein dynamisches Ballet. Tage- und wochenlang kanalisierte sie die Ausgasungen des Kometen zu neuen Zwecken. Die unausgeglichenen Triebkräfte der natürlichen Elemente, ausgerichtet entlang der Umlaufbahn des Kometen, wurden so zu einem beharrlich wirkenden Steuerungselement, das sie in eine neue Richtung führte.
     
    Vier Monate nach dem Perihel wartete Virginia auf das Unvermeidliche. Sie hatte Infrarot- und Mikrowellen-Radargeräte an der Oberfläche aufgebaut und auf den vorausberechneten Himmelsabschnitt konzentriert. Hinter ihnen standen Hochleistungslaser und zwei Rückstoßgeräte bereit, zusammengebaut aus noch verwendbaren Teilen ihrer in den Stürmen des vergangenen halben Jahres unbrauchbar gewordenen Vorgänger.
    Die erste war langsam und klein, ein Wunderding verstohlener Technologie. Breite, transparente Flügel, die nur im Infrarotbereich sichtbar waren, reflektierten die Sonnenhitze. Allein ihr Mehrphasen-Richtantennennetz, das mit zehn Gigahertz arbeitete, fing den schwachen Schatten auf. Sie hatte die feinen Drähte des Netzes über ein Volumen gespannt, das hundert Kilometer umspannte, um eine hohe Auflösung zu erzielen. Wäre die fliegende Bombe schneller gewesen, wäre es Virginia vielleicht nicht gelungen, die verschiedenen Signale rechtzeitig zu integrieren. Doch wie die Dinge lagen, brachte sie das stumpfnasige Ding in zehn Kilometern Höhe zur Explosion.
    Hinter ihm kam wenige Augenblicke später etwas Großes und Schwerfälliges. Es nutzte die Sonne und eine bläuliche Protuberanz, die erst eine Stunde zuvor aus der Gashülle hinausgeschossen war, als elektronische Rückendeckung.
    Im letzten Augenblick fing sie die Rakete mit einem Laserstrahl ab. Niemals hätte sie die verräterischen Hitzewellen im ultravioletten Bereich bemerkt, die den herankommenden Gefechtskopf begleiteten… nur hatte sie als Teil ihres laufenden Forschungsprogramms die Protuberanz überwacht. Jeffers hatte recht gehabt, als er darauf bestanden hatte, an der wissenschaftlichen Diagnose festzuhalten; es zahlte sich aus, wenn man weiterlernte.
    Die dritte Rakete war schnell und kam mit hundert Kilometern pro Sekunde, noch immer unter Beschleunigung durch einen Lichtionenantrieb. Virginia wunderte sich, daß sie den elektrostatischen Beschleuniger angelassen hatten, weil er das Projektil viel deutlicher sichtbar machte. Sie feuerte mit den Rückstoßgeräten darauf und wartete zuversichtlich die zwei Sekunden Verzögerung auf das Abschußsignal.
    Es blieb aus. Ihr Richtantennennetz verriet ihr den Grund. Das Ding manövrierte seitwärts und wich den Eisengeschossen aus. Offenbar konnte es die starken elektromagnetischen Entladungen der Linearbeschleuniger orten und die Schußrichtung bestimmen.
    Sofort feuerte sie mit allen verfügbaren Lasern. Auch sie verfehlten ihr Ziel. Inzwischen blieben nur vier Sekunden, und sie hatte nicht einmal Zeit, in den Stollen und Quartieren das Alarmsignal zu geben.
    Verzweifelt steigerte sie die Energieebene des Gigahertz-Netzes und schaltete das System von Empfang auf Sendung. Die Anlage war niemals auf diese Weise gebraucht worden.
    Für die Dauer eines kurzen Augenblicks hätte sie bei dieser Sendeleistung einen Ruf zu einer Zivilisation am anderen Ende der Galaxis senden können, sollte es dort im Streubereich des Strahles hunderttausend Jahre später eine geben. Zuvor aber zielte der Impulsstoß elektromagnetischer Energie auf den Punkt in Virginias triangulierter Weltsicht.
    Diesen Gefechtskopf hatten sie störsicher gemacht. Als der elektromagnetische Wirbelsturm über ihn herfiel, feuerte der chipgesteuerte Bordrechner die komprimierenden Explosivstoffe, und zwanzig Megatonnen weißglühender Fusionsenergie erblühten im schwarzen Himmel über Halley und brannten eine stoßartige Gasentladung
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