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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger
Autoren: Nicole Rensmann
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hörte mich.
    An diese Stille würde ich mich erinnern, und die Dunkelheit, die mich daraufhin verschlang.
    Immer und immer wieder.
     
    Als ich erwachte, roch ich Schweiß und Blut, dann öffnete ich die Augen. Schmerz spürte ich nicht. Diesmal sah ich nicht nach Jo – oh, wie ich dich liebe –, nicht nach Max und Marina – meine Mäuse. Mami wird euch helfen.
    Es gelang mir, aus meinem Fenster zu klettern.
    Hilfe!
    Hilfe war das Einzige, an das ich denken konnte. Jeder Buchstabe dieses hoffnungsvollen Wortes wirkte wie ein Seil, an dem ich mich aus dem Autowrack herauszog und wie ein Anker, an den ich mich klammerte, um meine Familie zu retten. Nur dieser eine Grund hielt mich am Leben.
    »Hilfe«, flüsterte ich – und hustete, spuckte Blut. »Hilfe!« Lauter.
    Warum reagierte niemand auf mich?
    Sirenen durchbrachen meine Rufe, blinkendes Polizeilicht verwandelte den Asphalt in beweglichen Boden, der mir unter den Füßen weggezogen wurde. Jede Sekunde ein Stück weiter. Bis zum Abgrund.
    Menschen liefen durcheinander, zwei Sanitäter knieten vor einem blutüberströmten Mann, der neben dem LKW lag, in den wir hineingefahren waren. Ich empfand kein Mitleid. Meine Familie brauchte Hilfe! Schnell!
    Überall standen Autos, die ineinander geschoben worden waren. Rauchende Motorhauben. Der Gestank von Benzin versengte mir die Nasenhärchen. Menschen weinten, riefen Namen. Wie viele waren tot?
    Max. Marina. Jo. Ich bereute es sofort, zu unserem Wagen zu sehen, noch bevor mein Gehirn den Anblick begriff.
    Darin hatte niemand überlebt!
    Aber ich lebte doch! Ich lebte! Die Schmerzen überfielen mich anfallartig, ich beugte mich vor und übergab mich. Mein – unser – Frühstück vermischte sich mit Blut, Tränen und einem abgebrochenen Zahn.
    Die Erkenntnis zwang mich in die Knie.
     
    Ruckartig setzte ich mich auf. Ich erwachte, spürte den Druck auf meiner Brust, den Herzschlag, der schmerzend gegen die Rippen pochte. Ich wollte schreien, doch ich biss mir so fest auf die Faust, bis ich Blut schmeckte, und erstickte so meine Stimme.
    Schweiß und Blut.
    Ich wollte die Kinder nicht wecken.
    Schlaft gut, meine Mäuse.
    Nur langsam beruhigte ich mich. Ich sank zurück in die verschwitzten Kissen und lächelte. Nur ein Albtraum.
    Meine Hand tastete unter der Bettdecke nach Jo, auf der Suche nach Trost, um diese Bilder, die voller Farbe in meinem Kopf verweilten, zu verbannen.
    Ich schloss die Augen, spürte Tränen an meinen Schläfen herunterlaufen.
    Der Albtraum.
    Immer und immer wieder.
    Jos Seite des Bettes war leer.
    Der Unfall war sechs Monate her. Ich würde niemanden aufwecken.
    Und ich hielt meinen Schrei nicht länger zurück.

Copyrightnachweise
     
    »Rot, so rot«, in »Krimi-Leseheft, Nächster Halt: Kultur«, Herausgeber: Keolis Deutschland GmbH & Co. KG NL eurobahn 2011
    »Die Norm«, unter dem Titel »Ohne Titel« in »Welten voller Hoffnung«, BeJot-Verlag 2002
    »Der Krammetsvogel«, als Hörbuch, Jokers.de 2009
    »Die Wahrheit über Mona Lisa«, Hörbuch, Jokers.de 2010
    »Mein Herz«, aufgenommen in der Gedichtdatenbank von Jokers.de, 2011
    »Vom Erlangen der Zufriedenheit«, in Rokoko-Anthologie, Hrsg.: Dr. phil. Olaf Kappelt, Jokers Verlagsgruppe Weltbild, 2010

Vita der Autorin
     
    Nicole Rensmann
     
     
     

 
    Nicole Rensmann, Jahrgang 1970, arbeitet seit 2000 als Schriftstellerin. Sie weist mehr als sechzig Publikationen im Bereich der Erwachsenen– und Kinderliteratur vor.
     
    Als Journalistin führte sie von 2003 bis 2010 zahlreiche Interviews mit international und national bekannten Autoren wie z.B. Cornelia Funke, Frank Schätzing, Markus Heitz, Dean Koontz oder Dan Simmons. Für verschiedene Print-Magazine und Online-Portale verfasste sie Rezensionen und Artikel. 2010/2011 unterrichtete sie Kreatives Schreiben und gründete parallel einen Büroservice, bei dem sie ihre kaufmännischen und kreativen Fähigkeiten miteinander verbindet.
     
    Sie lebt mit ihrer Familie, Hunden und Katzen im Bergischen Land.
     
    Im Internet ist die Autorin unter www.nicole-rensmann.de zu finden.

Bisher als eBooks erschienen:
     
     
    Für Kinder:
    »Die Staubfee«
    »Die Hobbijahns«
    »Regenbogenläufer«
    »Lucifairy«
    »Ariane, the stork lady«
     
     
    Für Erwachsene:
    »Mister Zed«
    »Anam Cara – Seelenfreund«
    »Ciara«
    »Gedanken im Sturm«
    »Firnis«
    »Im Dutzend phantastischer«
     
    Alle eBooks sind bei amazon erhältlich.
     
     
    Weitere eBooks sind in Planung.

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