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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder
Autoren: Brigitte Aubert
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eingewiesen und versucht, mir die Morde anzuhängen. Ein gefährlicher Krimineller entflieht, und man schnappt ihn zufällig dort, wo in der letzten Zeit mehrere Kindermorde begangen wurden! Sie glauben doch nicht im Ernst, daß meine Aussage auf offene Ohren gestoßen wäre, oder? Daß man mir auch nur ein Wort geglaubt hätte, wenn ich es gewagt hätte, die ehrenwerte Madame Fansten zu beschuldigen? Und außerdem wollte ich ja nicht, daß sie es war. In meinem tiefsten Innern klammerte ich mich an die Hoffnung, daß sie unschuldig sei … Immerhin ist sie die Mutter meiner Tochter, verstehen Sie?«
    »Fahren Sie fort«, seufzt Gassin.
    »Die Vorstellung, daß sie die Täterin sein könnte, machte mich wahnsinnig, aber gleichzeitig spürte ich, daß sie es tatsächlich war.«
    »Hatten Sie keine Angst, daß sie Virginie etwas antun würde?«
    »Nein, nicht in dieser Hinsicht. Die Opfer waren alle männlichen Geschlechts gewesen. Wer auch immer der Mörder war, er war offensichtlich auf kleine, ungefähr acht Jahre alte Jungen fixiert. Ich sagte mir, wenn es Hélène sein sollte, tötete sie vielleicht Kinder, die Max ähnelten. Aber Max hatte braunes Haar und dunkle Augen, Charles-Eric und Renaud waren braunhaarig, Michael aber blond und Mathieu hatte kastanien-farbenes Haar und so weiter, und sie hatten auch alle unterschiedliche Augenfarben. Mir gelang es nicht, hinter die Logik, die dahintersteckte, zu kommen. Ich war blind.«
    »Welche Logik?«
    »Renauds braune Haare, Charles-Erics dunkle Augen, Michaels Hände, Mathieus Herz, Joris’ Genitalien …«
    »Ein neuer kleiner Junge …«, murmelte Gassin.
    »Genau. Das Bild eines kleinen Jungen, das einer kranken Phantasie entsprungen ist.«
    Fein säuberlich aufbewahrt in einem Kasten … die kleinen zusammengekrümmten Hände, das kleine Herz, die auf Samt gebetteten Augen, die so groß wirken, weil sie nicht mehr in ihren Höhlen stecken. Und die seidigen braunen Haarsträhnen … Danke, lieber Gott, daß du dafür gesorgt hast, daß mir dieser Anblick erspart blieb!
    »Und dann?« fragte Gassin ungeduldig.
    »Dann? Nach und nach ergaben die Einzelheiten des Puzzles ein Gesamtbild. Ich war verzweifelt, wünschte mir, weit weg zu sein, aber ich fühlte mich verpflichtet, hierzubleiben und dabei zu helfen, dieser Frau das Handwerk zu legen, die ich so sehr geliebt hatte und die offensichtlich verrückt war …«
    »Und welche Rolle spielte Migoin dabei?« erkundigte sich Gassin leicht gereizt.
    »Stéphane Migoin vermutete, daß Hélène Paul betrog. Er war mißtrauisch geworden. Er glaubte, daß sie sich deshalb so häufig seinen Kombi lieh. Um die Wahrheit zu sagen, sie schlief auch mit Stéphane. Mit Männern zu schlafen war ihre Methode, sie zu beherrschen. Wenn ich es mir recht überlege, ist sie mit allen Kerlen aus unserem Viertel ins Bett gegangen. Doch ich glaube, sie war frigide. Wissen Sie, ihr Vater hat sie jahrelang mißbraucht. Im übrigen bin ich davon überzeugt, daß er der Vater von Max ist.«
    Wie bitte? Gassin scheinen diese Neuigkeiten genauso zu verblüffen wie mich, denn er sagt kein einziges Wort. Ich höre ihn aber schlucken. Aber natürlich, so muß es gewesen sein! Ihr Vater hat sie geschwängert, und um einen Skandal zu vermeiden hat die Familie dafür gesorgt, daß jeder annahm, Madame Siccardi sei die Mutter … Ich bin sicher, daß meine Theorie stimmt.
    »Wo war ich stehengeblieben?« fährt Tony fort. »Ah ja, Stéphane. Sie hat uns gestanden, daß sie alles so arrangiert hat, daß die Schuld auf Stéphane fiel. Sicher hat sie Stéphane im Park bewußtlos geschlagen und Sie in den Teich befördert, Elise. Sie hat Sie gehaßt, wegen Benoît, weil Benoît Sie ihr vorgezogen hat. Er hatte sich von ihr getrennt. Ich weiß das, weil er es mir gesagt hat.«
    Er hat es ihm gesagt?
    »Ja, ich kannte Delmare. Eines Tages waren wir zu Renovierungsarbeiten in dem Haus, in dem er wohnte. Die Gänge und Fahrstuhltüren sollten gestrichen werden. Benoît sah uns und fragte mich, ob ich nicht auch seine Wohnung streichen könne, gegen Bezahlung versteht sich. Ich willigte ein. Ich sah Ihr Foto auf seinem Nachttisch und habe ihn auf Sie angesprochen, wir fanden uns sympathisch, er bot mir ein Bier an und hat mir sein Leben erzählt – ein Gespräch unter Männern. Er konnte ja mit niemandem über diese Dinge reden … stellen Sie sich vor, man hätte erfahren, daß er eine Affäre mit Hélène Fansten hatte!«
    Das war die Woche, in der Benoît
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