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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich
Autoren: Gordon R. Dickson
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sich kaum von den hellen, dünnen Sommerkleidern, die die im Saal anwesenden Erdenfrauen trugen. Aber der Effekt ihrer Gesamterscheinung ließ sie aus der Menge herausragen, als ob ein Scheinwerfer sie anleuchtete. Jims Augen hatten sich an die Würde und Klarheit gewöhnt, die Gesichtszüge und Gestalt der Hochgeborenen ausstrahlten. Jetzt kamen ihm seine Mitmenschen, die sich im Saal drängten, vergleichsweise unscheinbar vor. Ro hatte keine Augen für ihre Umgebung und blickte nur ihn an. Jim lächelte ihr beruhigend zu, bevor er sich setzte und ihr notgedrungen den Rücken zuwandte.
    Die sechs Komiteemitglieder traten ein, die Repräsentanten der sechs verschiedenen Sektoren der Erde. Das Auditorium erhob sich und setzte sich erst wieder, als die Komiteemitglieder Platz genommen hatten. Erregtes Gemurmel wurde laut, als mit den sechs Repräsentanten ein kleiner Mann mit rötlichbrauner Haut erschien, der zur Rechten von Alvin Heinman Platz nahm, dem Vertreter des mächtigen zentraleuropäischen Sektors. Jim blickte den kleinen Mann an und lächelte, aber der andere erwiderte den Blick mit feierlichem Ernst.
    Die Sitzung des Komitees wurde eröffnet.
    »Der Gouverneur von Alpha Centauri III hat zugestimmt«, sagte Alvin Heinman nasal in die Lautsprecheranlage, »diesem Komitee inoffiziell beizusitzen, weil er mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen über das Thema dieser Untersuchung wertvolle Hilfe leisten kann.«
    Heinman klopfte mit seinem Hammer auf den Tisch und erteilte dem Leiter des Untersuchungsausschusses das Wort. Dieser legte in kurzen Worten das Thema der Untersuchung dar. Dabei wurde das Wort »Hochverrat« sorgfältig umgangen. Aber der Redner kreiste den Begriff so geschickt ein, bis schließlich keiner der Zuhörer mehr daran zweifeln konnte, daß das Komitee es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Jim deswegen einen Prozeß anzuhängen.
    Der Leiter des Untersuchungsausschusses setzte sich wieder, und Styrk Jacobsen erhob sich, um die Fragen des Komitees zu beantworten. Diese Fragen beschäftigten sich hauptsächlich mit Jims Vergangenheit und mit den Vorgängen, die dazu geführt hatten, daß Jim aus der Mitte mehrerer hundert sorgsam gesiebter Kandidaten als Beobachter der Thronwelt auserwählt worden war.
    »… James Keil war in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich qualifiziert. Seine physische Konstitution war hervorragend, wie sie es auch sein mußte, da wir doch geplant hatten, den Beobachter der Thronwelt als Stierkämpfer auszubilden. Auch hat er nicht nur in Geschichte, Chemie und Anthropologie promoviert, sondern auch gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Studien betrieben.«
    »Würden Sie sagen, daß er sich charakterlich wesentlich von den anderen Kandidaten unterschied?« unterbrach Heinman.
    »Er war ein großer Individualist, aber bis zu einem gewissen Grad waren sie das alle«, erwiderte Styrk trocken. Er war ein Mann Mitte der Sechzig mit silberweißem Haar, der nicht gern viel Worte machte. Er stammte aus Dänemark. Zwischen ihm und Jim hatte von Anfang eine instinktive Sympathie bestanden, während man das von Jims Beziehung zu Max Holland absolut nicht behaupten konnte.
    Styrk Jacobsen zählte die weiteren Bedingungen auf, die Jim erfüllt hatte und damit als Beobachter der Hochgeborenen geeignet erschienen war. Dabei waren hauptsächlich herausragende körperliche und geistige Fähigkeiten gefordert worden, ein stabiles Gefühlsleben und eine umfassende Bildung.
    »Was die Stabilität des Gefühlslebens betrifft«, unterbrach Heinman erneut, »haben Sie festgestellt, ob er ungewöhnlich – sagen wir – unsozial eingestellt war? Verhielt er sich seiner Umwelt gegenüber zurückhaltend und wenig mitteilsam? War er von Anbeginn an ein Einzelgänger?«
    »Ja, aber das war nur zu begrüßen. Denn unser Mann sollte in eine ihm völlig fremde Kultur mitten hineingestoßen werden, und da war es wichtig, daß er so selbständig wie möglich war und sich unabhängig von anderen behaupten konnte.«
    Jacobsen ließ sich von keiner Frage Heinmans beirren. Er blieb dabei, daß Jim genau der richtige Man für das Projekt gewesen war. Max Holland, der nach ihm befragt wurde, sagte etwas völlig anderes aus.
    »… unser Projekt brachte ein großes Risiko mit sich«, begann er und beugte sich über seinen Tisch vor, eine brennende Zigarette in der Hand. »Unsere Welt verhält sich zur Thronwelt wie etwa ein Küken zu einem Elefanten. Das Küken ist so klein, daß es am sichersten überleben
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