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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak
Autoren: Michael Szameit
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beleibte, kahlköpfige Kras s nick und befiehlt: „Chronist! Änderung wie folgt: Gibt es auf dem Dritten des Systems Zaurak keine offensichtlichen Spuren entwickelter oder in Entwicklung begriffener Intelligenz und so weiter…“
    Augenblicklich verlöschen die Schriftzeichen auf dem Kontrollschirm, und der Automat druckt den neuen präzisierten Wortlaut aus.
    „Warum so penibel, Nick?“ fragt Goran lustlos.
    „Weil das ein himmelweiter Unterschied ist, mein Lieber!“ Krassnick zieht die Augenbrauen, die sonst wie schwarze Baumstämme über den tiefbraunen Augen liegen, dicht zusammen, die Flügel seiner gebogenen Nase blähen sich, und er wiederholt schulmeisternd: „Weil das ein Unterschied ist! Diese putzigen Flugwesen stellen zweifellos eine Form hochentwickelten Lebens dar, aber…“, er verfällt plötzlich in einen wurstigen Umgangston, „…aber sie sind so blöde wie Zuchthammel, mit Verlaub gesagt.“ Dann grinst er breit und deutet mit angewinkelten Armen flatternde Bewegungen an, wobei die Ellenbogen auf und nieder wippen wie Pumpe n schwengel.
    Goran schaut nicht hin und lacht auch nicht. Statt dessen beugt er sich über das Astrogonium und schnauft verdrießlich. Sein Rücken krümmt sich zu einem verkrampften Bogen, und der Kopf sackt zwischen die Schultern.
    „Was ist, hast du deinen Humor im Automatenbunker dep o niert?“ fragt Krassnick enttäuscht.
    Mit einer nervösen Handbewegung, als wolle er einen Schwarm lästiger Fliegen verscheuchen, verlangt Goran, nicht gestört zu werden. Eine Weile zieht er mit dem Laserstift Kurven auf der Kugel des Astrogoniums, gibt mit flinken Fingern Koordinaten in die Tastatur, wartet einige Sekunden und – flucht ärgerlich. „Verdammter Mist! Das Astrogonium spielt verrückt, da müssen alle Datenstabilisatoren auf einmal ihren Geist aufgegeben haben…“
    „Das ist unmöglich, das weißt du besser als ich!“ entgegnet Krassnick obenhin. „Wenn es so wäre, würden wir ein Sinfoniekonzert von Alarmsirenen hören.“
    „Jaja, aber ich sehe, was ich sehe. Koordinatenfading sieben Sekunden je Einheit.“
    Krassnick überlegt und fragt vorsichtig: „Raumkrümmu n gen?“
    „Die würde der Zentralautomat sofort orten und programmi e ren. Das kann nicht sein. Es sei denn…, wenn es zeitlich veränderliche Raumkrümmungen wären.“
    „Oder örtlich veränderliche. Ein Gradient!“ wirft Krassnick ein.
    „Möglich. Mal sehen…“ Der Navigator überlegt eine Weile mit in den Nacken gelegtem Kopf und stiert in das unter der Decke der Zentrale hängende Halbdunkel. Dann tippt er ein paar Kommandos ein.
    Gleichgültig wendet sich Krassnick ab und beschäftigt sich wieder mit seinem Bericht, präzisiert, fügt ein und streicht Überflüssiges. Das Streichen ist das wichtigste. Kommodore Anatol Malden, der Chef der Erkunder, legt großen Wert auf Knappheit und Exaktheit.
    Ein leichter, kaum spürbarer Ruck geht durch den Rau m kreuzer. „Korrekturaggregat vier, Steuerbord“, stellt Krassnick fest. Er lächelt zufrieden, als die Kontrollanzeigen seine Einschätzung bestätigen. Mit der Zeit bekommt man so etwas ohne den Blick auf die Anzeigen mit. Er kann selbst nicht sagen, welcher Sinn für diese Wahrnehmung verantwortlich ist. Der Gleichgewichtssinn? Vermag er die Fähigkeit zu entw i ckeln, geringfügigste Veränderungen zu analysieren? Oder nimmt das Gehör Geräuschunterschiede, feinste Nuancen auf, die nicht bis ins Bewußtsein dringen? Eins ist klar: Der Kosmos schärft die Sinne.
    Der kurze Schub aus den Korrekturtriebwerken ist kein Grund zur Beunruhigung. Aber Krassnick erinnert sich wieder an Goran und schaut flüchtig auf. Der Navigator hantiert nervös am Astrogonium. Seine Bewegungen wirken etwas fahrig. Nun erst entdeckt Krassnick die Zahlenkolonnen, die über den großen Bildschirm huschen. Sie sagen ihm nicht viel. Das ist Gorans Fach, nicht seins. Aber er erkennt, daß der Zentralautomat auf Hochtouren arbeitet. Hektisch werden Kurswerte ausgedruckt, die sich innerhalb weniger Sekunden wieder ändern. „Was ist das?“ fragt er den Navigator besorgt. „Schwierigkeiten?“
    „Ein Gravitationsfeld. Aber frage mich nicht, wo das he r kommt!“ antwortet Goran hilflos.
    „Wieso, da muß doch irgend etwas sein, etwas Sichtbares, ein Stern, ein Planet oder wer weiß was.“ Krassnick lächelt ihn freundlich an.
    „Eben nicht! Da ist nichts. Sieh doch selbst!“ Der Navigator deutet auf ein gelbleuchtendes Fadenkreuz im Zentrum des
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