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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak
Autoren: Michael Szameit
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als verlange er von seinem Herrn, endlich die Tore ganz zu öffnen, hinter denen seine gewaltigen Kräfte verborgen sind. Aber Goran darf sich nicht verleiten lassen. Was er und der Zentralautomat jetzt leisten müssen, ist Millimeterarbeit. Besorgt registriert er das weitere Zunehmen der Gravitation. Noch kann er mit der Erhöhung des Schubs antworten, noch…
    Krassnicks Geheul irritiert ihn nicht. Die Zeit reicht nicht aus, um auch nur eine Sekunde für einen Gedanken an den anderen zu vergeuden, den er in diese tödliche Gefahr gebracht hat. Goran muß rechnen. Mit tausendstel Bruchteilen, Million s teln! Als er das Ergebnis auf der Digitalanzeige der Energier e serven aufleuchten sieht, durchläuft ihn ein Zittern. Auf dem darunter befindlichen Bildschirm wachsen zwei Kurven aufeinander zu: Sie stellen die Treibstoffreserven als Funktion des erforderl i chen Weges bis zum unkritischen Punkt dar. Kurz vor diesem Punkt schneiden sie sich…
    Unsicherheitsfaktor acht Promille, liest Goran und zwingt sich zur Ruhe. Blitzschnell rechnet er die günstigste Variante aus. Der Schnittpunkt verschiebt sich nach oben, überquert die über Leben und Tod entscheidende Marke um ein Minimum. Den Fall eines negativen Fehlers von acht Promille braucht er nicht zu errechnen…
    Eine zweite Funktion stellt die Beziehung zur Zeit dar. Sie sagt nüchtern aus: In fünf Tagen ist die Markierung erreicht, bei einem positiven Fehler von acht Promille…
    Goran knirscht mit den Zähnen. Für die Unbedachtheit weniger Stunden müssen sie mit ihrem gesamten Energievorrat büßen oder – mit dem Leben! Fünf Tage Ungewißheit!
    Verdammt, schießt es ihm durch den Kopf, ein Pendel ist dieses schwarze Loch wahrhaftig nicht; es ist einfach, den Hang hinabzurasen in wenigen Sekunden, aber dann beginnt die Quälerei des Aufstiegs.
     
    Am zweiten Tag erreicht der Kampf seinen vorläufigen Höhepunkt. Goran muß die Alarmanlage blockieren und die Überlastsicherung des Triebwerkes überbrücken. Ununterbr o chen schreibt der Zentralautomat den Risikofaktor in grellroten Ziffern auf den Bildschirm: zwei Prozent, zwei Prozent…, zwei Komma drei Prozent…, zwei Komma vier…
    Krassnick hat in den zwei Tagen kein Wort gesprochen und Goran keines Blickes gewürdigt.
    Dann ist es soweit. Die mächtigen Kräfte der Tachyone n triebwerke und des schwarzen Loches halten sich die Waage. Auf der Anzeige erscheint die Null. Noch einmal blitzen zögernd negative Zehntel auf, dann wächst die Kurve langsam, unendlich langsam in den positiven Bereich. Die Agamemnon beginnt sich von dem unheilvollen Materiekonzentrat zu entfernen… Sieben Komma zwei Prozent…, sieben Komma fünf Prozent… Noch ist die Rettung in unendlicher Ferne.
    Über ein Drittel der Energiereserven hat der Kampf bereits verschlungen, und noch drei Tage muß das blauweiße Feuer als tosender Sturm die Agamemnon vorwärts treiben, hinaus aus dem Machtbereich des Verderbens. Aber mit wachsender Entfernung wird die Gegenwehr der Gravitation schwächer… Ein Hoffnungsstrahl!
    Krassnick lebt sichtbar auf, als er spürt, daß die erste Schlacht gewonnen ist.
    Neun Komma ein Prozent…, zehn Prozent… Goran rechnet ununterbrochen. Irgendwann muß er die Triebwerke drosseln, die Tachyonengeneratoren verschnaufen lassen. Wie weit darf er gehen, wie weit muß er gehen? Die total überhitzten Generatoren verbrauchen mehr Energie, weil der Wirkungsfa k tor sinkt. Hundertmal hat er jeden Wert überprüft, es muß stimmen!
    Da geschieht das Unerwartete. „Da Goran! Ein Raumkre u zer!“ schreit Krassnick auf und zeigt mit flatternden Händen auf den Bildschirm. Ein winziger Lichtpunkt wandert langsam, beinahe gemächlich über das mattblau leuchtende Glas, verharrt kurz und geht dann in einem weiten Bogen auf Gegenkurs. „Ein Raumkreuzer! Er muß ganz nah sein, wenn wir solche Manöver beobachten können!“
    Goran läßt sich von Krassnicks Erregung nicht anstecken. Der Erkunder hat recht: Sie sehen zweifellos einen Flugkörper, der sich in unmittelbarer Nähe befinden muß und relativ langsam fliegt. Sonst könnte er unmöglich derartige Kursänd e rungen vollführen. „Wir sind gerettet, Goran, gerettet!“
    Der Navigator kann Krassnicks Begeisterung nicht teilen. Sie entbehrt jeder Grundlage. Und ob er will oder nicht, er muß Krassnicks Optimismus einen harten Schlag versetzen. Zwar ist ihm völlig unverständlich, woher der andere Raumkreuzer kommt, der so urplötzlich aufgetaucht ist, und
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