Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger
Autoren: Nicole Rensmann
Vom Netzwerk:
zum Tode verurteilt worden war? Er war skrupellos, könnte uns alle umnieten und sich den Weg freischießen. Doch das schien nicht sein Ziel zu sein. Er liebte den Tod. Meine Analyse erschreckte mich nicht. Der Mann war auch die Spielfigur von Stiller geworden und ich fragte mich, ob nicht Stiller derjenige war, der in diesem seltsamen Spiel getötet werden sollte.
    Ein Experiment. Aber diesmal experimentierte Stille mit allen Anwesenden. Und darüber hinaus.
    Der Mann, der zumindest ein erwiesener Kakerlaken-, Tauben-, und Hundemörder war, trug ein Bündel über der Schulter – einen Jutesack, aus dem ein Schwall Haare im Takt seines Schrittes hin- und herwippte. Blonde, lange Haare. Lockig.
    Mike lachte. »Stiller ist ein Fuchs.«
    »Er ist verrückt, Mike!«
    Der Mann nahm das Bündel, das im Jutesack steckte, von seiner Schulter und wiegte es im Arm. Es war eindeutig ein Mensch.
    Mein Mund wurde trocken. Meine Augen brannten. Das Atmen viel mir schwer.
    Stiller würde frühzeitig abbrechen. Experimente hin oder her. Aber das ging zu weit. Er testete uns nur. Das war sicher. Was für ein Spinner. Ich schüttelte den Kopf, betrachtete meine Waffe. Sie war noch nicht durchgeladen. Dann sah ich auf. Der Mann hatte den Sack heruntergezogen. Mein Kiefermuskel ließ abrupt nach, mein Bizeps spannte sich an, ich umklammerte die Waffe. Sehr lustig, Stiller, sehr lustig!
    Es war ein Mädchen, sie trug ein rosa geblümtes Nachthemd. Nackte Füße, die Haare zerzaust vom Schlaf. Ihre Augen zeigten Angst und Verzweiflung. Schreien konnte sie nicht, denn ihr Mund war mit silberfarbenem Klebeband zugeklebt. Sie weinte. Natürlich weinte sie. Hatte Stiller sie nicht eingeweiht?
    Scheiße, Mann!
    Ich sprang auf. »Was soll das, Stiller?«
    »Mensch, setz dich!«, sagte Mike. »Das ist doch nur ein Fake.«
    Das Mädchen zeigte auf mich. Sie strampelte mit den Beinen, doch der Mann hielt sie fest. »Setzen Sie sich!«, befahl Stiller und seine Stimme klang seltsam kalt, aber er lächelte mich an.
    »Sie haben es in der Hand. Töten Sie den Mann, er ist ein Mörder. Das wissen Sie   alle. Oder er tötet das Mädchen.«
    Keiner glaubte daran. Oder warteten nur alle fasziniert auf den nächsten Mord, der in der Arena geschehen sollte? Auf den Mord, der dieses Experiment in die Idee eines Irren verwandelte und sie alle zum Mittäter machte ? Auf einen Mord, den sie   verhindern sollten?! Sie waren die Guten, die für das Gesetz eintraten. Oder nicht?
    »30 Sekunden!«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    Ich hatte mich nicht hingesetzt, sah die Anderen an, die nur fasziniert auf das Schauspiel starrten. Ich glaubte nicht an ein Spiel.
    28 Sekunden.
    »Sie können alles ändern. Sie können es beenden, Frank.«
    Alle schauten mich erwartungsvoll an.
    27 Sekunden
    »Jeder von Ihnen kann das Schicksal ändern.«
    26 Sekunden
    Alle sahen wieder zu Stiller. Apathisch. Fasziniert.
    25 Sekunden
    Totenstille. Nur das Schluchzen des kleinen Mädchens.
    24 Sekunden
    um dem ein Ende zu setzen oder
    23 Sekunden
    Stiller sie alle auslachte, und behauptete,
    22 Sekunden
    alles sei nur ein Fake. So wie Mike glaubte.
    21 Sekunden
    Ich hörte meinen Atem. Viel zu laut.
    20 Sekunden
    Schweiß tropfte von meiner Stirn.
    19 Sekunden
    Ich lud die Waffe durch. Mike berührte mich am Arm.
    18 Sekunden
    »Es passiert nichts, bleib ruhig!«
    17 Sekunden
    »Was sagt dir das?«
    16 Sekunden
    »Sie reagieren emotional. Das ist verständlich.«
    15 Sekunden
    »Lass sie runter! Sofort!«
    14 Sekunden
    »Nur ein Experiment, vergessen Sie das alle nicht.«
    13 Sekunden
    Ich konnte Stillers Stimme nicht mehr hören.
    12 Sekunden
    Der schwarze Mann blieb regungslos.
    11 Sekunden
    Ich würgte, musste mich übergeben.
    10 Sekunden
    Mike versuchte, mich zu beruhigen.
    9 Sekunden
    »Stiller, hören Sie auf mit dem Mist!«
    8 Sekunden
    »Wenn Sie ihn nicht töten, wird er das Mädchen töten!«
    7 Sekunden
    »Und das wäre doch schade, Frank!«
    6 Sekunden
    Keiner meiner Kollegen schien daran zu glauben, dass
    5 Sekunden
    Stiller und der Mann in schwarz ernst machten.
    4 Sekunden
    Ich zielte auf sein Bein, drückte ab.
    3 Sekunden
    Er schrie, zückte ein Messer.
    2 Sekunden
    Ritzte in ihren Hals.
    1 Sekunde
    Ich zielte und drückte ab.
    0 Sekunden
    Treffer.
    Der Mann fiel wie ein Baum um. Sie riss er mit sich, doch sie befreite sich, rappelte sich hoch, lief schluchzend auf mich zu und in meine Arme. Mein Baby.
    »Ist Mama zu Hause, geht es ihr gut?«, flüsterte ich Ella ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher