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Im Bann des Zauberers

Im Bann des Zauberers

Titel: Im Bann des Zauberers
Autoren: Ulf Blanck
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öffnete die hintere Klappe des Trucks und schob  über eine Rampe ein Quad heraus. Es sah aus wie  ein kleines Motorrad mit vier Rädern. Dann  befestigte er die verbogenen Teile von Justus’  Fahrrad auf abenteuerliche Weise an dem seltsamen Gefährt. »So, das wird die kurze Strecke halten.  Laura, beeil dich! In ein paar Stunden beginnt die Show.«
    Justus setzte sich bei Peter auf den Gepäckträger und sie fuhren los. Die Frau folgte mit dem Quad.

    Zehn Minuten später erreichten alle den Schrottplatz. Tante Mathilda war gerade dabei, Wäsche  aufzuhängen. Als sie die Kolonne durch die große Toreinfahrt auf sich zukommen sah, ließ sie vor Schreck den Wäschekorb fallen. »Um Himmels  Willen! Justus, was ist passiert? Ist das etwa dein Fahrrad? Bist du verletzt?«
    Er brauchte eine Weile, um ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Mittlerweile war auch Onkel Titus aus dem Schuppen mit seinem Lieblingsschrott gekommen und half, das zerstörte Fahrrad vom Quad loszumachen. »Nun guckt euch das an!
    Sieht aus, als wäre es unter eine Dampfwalze  geraten. Ich hoffe, Ihre Stunts in Hollywood enden nicht so.« Tante Mathilda lief in die Küche und kam mit einer großen Kirschtorte auf die Veranda zurück. »Also, auf den Schreck brauchen wir alle etwas zur Beruhigung. Hier, Miss Laura, nehmen Sie sich ein Stück!«
    Onkel Titus schien sich mehr für die Stunt-Show  zu interessieren. »Aber nun erzählen Sie mal! Sie reisen tatsächlich mit Ihrem Bruder in der Gegend herum und führen diese Stunts vor?« Laura hatte den einzigen Kirschkern in der Torte erwischt und verschluckte sich fast daran. Doch dann erzählte sie ihre Geschichte. »Nun ja, ich bin mit der Stunt-Show aufgewachsen. Meine Eltern, mein Bruder und ich sind unser halbes Leben mit dem Truck  unterwegs gewesen. Ich glaube, wir waren schon in jedem Bundesstaat.«
    »Und was sind das für Stunts?«, unterbrach  Bob.
    »Hauptsächlich arbeiten wir mit dem Hochseil.  Aber wir laufen nicht darüber – wir befahren das Seil mit Motorrädern.« Tante Mathilda goss vor Schreck den Kaffee neben die Tasse. »Moment, Sie fahren mit Motorrädern über Wäscheleinen?«
    »Nein, es sind dicke Stahlseile, die in etwa zehn Metern Höhe gespannt werden. Manchmal sogar zwischen zwei Häusern. Damals, als kleines Mäd chen, bin ich mit einem Kinderrad drüber gefahren.  Heute wage ich mich auch auf das Motorrad. Sie 

    müssen sich das so vorstellen: Die Räder haben  keine Reifen, sondern fahren auf den Felgen. Unter dem Motorrad ist ein schweres Trapez angebracht, welches das Ganze im Gleichgewicht hält. Bei den meisten Shows sitze ich auf der Trapezstange und mein Bruder fährt das Motorrad.«
    »Und da ist noch nie was passiert?«, wollte Peter wissen. Laura legte ihre Kuchengabel weg und tupfte mit der Serviette ihren Mund ab. »Doch, vor drei Jahren. Unsere Eltern verunglückten damals tödlich. Ein Haltebolzen am Stahlseil war gerissen.« Für einen Moment schwiegen alle. Justus  blickte zu Boden. Seine Eltern waren auch bei  einem Unfall ums Leben gekommen, als er fünf  Jahre alt war. Seitdem wohnte er bei Onkel Titus und Tante Mathilda.
    Schließlich bot Onkel Titus der jungen Frau noch ein Stück Kirschtorte an. »Um das Fahrrad machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich denke, ich werde das schnell wieder reparieren können. Ersatzteile habe ich ja genug«, lachte er und deutete auf die riesigen Schrottberge. »Sie sollten aber beim nächsten Mal besser aufpassen beim Rückwärtsfahren. Ich schlage vor, Sie überlassen uns ein paar Freikarten für die Show und die Sache ist vergessen.« Laura  war sofort einverstanden und Peter und Bob  klatschten begeistert in die Hände. Nur Justus  knetete wieder an seiner Unterlippe. »Eine Frage habe ich aber noch. Was für eine Show findet denn nun heute Abend eigentlich statt? Wir haben nämlich schon Freikarten. Von diesem Zauberer.  Zampano, oder so?«
    Laura lächelte. »Du meinst Zampani. Ja, wir  Schausteller suchen uns meistens Kollegen, mit  denen wir eine Weile umherfahren. Vieles ist  dadurch leichter. Die ganzen Genehmigungen und  so weiter. Außerdem hat er diesen einzigartigen  Truck mit der Bühne zum Aufklappen. Diesmal  besteht die Show aus drei Teilen: Wir mit unseren Hochseil-Stunts, dann die Truppe von Stars on Fire – eine tolle Show mit viel Musik und Feuer – und dann noch die Zaubershow von Zampani. Wir haben ihn auch erst kürzlich kennen gelernt.«
    Justus’
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