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im Geisterschloss

im Geisterschloss

Titel: im Geisterschloss
Autoren: Enid Blyton
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Nanni.
    „Er arbeitet als Köhler. Das sind Leute, die in einem Meiler Holz verkohlen. Früher war das ein angesehener Beruf. Jetzt wird die Holzkohle nicht mehr viel benutzt. Manche Lebensmittelbetriebe brauchen sie noch. Und zum Grillen wird sie verwendet. Aber das bisschen Verdienst ernährt keinen mehr. Nur dem Alten mag es noch zum Leben reichen.“
    „Du musst bedenken, dass er den jungen Burschen als Verkäufer hat“, sagte Erna.
    „Wer ist denn das schon wieder?“, erkundigte sich Hanni.
    „Ein Kerl, der alle paar Wochen mit einem Kombiwagen in der Gegend aufkreuzt und angeblich immer beim alten Kunze übernachtet. Kann sein, dass er ein paar Kaufleute beliefert – mit Tüten und anderem Verpackungsmaterial. Ich weiß es nicht und bin froh, wenn ich mich damit nicht befassen muss“, sagte Herr Huber.
    „Und der alte Mann wohnt ganz allein dort bei dem Schloss?“, fragte Nanni.
    „Nein, es sind noch andere Bewohner da“, antwortete Erna. „Zwei Frauen: Mutter und Tochter. Sie hausen genau am entgegengesetzten Ende vom Schlossbereich, in der ehemaligen Gärtnerwohnung. Die Tochter fährt jeden Tag in die Stadt und arbeitet dort. Die Mutter hat eine Unmenge Katzen, die die ehemaligen Gewächshäuser bevölkern; da gibt es genug Mäuse. Und die alte Frau stellt ihnen jeden Tag Milch hin.“
    „Komisch, warum tut sie das?“, erkundigte sich Nanni.
    „Sie hat Katzen eben gern. Der alte Kunze hat übrigens eine Mordswut auf die Frau, weil die Katzen manchmal bis zu ihm hinüberlaufen. Dann regt sich sein Hund fürchterlich auf und bellt sich fast die Seele aus dem Leib. Und der alte Mann wirft Steine nach den Katzen und schimpft auf die Frau.“
    „Ihr seht: Sie leben dort wirklich wie Hund und Katze!“, warf Herr Huber lachend ein.
    Nach einer Weile fing Hanni noch einmal von dem Schloss an. „Ich verstehe bloß nicht, wieso wir gesehen haben, wie dort ein Fest veranstaltet wurde. Bestimmt. Wir haben nicht geträumt!“
    „So recht geheuer ist es mir nicht“, meinte Erna. „Aber ihr habt recht: Am helllichten Tag kann es kein Spuk gewesen sein.“
    „Wir fahren morgen noch einmal hin“, schlug Nanni vor.
    „Nein!“, rief Erna energisch. „Oder wartet – davon abbringen kann ich euch doch nicht. Also komme ich mit. Wir können ja zu Fuß hingehen.“
    „Erna! Ich wusste gar nicht, dass du so heldenhaft bist!“, rief Herr Huber vergnügt. „Da könnt ihr mal sehen, Zwillinge, wie lieb Erna euch hat. Sie riskiert sogar einen Gang zum Geisterschloss! Doch ich tue für eure Seelenruhe ein Übriges: Ich nehme morgen meinen freien Nachmittag und begleite euch.“
    „Das ist nett von dir!“, sagte Erna erleichtert.

    Die Zwillinge unternahmen am nächsten Vormittag nichts, weil sie doch für den Nachmittag den Ausflug zum Geisterschloss planten. Sie halfen Erna bei der Arbeit, damit sie gleich nach dem Essen aufbrechen konnten.
    Bis zum Waldrand fuhren sie mit dem Auto. Dann gingen sie zum Schlossteich, der genauso düster und unheimlich dalag wie tags zuvor.
    Diesmal klang keine Musik vom Schloss herüber, auch kein Lachen und Rufen. Nur ein Specht hämmerte irgendwo gegen einen Baumstamm und ein Häher warnte mit lautem Rätschen vor den Menschen, die in die Schlossallee einbogen. Aber die Fenster des Schlosses waren wirklich blitzblank, das mussten Hubers zugeben. Auch die schön geschwungene Freitreppe war ziemlich sauber. Und nicht weit davon, nach rechts hinüber, gab es tatsächlich den Tanzboden, von dem die Zwillinge berichtet hatten.
    „Na, Erna, was sagst du nun?“, rief Hanni triumphierend. „Glaubst du immer noch, dass es ein Spukfest war, das wir dort sahen?“
    Erna schüttelte den Kopf. Sie war ratlos. Aber ihr Mann tröstete sie: „Ich finde es schon heraus. Wozu hast du einen Polizisten zum Mann?“
    „Also, jetzt möchte ich einmal das ganze Schloss sehen!“, verlangte Erna. „Kommt, wir gehen erst mal um den Bau herum.“
    „Tapfer, tapfer“, murmelte Herr Huber.
    Erna gab ihm einen Stups mit dem Ellenbogen. „Mach dich ja nicht lustig über mich!“, rief sie.
    Während Hubers das Riesengebäude umrundeten, liefen die Zwillinge die Außentreppe hinauf bis zur Terrasse.
    „Da ist eine Fenstertür!“, rief Nanni. Sie drückte die Klinke und zu ihrer Verblüffung gab der rechte Türflügel knarrend nach. Mit angehaltenem Atem blickten die Mädchen neugierig in die Schlosshalle.
    „Los! Hinein!“, drängte Hanni. „Nur ein bisschen umgucken.“
    Sekunden
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