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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich
Autoren: Gordon R. Dickson
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seine Intentionen den anderen Hochgeborenen gar nicht so schlimm vorgekommen wären. Für sie sind die minderen Rassen der Koloniewelten nichts anderes als mehr oder weniger nützliches Material, das ihren Zwecken dient. Und wir waren in ihren Augen noch weniger wert als diese Koloniemenschen. Wir waren Wolflinge – wilde Männer und Frauen, die irgendwo jenseits der Grenze des zivilisierten Reiches leben.«
    Heinman lehnte sich zurück und begann mit dem Gouverneur an seiner Seite zu flüstern. Dann wandte er sich wieder Jim zu. Sein Gesicht war leicht gerötet.
    »Vorhin erzählten Sie uns doch, daß die Hochgeborenen überlegene Wesen seien. Wie kann ein überlegenes Wesen einen so unmenschlichen Plan ersinnen wie dieser Prinz Galyan? Wie kann es morden und sich gegen seinen Herrscher erheben? Wenn die Hochgeborenen wirklich so sind, wie Sie behaupten – und der Gouverneur von Alpha Centauri III bestätigt Ihre Worte –, so ist es unmöglich, daß Prinz Galyan so niedrig gehandelt hat.«
    »Wie ich sehe, verstehen Sie immer noch nicht den kulturellen Unterschied zwischen uns und den Hochgeborenen«, sagte Jim lächelnd. »Galyans Absicht, die Macht an sich zu reißen, war allerdings auch in den Augen der anderen loyalen Hochgeborenen ein Verbrechen. Aber die Pläne, die er mit uns Erdenmenschen hatte, würden auf der Thronwelt keineswegs als unmenschlich gegolten haben. Im Gegenteil, jeder Hochgeborene hätte es als Glück für uns angesehen, daß wir Galyans Aufmerksamkeit errungen haben. Wenn sie uns zu Starkianern gemacht hätten, wären wir zu einer gesunden, zufriedenen Einheitsrasse herangewachsen. So wie die Starkianer des Herrschers eine glückliche, gesunde Einheitsrasse sind.«
    Wieder hielt Heinman eine geflüsterte Beratung mit dem Gouverneur ab. Als sie beendet war, sahen beide Männer leicht verärgert aus.
    »Wollen Sie damit sagen, Mr. Keil«, begann Heinman, dessen Stimme einiges an Selbstsicherheit verloren hatte, »daß alle Ihre Aktionen auf der Thronwelt nicht nur dem Wohl des Herrschers, sondern auch dem Wohl der Erde gedient haben?«
    »Ja«, erwiderte Jim.
    »Ich würde Ihnen gern glauben«, sagte Heinman, und es klang so, als ob er es ernst meinte. »Aber es fällt mir doch ein wenig schwer. Zum Beispiel verstehe ich nicht, wie Sie von Galyans Plänen erfahren haben, da er diese doch sicher geheimgehalten hat.«
    »Sie waren auch geheim. Aber gewisse Gouverneure und Adelsfamilien der Koloniewelten …« Wieder wanderte Jims Blick kurz zum Gouverneur von Alpha Centauri hinüber. »… müssen von Galyans Absichten, die Starkianer loszuwerden, gewußt haben. Auch Prinzessin Afuan und Melness, der Dieneraufseher, haben einiges gewußt. Aber Galyan hielt natürlich den Großteil seiner Pläne vor seiner Umwelt geheim.«
    »Und wie haben Sie dann davon Kenntnis erhalten?« fragte ein anderes Komiteemitglied, ein kleiner, dicker Mann in mittleren Jahren.
    »Ich bin Anthropologe«, erwiderte er trocken. »Ich habe mich viel mit menschlichen Kulturen aller Arten beschäftigt. Die Verschiedenheit dieser Kulturen hat gewisse Grenzen, und auch ihr Fortschritt, wenn die Bevölkerung nicht mehr nennenswert anwächst. Die Gesellschaftsordnung der Hochgeborenen und die Gesellschaftsordnungen der Koloniewelten, die die der Thronwelt widerspiegelten, standen im Widerspruch zu dem Kulturgrad, den die Hochgeborenen erreicht zu haben glaubten. Die Hochgeborenen und ihre Nachahmer, die Bewohner der Koloniewelten, waren in kleine künstliche Cliquen zersplittert, die wie Noyaux lebten.«
    Jim machte eine Pause und wartete, daß Heinman nach der Bedeutung des Begriffs Noyaux fragte, was dieser auch prompt tat.
    »Der französische Ethnologe Jean-Jacques Fetter verwendete den Terminus Noyau als Klassifizierung für eine Gesellschaft mit einem inneren Antagonismus«, erklärte Jim. »Der Callicebus-Affe ist ein Beispiel in der Natur. Jede Callicebus-Familie verbringt ihre Zeit außer beim Essen und Schlafen innerhalb der Grenzen des Territoriums, das sie sich sozusagen abgesteckt hat, und verteidigt diese Grenzen erbittert gegen die Nachbarfamilie. Bei den Menschen wird dieses gegenständliche Territorium durch eine gewisse Position ersetzt, die weniger durch offene Feindschaft als durch Intrige verteidigt wird, damit der benachbarte Klassenstand nicht in diese Position eindringt. Dies ist die Noyaux-Situation bei den Hochgeborenen. Die einzigen Hochgeborenen, die hier eine Ausnahme bilden, sind die
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