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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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gehört und wäre eine Umleitung gefahren.
    Aber sie war nicht dort gewesen. Sie hatte sich draußen versteckt.
    Als Clay sich der Stelle näherte, versuchte die Fahrerin gerade, im Rückwärtsgang wegzufahren. Aber sie würgte den Motor immer wieder ab, weil sie in ihrer Panik zu viele Eingaben in den Bordcomputer machte. Clay konnte ihre Angst riechen, doch darunter lag noch dieser falsche Geruch, dem er unbedingt nachgehen musste.
    Schwer atmend, aber nicht erschöpft, stellte er sich mitten auf die Straße direkt hinter ihren Wagen. Er konnte nicht zulassen, dass sie fortfuhr. Wer zum Teufel war sie? Sie roch wie Tally, und er musste herauskriegen, warum das so war.
    Fünf Minuten später gab die Fahrerin ihre Versuche auf, den Wagen in Gang zu bringen. Der aufgewirbelte Staub legte sich wieder, und Clay erkannte an dem Nummernschild, dass sie den Wagen gemietet hatte. In der plötzlichen Stille hörte man Vogelgezwitscher. Clay wartete… schließlich glitt die Fahrertür nach hinten. Ein schlankes Bein in einer blauen Jeans zeigte sich in der Öffnung, eine schwarze Stiefelette senkte sich auf den Boden.
    Das Tier in ihm verhielt sich unnatürlich still, als eine Hand sich auf den Türrahmen legte und die Tür weiter aufschob. Leicht gebräunt und voller Sommersprossen. Eine kleine Frau stieg aus dem Wagen. Blieb noch ein paar Minuten mit dem Rücken zu ihm stehen. Er tat nichts, gab nicht einmal einen Laut von sich, sondern nutzte die Gelegenheit, sich in ihren Anblick zu vertiefen.
    Zweifellos war sie klein, wirkte aber keinesfalls zerbrechlich. Ihr gerader Rücken zeugte von Stärke, konnte aber auch einem harten Männerkörper ein weiches Kissen bieten. Sie hatte weibliche Formen. Üppige, weiche Kurven. Die Jeans saßen wie angegossen, ein Anblick, der Mann und Raubtier gleichermaßen erregte. Er wollte zubeißen, anfassen und darüberstreichen.
    Clay rührte sich nicht. Er ballte die Fäuste und zwang seinen Blick nach oben. Es wäre bestimmt nicht schwer, dachte er, sie hochzuheben, um sie küssen zu können, ohne sich den Nacken zu verrenken. Und er hatte vor, diese Frau zu küssen, die wie Talin roch. Das Tier in ihm beanspruchte sie für sich, und er hatte im Moment weder Zeit noch Lust, um Gegenargumente zu finden. Die würden später kommen, nachdem er die Wahrheit über diesen Geist herausgefunden hatte. Bis dahin konnte er sich dem ihr so ähnlichen Duft hingeben.
    Selbst ihr Haar war von derselben ungewöhnlichen Farbe wie das Talins – dunkles Gold mit schokoladenbraunen Strähnen. Eine richtige Mähne hatte er es immer genannt. So einzigartig wie die unglaublich vielen verschiedenen Schattierungen der Leoparden, die Außenstehende oft gar nicht wahrnahmen. Für andere Leoparden waren die Unterschiede aber so deutlich erkennbar, als stünden sie im Licht von Scheinwerfern. Genauso war es bei dieser Frau. Ihr Haar war wunderschön, dicht und wirklich unverkennbar.
    „Talin“, sagte er sanft und wehrte sich nicht mehr gegen den Wahnsinn.
    Ihr Rücken wurde steif, aber sie drehte sich endlich um.
    Und die Welt hielt den Atem an.
     
    2
    „Hallo, Clay.“
    Er schnappte nach Luft, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Ein Knurren saß in seiner Kehle, aber er gab ihm nicht nach, zu deutlich nahm er den scharfen Geruch von Furcht wahr, den ihr Körper wellenartig verströmte.
    Verdammter Mist! Tally hatte Angst vor ihm. Genauso gut hätte sie ihm ein Messer ins Herz stoßen können. „Komm her, Tally.“
    Sie rieb mit den Händen über ihre Jeans und schüttelte den Kopf. „Ich wollte nur mit dir reden, mehr nicht.“
    „Ist das deine Art zu reden? Einfach abhauen?“ Er sagte sich, er müsse Ruhe bewahren, sie nicht anfauchen. Schließlich war das ihr erstes Gespräch nach zwanzig Jahren. Aber für ihn fühlte es sich so an, als hätten sie erst gestern miteinander gesprochen, es war so vertraut, so leicht. Wenn man von ihrer Angst absah. „Hattest du vor, den Wagen irgendwann anzuhalten?“
    Sie schluckte. „Eigentlich wollte ich in dem Lokal mit dir reden.“
    Der Leopard hatte lange genug gewartet. Bevor sie noch Atem holen konnte, um zu schreien, stand er mit der unnatürlichen Schnelligkeit seiner Art bereits vor ihr. „Du müsstest doch eigentlich tot sein.“ Er zeigte ihr die Wut, die zwanzig Jahre lang in ihm gebrodelt hatte. Gebrodelt und sich in jede Zelle seines Körpers ausgebreitet hatte. „Sie haben mich angelogen.“
    „Ich weiß… ich hab’s
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