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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman
Autoren: Norah Sanders
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Uhr morgens saß Caitlin allein am Ende der festlich gedeckten Tafel und drehte das Champagnerglas in der Hand, als Charlton sich durch die Feiernden drängte und neben ihr stehen blieb. »Tolle Party!«
    Sie trank einen Schluck Champagner. Er schmeckte schal.
    »Willst du tanzen?« Er reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen.
    Sie blieb sitzen. »Weißt du noch, wann wir das letzte Mal miteinander getanzt haben?«
    Er verzog die Lippen. »An dem Abend, als du mich wegen Geoffrey Tyrell verlassen hast.« Er ergriff ihre Hand und führte sie entschlossen durch den Saal. Auf der Tanzfläche nahm er sie in den Arm. »Das Loslassen fällt dir schwer«, vermutete er.
    »Ja, sehr.«
    »Mir auch«, gestand er, als sie langsam miteinander tanzten. Seit Jahrzehnten waren sie sich nicht mehr so nahe gekommen. »Aber unsere Unternehmen sind in den besten Händen.« Als Caitlin nickte, vermutete er: »Du bist enttäuscht.«
    »Ich habe gehofft, dass wir uns versöhnen. Ich habe mich darauf gefreut, das alles gemeinsam mit ihr zu erleben.«
    »Du weißt doch, warum sie nicht gekommen ist.«
    Caitlin sah auf.
    »Josh hat sie gebeten, seine Frau zu werden.«
    Sie nickte versonnen. »Mrs Brandon.«
    Charlton grinste. »Das warst du auch mal.«
    Sie verzog das Gesicht.
    »Josh liebt sie sehr. So wie ich dich geliebt habe, Caitlin.«
    Sein Geständnis versetzte ihr einen Stich. Sie erinnerte sich an all die Jahre, in denen sie gegeneinander gekämpft hatten. »Tust du’s noch?«
    Er zögerte keinen Augenblick. »Wir sind zwei Teile eines Ganzen. Ohne den anderen könnten wir nicht leben. Denn wir könnten die Einsamkeit nicht ertragen. Wir leben unser Leben voller Leidenschaft. Wir brauchen das aufgeregte Herzklopfen, um uns lebendig zu fühlen.«
    »Ist das Liebe?«, zweifelte sie.
    »Was denn sonst?«
    Sie lachte trocken. »Muss ich mich vor dir fürchten?«
    Er grinste verschmitzt. »Du doch nicht.«
    Ein Rumpeln weckte sie. Ein Rattern und Quietschen, wie von einem Cable Car in voller Fahrt. Shannon schreckte auf. Das Grollen wurde lauter und vermischte sich mit dem Krachen und Knirschen von Holz und Stein. Das Bett zitterte und bebte so stark, dass Josh und sie sich festhalten mussten, um nicht hinausgeschleudert zu werden.
    Ein Ruck! Als würde der Boden unter ihnen weggerissen!
    Die Kerzen ihres Candle-Light-Dinners stürzten um und entflammten das Tischtuch. Im Feuerschein sah Shannon die Uhr auf dem Nachttisch. Es war fünf Uhr zwölf.
    Zehn Sekunden.
    Das Beben nahm kein Ende. Josh sprang aus dem Bett und stolperte zum Tisch, um die Flammen mit dem geschmolzenen Eis im Champagnerkühler zu löschen. Shannon taumelte zum Fenster, stürzte auf den Teppich, kroch weiter und zog sich an den schweren Samtvorhängen hoch.
    In der Morgendämmerung war die Stadt ein tosendes Inferno. Häuser wurden aus den Fundamenten gerissen, schwankten wie sturmgepeitschte Bäume und stürzten ein. Dächer barsten. Steine fielen in die Tiefe. Staubwolken wirbelten auf. Telegrafenmasten kippten um. Herabhängende Stromleitungen versprühten blaue Blitze. Plötzlich ging überall das elektrische Licht aus, und es wurde dunkel in San Francisco.
    Zwanzig Sekunden.
    Düstere Staubwolken verschluckten die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Unten in der Market Street, deren Pflastersteine wie Popcorn in der Pfanne hüpften, sah sie jetzt Menschen: Männer und Frauen in eleganter Abendgarderobe, in Schlafanzügen und Nachthemden. Ein Mädchen hatte sich in ein Bettlaken gewickelt. Mit erhobenen Armen duckten sie sich zwischen den einstürzenden Mauern hindurch und flüchteten vor dem Inferno. Einige tauchten aus den aufwirbelnden Wolken aus zerborstenen Steinen und zerschmettertem Glas nicht mehr auf. Andere verschwanden in einem gähnenden Riss in der Straße, der sich entlang der Schienen der Cable Cars mit einem entsetzlichen Dröhnen noch verbreiterte.
    Tod und Verderben! Entsetzte Schreie drangen zu ihr herauf. Eine Frau rannte über die Straße, fiel auf die Knie und schloss schluchzend ein Kind in die Arme. Ihr Gesicht war vor panischer Angst verzerrt.
    Das Beben war jetzt so stark, dass Shannons Herz flatterte und ihr Kopf dröhnte. Sie zitterte vor Angst. Sie musste sich an den Vorhängen festhalten, um nicht zu stürzen. Das Fenster klapperte wie im Sturm! Wann würde die Scheibe zerspringen?
    Eine Explosion! Im Haus gegenüber war eine Gasleitung geborsten! Eine Stichflamme, ein greller Lichtschein – brach ein Feuer aus? War noch jemand
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