Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
wird. Das Spielchen haben sie schon ein dutzendmal gespielt; und er weiß auch, daß er verlieren wird, weil Goran recht hat. Wie immer. Denn da gibt es einen Paragraphen.
    „Paragraph siebzehn Absatz drei, Arbeitsanweisung vierhu n dertzwölf: Im Auftrag nicht berücksichtigte Objekte, Ersche i nungen, Vorgänge sind zu untersuchen, wenn sie von wisse n schaftlicher oder wirtschaftlicher Eminenz sind. Operativ positiv ist zu entscheiden, wenn…“
    „Gut, gut“, unterbricht Krassnick den Navigator und versucht eine letzte Attacke. „Aber kein Mensch wird erfahren, daß es hier wissenschaftlich oder wirtschaftlich eminente Objekte, Erscheinungen oder Vorgänge gibt, wenn wir schön die Klappe halten!“
    Goran sieht ihn vorwurfsvoll an. „Aus dir wird nie im Leben ein richtiger Raumflieger, Krassnick. Abgesehen von der wissenschaftlichen Seite, handelt es sich hier um eine unb e kannte Gefahrenquelle, die den nachfolgenden Erkunderflotten böse Überraschungen bescheren kann. Verstehst du das nicht? Wir können gar nicht anders.“
    Krassnick brummt nur eine undeutliche Entgegnung.
    „Beschlossen?“ fragt der Navigator. Sein Gefährte hebt resignierend die rechte Faust mit dem ausgestreckten Daumen zum Zeichen des Einverständnisses.
    „Wir driften genau in das Zentrum der Wolke hinein, wenn die Funktion stimmt.“
    Krassnick mustert böse die Formel für die Kursabweichung, mit ihren vielen e und i und Integralen, diesen mathematischen Bandwurm, hinter dessen Tangens-und Sinusbestandteilen sich nichts weiter verbirgt als irgendeine schwingende Gravit a tion, die Goran unbedingt, in Koordinaten und Parametern ausg e drückt, als Trampolin für seine Karriere benutzen will.
    „Die Abdrift wird stärker, ich glaube, wir liegen richtig.“ Goran überlegt: Auf jeden Fall wird das eine Sensation! Was für Augen wird Marius machen, wenn er davon erzählt! Sie werden sich nun zwar erst einige Tage oder Wochen später wiedersehen, aber was ist das schon im Verhältnis zu den zurückliegenden vier Jahren. An Marius mußte er in den vergangenen Wochen immer häufiger denken. Der Abschied s schmerz wurde zwar schnell übertönt durch die Schufterei, die er und Krassnick hinter sich bringen mußten, aber jetzt, da es zur Erde geht, kommt sie wieder empor, die heiße Sehnsucht nach dem einzigen geliebten Menschen. Marius wird sich auch auf dem Rückflug befinden…
    Eine sanfte Gewalt drückt Krassnick in den Konturensessel, dessen weiche Polster den massigen Leib des Erkunders gleichsam verschlingen.
    „Warum beschleunigst du? Ist das nicht Energieverschwe n dung?“ fragt er den Navigator mißmutig, obwohl ihm die Beschleunigung doch eigentlich recht sein müßte.
    „Bist du taub?“ entgegnet Goran fröhlich. „Hörst du etwa einen Laut des Triebwerks? Das ist die Gravitation! Wir driften mit zunehmender Geschwindigkeit!“
    Da richtet sich Krassnick auf. „Das gefällt mir nicht, Goran. Denk daran, daß wir aus diesem Feld wieder herausmüssen. Noch weißt du nicht, wie stark die Schwerebeschleunigung in seinem Zentrum ist.“
    „Keine Sorge! Die kann nicht sehr hoch sein, das Feld hat ja keinen Zentralkörper. Das schafft die Agamemnon allemal!“
    Der Erkunder starrt mißtrauisch auf das Koordinatenkreuz. Er muß sich auf das, was Goran sagt, verlassen. Der ist der Navigator. Der Ausschnitt des Alls, den der Bildschirm zeigt, wirkt eigenartig verzerrt. „Ist der Große Schirm nicht in Ordnung?“ fragt er besorgt.
    „Nein, nein. Das ist die Schwerkraft. Sie krümmt den Raum und lenkt die Lichtstrahlen ab wie eine Linse“, erklärt Goran nachsichtig.
    „Warum sind im Zentrum keine Sterne zu sehen?“
    „Habe ich dir doch gerade erklärt, die Krümmung…“ Goran stockt nachdenklich. Die Geschwindigkeit hat merklich zugenommen. Krassnick hat richtig beobachtet, im Zentrum des Koordinatenkreuzes auf dem Bildschirm ist ein dunkler Fleck. Eigentlich müßten dort auch Sterne sein, stark versch o ben und verzerrt zwar, aber sie müßten zu sehen sein.
    Die Beschleunigung, die den Raumkreuzer wie mit unsich t baren Ketten in das merkwürdige Gravitationsfeld hineinzerrt, wird so stark, daß Goran die Bremstriebwerke zündet. „Es soll ja kein Härtetest werden“, kommentiert er dann belustigt, als Krassnicks angestrengtes Schnaufen schwächer wird.
    Aber die Kraft, die sie wie ein Magnet anzieht, wird immer stärker. Krassnick starrt verstört auf den Bildschirm. Auf seiner Glatze bilden sich kleine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher