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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder
Autoren: Brigitte Aubert
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von mir, ihm dieses Messer in den Schenkel zu rammen! Ich hätte ja auch eine Arterie treffen können, dann wäre ich jetzt schuld, wenn wir alle gestorben wären … Von nun an, Elise Andrioli, hörst du gefälligst auf, dich für Rintintin zu halten.
    »Schwester, hätten Sie vielleicht ein Aspirin?« erkundigt sich Gassin.
    Bevor sie ihm antworten kann, stürzt jemand mit hastigen Schritten auf uns zu.
    »Gibt es etwas Neues?« fragt Gassin mit krächzender Stimme, weil er zuviel geraucht hat.
    »Die Leichen der Fanstens sind gerade im Leichenschauhaus eingetroffen. Kein hübscher Anblick … Haben Sie schon mal Würstchen gesehen, die man zu lange auf dem Grill gelassen hat?« erzählt jemand mit einer höchst eigenartigen Vorstellung von Humor.
    »Ersparen Sie uns die Einzelheiten, ich habe Kopfschmerzen. Wann kommen die Ergebnisse der Laboruntersuchung?«
    »Morgen früh. Was machen wir mit diesem Dreckskerl, mit Mercier?«
    »Ruhig Blut, Mendoza, man beschimpft keine Zeugen. Mercier wird uns begleiten.«
    »Warum macht Ihr Kollege Mercier für alles verantwortlich?« will Guillaume wissen.
    »Er ist aufgebracht. Mendoza … he, Mendoza! Er mag es nicht, wenn man ihn für dumm verkauft. Wissen Sie, wieso Mercier über alle Einzelheiten der Ermittlungen auf dem laufenden war? Durch seinen Freund Mendoza.«
    »So, jetzt reicht’s mir aber, verdammter Mist!« brüllt Mendoza. »Ich geh’ einen Kaffee trinken.«
    »Sie haben sich jeden Morgen in einer kleinen Bar getroffen und über Sport unterhalten … was Fußball angeht, dürften Sie mittlerweile ein Experte sein, Mercier, oder?« feixt Gassin.
    »Als ich herausgekriegt habe, daß Mendoza Polizist und mit den Ermittlungen beauftragt ist, habe ich alles getan, um ihn kennenzulernen. Das war nicht weiter schwierig. Man mußte ihm nur etwas um den Bart gehen.«
    »Lassen Sie ihn das bloß nicht hören«, rät ihm Gassin. »Es ist schon spät, gehen wir.«
    Eine Tür öffnet sich.
    »Ihre Tochter ist aufgewacht, Monsieur.«
    »Was werden Sie ihr sagen?« fragt Guillaume bewegt.
    »Ich weiß nicht. Daß ich ihr richtiger Vater bin. Und daß Paul und Hélène bei einem Brand ums Leben gekommen sind.«
    »Aber sie wußte, daß es Hélène war, da bin ich mir ganz sicher!« meint Gassin, als er aufsteht.
    »Und? Wollen Sie sie anzeigen?«
    Er geht auf das Zimmer zu, in dem Virginie liegt und begreifen muß, was geschehen ist. Ich möchte nicht an seiner Stelle sein. Sie wird sicher noch lange behandelt werden müssen. Sie kann das alles nicht ohne Schaden überstanden haben.
    Mendoza, der zurückgekommen ist, meint:
    »Und sie?«
    Bei seinem Tonfall hat man den Eindruck, er spreche von einem Hund, aber er meint mich.
    »Ich habe ihren Onkel benachrichtigt. Sie werden hierbleiben, bis er kommt oder uns sagt, was wir in Ihrem Fall tun sollen, Mademoiselle.«
    Ja, ja, schon gut. Ob ich hier liege oder woanders, ist mir egal. Ich hab’ genug gehört und erlebt, um jahrelang meditieren zu können. Die Tür schließt sich hinter Tony. Eine Krankenschwester will mich in mein Zimmer bringen. Hinter mir piepst das Handy von Inspektor Gassin.
    »Ich höre … Was? Mist, das kann ich mir vorstellen … Okay. Ciao.«
    »Neuigkeiten?« fragt Guillaume, der auf der Stelle kehrt macht.
    »Nein, eigentlich nicht, nur ein Telex aus Marseille. Es geht um Max Siccardi … geboren am 3. Juli 1976, Kind von: Rene Siccardi, achtundvierzig Jahre und Josette Siccardi, neununddreißig Jahre!«
    Bravo, Elise, du hattest also recht!
    »Was?« brummt Guillaume, der überhaupt nichts mehr versteht.
    »Hélène hatte einen Sohn, der im Familienstammbuch als Kind ihrer Eltern eingetragen wurde. Man vermutet, daß Hélène von ihrem Vater Rene schwanger war.«
    »Aber das ist ja ungeheuerlich!« ruft Guillaume.
    »Wie Sie sagen … Aber das ist noch nicht alles: Wissen Sie, woran ihr Sohn gestorben ist? Er wurde von zwei Jugendlichen, die unter Drogen standen, in einem Keller zu Tode gequält … In was für einer Welt leben wir bloß …?! Wen wundert es da noch, daß sie nach diesem Erlebnis durchgeknallt ist!«
    Ich verstehe ihn nur noch undeutlich, als die Krankenschwester mich in einen anderen Korridor schiebt. Ich bin müde. So unsäglich müde. So …

EPILOG
    Es hört nicht auf zu regnen. Dicke Tropfen prasseln gegen die Fensterscheiben. Ich sitze in meinem schönen weißen Bett. Morgen um acht Uhr wird Professor Combré die alles entscheidende Operation wagen. Mein Onkel hat sich darum
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