Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Prinzen

Im Bann des Prinzen

Titel: Im Bann des Prinzen
Autoren: CATHERINE MANN
Vom Netzwerk:
Klavierunterricht. Das war Teil ihres Lehrplans.“
    â€žNatürlich, das hätte ich mir denken können“, meinte sie. „Tony kann also spielen?“
    Der König lachte. „Das wäre übertrieben. Mein Jüngster kann zwar Noten lesen, aber er saß nicht gerne still. Antonio hat den Musikunterricht immer im Schnelldurchgang absolviert, damit er nach draußen konnte.“
    â€žDas kann ich mir vorstellen.“
    â€žDann kennen Sie ihn gut.“ Seinem scharfen Blick entging nichts. „Mein mittlerer Sohn, Duarte, ist sehr viel disziplinierter, ein großer Kampfsportexperte. Aber Musik?“ Er machte eine verächtliche Handbewegung. „Er spielt wie ein Roboter.“
    Neugierig, mehr über Tonys Familie zu erfahren, hakte sie nach: „Und Ihr ältester Sohn, Carlos? Was hat er aus den Klavierstunden gemacht?“
    Ein Schatten huschte über Enriques Gesicht, doch sofort hatte er sich wieder im Griff. „Er besaß großes musikalisches Talent. Jetzt ist er Chirurg und nutzt diese Gabe auf andere Art.“
    â€žInteressant“, sagte sie und berührte noch einmal vorsichtig die glänzenden Tasten.
    Vielleicht konnte sie versuchen, eine Arbeit zu finden, die ihrer Liebe zur Musik Rechnung trug? Wie schön wäre es, auf diese Weise wieder Freude in ihr Leben zu bringen.
    â€žEmpfinden Sie etwas für meinen Sohn?“, fragte Enrique unvermittelt.
    Seine direkte Frage ließ Shannon zusammenzucken, doch sie hätte wissen müssen, dass dieser intelligente Mann nicht nur auf Small Talk aus war. „Das ist eine sehr persönliche Frage.“
    â€žUnd ich habe vielleicht nicht mehr die Zeit, um lange auf Ihre Antwort zu warten.“
    â€žSie spielen die Todeskarte aus? Das ist ziemlich drastisch, finden Sie nicht, Sir?“
    Er lachte, genauso herzhaft wie Tony. „Sie haben Mumm. Sie passen gut zu meinem sturen Sohn.“
    Ihre Verärgerung über seine indiskrete Frage ließ nach. Welches Elternteil wollte nicht, dass die Kinder glücklich und zufrieden waren?
    â€žIch weiß es sehr zu schätzen, dass Sie mir und meinem Sohn Ihr Haus als Zufluchtsort zur Verfügung gestellt und uns damit die Möglichkeit gegeben haben, Sie kennenzulernen.“
    â€žEine sehr diplomatische Antwort, meine Liebe. Es ist weise, wenn man erst nachdenkt, bevor man handelt. Reue ist etwas Furchtbares“, meinte er. „Ich hätte meine Familie schon früher aus San Rinaldo fortschicken sollen. Ich habe zu lange gewartet, und Beatriz hat dafür mit dem Leben bezahlt.“
    Die Unterhaltung hatte eine düstere Wendung genommen. Shannon hatte zwar weitere Einblicke in Tonys Leben haben wollen, doch dies hier ging sehr viel tiefer als erwartet.
    â€žAn jenem Tag, als der Aufstand begann, herrschte solch ein Chaos“, fuhr Enrique fort. „Wir hatten geplant, dass meine Familie auf dem einen Weg flüchten sollte, während ich einen anderen Weg wählen wollte.“ Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. „Ich habe es geschafft, aber die Rebellen fanden meine Familie. Carlos wurde verletzt, als er versuchte seine Mutter zu retten.“
    Das Bild von Gewalt und Terror, das er zeichnete, war etwas anderes als ein Kinofilm, so irreal, und doch hatten sie es erlebt. „Tony und Ihre anderen Söhne haben den Anschlag auf ihre Mutter miterlebt?“
    â€žAntonio hatte noch ein Jahr lang Albträume. Anschließend war er wie besessen vom Strand und vom Surfen. Von da an hat er darauf hin gelebt, die Insel zu verlassen.“
    Shannon hatte die grundlegenden Fakten der Flucht gekannt, aber das Entsetzen, das die Familie durchlebt hatte, die unglaublichen Verluste, raubten ihr jetzt fast den Atem. Tonys Bedürfnis, ihr zu helfen, hatte weniger etwas mit Kontrolle als vielmehr mit Fürsorge zu tun. Er wollte sie weder isolieren noch sie dominieren, so wie ihr Mann es getan hatte. Tony versuchte ihr zu helfen, weil es ihm nicht gelungen war, einen anderen geliebten Menschen zu retten.
    Dieses Wissen machte es ihr irgendwie einfacher, ihr Herz zu öffnen. Sich und Tony auch nach der Zeit hier auf der Insel eine Chance zu geben.
    Zweifellos verstand er inzwischen ihren Freiheitsdrang, aber sie wusste nun auch, wie sehr er verletzt worden war, und wie sehr dieser Schmerz ihn geformt hatte. Und als jetzt die beiden Persönlichkeiten – Antonio Medina und Tony Castillo – langsam zu einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher