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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung
Autoren: Susan King
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seiner Jacke und der Weste. „Entschuldigen Sie, Lady Strathlin. Ich gehe runter, ich muss helfen." Dann zog er die Stiefel aus und stand auf Strümpfen und in Hemdsärmeln da.
    „Aber Alan ... Sie haben doch Angst vor der Tiefe", rief sie erschrocken.
    „Mein Freund ist in Not." Kurz informierte er die übrigen Männer über seine Absicht. „Dougal sagt, er stecke in ungefähr zwölf Meter Tiefe fest."
    „Aber Sie haben doch gar keine Ausrüstung", versuchte Margaret ihn zurückzuhalten.
    „So weit kann man ohne Ausrüstung hinunter. Man hält einfach die Luft an. Nur lange kann man nicht unten bleiben. Ich versuche zu helfen und tauche wieder auf, um Luft zu holen." Er reichte Margaret den Trichter. „Reden Sie mit ihm. Er muss Ihre Stimme hören. Und beten Sie, Mädchen - für uns alle!"
    Dann drehte er sich um, ging zum Rand des Riffs, blieb kurz stehen, ballte die Hände einen Moment und sprang mit einem sauberen Kopfsprung über die Kante in die Tiefe.
    „Dougal!" rief Margaret durch den Trichter. „Alan kommt zu euch runter."
    „Verdammter ... Narr!"
    „Er will helfen, den Stein zu verschieben."
    Stille.
    „Dougal?"
    „Meg ... Liebes ... Luft ..."
    „Dougal, was ist los?"
    Schweigen. Erschrocken schaute Margaret über die Riffkante. Luftblasen stiegen an der Stelle auf, wo die verschiedenen Versorgungsleitungen und Seile ins Wasser gingen. Sie glaubte Schatten tief unter der Wasseroberfläche erkennen zu können - doch dafür war der Wellengang eigentlich schon viel zu stark. „Dougal?"
    Verzweifelt drehte sie sich um und entdeckte ihren Großvater, der zu ihr eilte. „Er antwortet mir nicht", schluchzte sie, als Norrie ihr den Trichter aus der Hand nahm.
    „Dougal Stewart", rief er und hielt die Muschel ans Ohr, dann rief er wieder in den Trichter: „Dougal!"
    Margaret schaute auf die immer höher schlagenden Wellen hinunter und dachte voller Angst an Dougal tief unter der grünlich brodelnden Wasseroberfläche. Sie konnte nicht länger untätig auf dem Felsen stehen, in die Hörmuschel lauschen, die so bedeutungsvoll schwieg - und er schwebte dort unten in Lebensgefahr.
    Ohne ihn wollte sie jetzt nicht mehr leben.
    Sie wusste, dass seine Freunde ihm halfen, aber sie wollte es Alan Clarke gleichtun, ihre Kleider ausziehen, hinabtauchen und bei Dougal sein, ihm helfen. Er hatte Iain gerettet und so viele andere Menschen. Er hatte sie selbst gerettet, auf vielfältige Art, vom ersten Moment ihres Kennenlernens.
    Sie nahm ihren Hut ab, und der Wind fegte ihn über die Riffkante davon ins Wasser. Sie knöpfte ihr Cape auf und bückte sich, um die Ösen an den halbhohen Stiefelchen zu lösen, als Norrie ihr Vorhaben bemerkte.
    „Was soll das?".fragte er und nahm wieder den Trichter zum Mund. „Dougal Stewart! Antworte mir!" rief er.
    Unter ihnen tauchte Clarke prustend wieder auf. Er kämpfte gegen die Wellen an und rief den Männer an der Riffkante zu: „Die Versorgungsschläuche! Eingeklemmt! Einen Hebel!" Einer der Männer kletterte hinunter und reichte ihm eine lange Eisenstange. Alan griff danach und tauchte damit wieder in die Tiefe.
    Margaret langte unter ihren Rock, löste die Bänder der vielen Unterröcke, riss sich die Bluse auf. Wie viel leichter wäre es, wenn sie die einfache Kleidung der Inselfrauen trüge.
    „Um Gottes willen, was machen Sie, Madam?" rief Sir Frederick, während er weiter die Kurbel betätigte.
    Sie achtete nicht auf ihn, zog Bluse und Rock aus und stand in Leibchen und Spitzenunterhose da. „Schnür mir das Ding auf", befahl sie Norrie, während sie an ihrem Korsett zerrte.
    „Umdrehen!" herrschte sie die Männer an, als ihr Großvater mit einem Ruck die Korsettverschnürung aufriss. „Die einen bedienen die Maschinen, und von den anderen ist keiner bereit, seinen feinen Anzug zu ruinieren. Fergus, pass du auf Iain auf! " befahl sie, als sie sah, dass ihr Cousin ihr zu Hilfe eilen wollte.
    Sie musste es tun, denn sie konnte ebenso gut wie ein Mann helfen, wenn nicht sogar noch besser mit ihren kleineren und geschickteren Händen, ihrer Fähigkeit zu schwimmen und zu tauchen. Sie wusste auch, dass nicht alle Männer helfen konnten. Fergus zum Beispiel war ein guter Fischer, aber ein schlechter Schwimmer.
    „Lady Strathlin", warnte einer der schwarz gekleideten Kommissionäre.
    „Ich gehe jetzt hinunter", kündigte sie laut für alle an, die sie schockiert und schweigend anstarrten.
    „Dougal Stewart!" rief Norrie wieder ins Sprachrohr. „Wenn Sie nicht
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