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Im Bann der Ringe (German Edition)

Im Bann der Ringe (German Edition)

Titel: Im Bann der Ringe (German Edition)
Autoren: Andrea Bielfeldt
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tief in die Hosentaschen und machte sich mit gemischten Gefühlen – wenn auch immer noch viel zu früh – auf den Weg zu seinem Klassenzimmer.
    Es roch nach Bohnerwachs und Kreide. Ric saugte den typischen Schulgeruch in sich auf. Seine Schritte hallten durch die leeren Korridore. In spätestens einer halben Stunde würden diese gefüllt sein mit dem normalen Lärm eines Schultages. Er schloss die Augen und erinnerte sich zurück an seine alte Schule: Spinde werden aufgeschlossen und wieder zugeknallt, jemand rennt und steckt dafür den Tadel: „Auf den Fluren wird nicht gerannt!“ ein. Und Hunderte von Schülern bahnen sich den Weg zu ihren Klassenräumen, während sie versuchen, sich gegenseitig mit ihren Geschichten vom Wochenende zu übertreffen.
    Ob es hier allerdings so viele Schüler gab wie an seiner alten Schule, bezweifelte er. Trotzdem hoffte er ein wenig auf die Anonymität eines Neulings, denn er hatte wenig Lust, sich mit diesen Kleinstädtern anzufreunden. Die Flure dieser Schule waren offensichtlich erst vor kurzem weiß gekalkt worden, es roch nach frischer Farbe. Vereinzelt hingen Zeichnungen von Schülern an den Wänden. Teilweise waren sie richtig gut! Eine stach ihm besonders ins Auge. Eine Berg- und Tallandschaft, mit Bleistift oder Kohle auf Papier gebracht. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, aber dieses Bild, dunkel und auf eine gewisse Art auch geheimnisvoll, gab dem Betrachter das Gefühl, mittendrin zu stehen. Um ihn herum die Bäume, deren Wipfel im Wind sanft hin- und herschaukelten, und der Bär, der versteckt hinter einem Baumstamm hervorlugte, sah ihm direkt in die Augen. Mit einer Mischung aus Neugier und Angriffslust. Es war fantastisch! Wer es wohl gemalt hatte?
    C.A.T. – die gleichen Initialen wie auf dem Blatt in seinem Rucksack.
    „Okay! Dann wird es ja wohl nicht so schwer sein, herauszufinden, wer du bist“, murmelte er und eine leise Aufregung überkam ihn. „Und dann hast du mir einiges zu erklären!“ Er wandte sich ab und wanderte weiter den Flur entlang. Die Spinde waren bunt, jede Reihe hatte eine andere Farbe. Die Mülleimer waren geleert, die Trinkbecken geputzt. Es war eben Montag und der erste Schultag nach den Ferien. Das würde in ein paar Stunden schon wieder anders aussehen, wenn hier erst mal eine Horde Schüler durchgetobt war.
    Ric sah auf den Zettel mit der Wegbeschreibung. Zum Kunstunterricht musste er sich links halten und dann hinter der Treppe die zweite Tür rechts nehmen. Die Tür zum Klassenraum war nur angelehnt, und er glaubte, eine Stimme aus dem Zimmer zu hören. Als würde jemand singen. Oder besser – versuchen zu singen. Verwundert blieb er stehen, denn ganz unerwartet klopfte es plötzlich heftig in seiner Brust.
    „Na, doch ein bisschen aufgeregt, was?“, zog er sich leise lachend selbst auf, erstaunt darüber, dass er so unruhig war. Doch das Herzklopfen verstärkte sich nur.
    „Was ist denn los? Beruhig dich mal wieder!“ Ungnädig schimpfte er nun leise mit sich selbst und versuchte, seinen rasenden Puls zu ignorieren. Doch keine zwei Sekunden später stach ihm dazu noch ein brennender Schmerz in den Ringfinger, den er nicht ignorieren konnte.
    „Aua!“ Reflexartig fasste er nach seiner rechten Hand, um den Schmerz, der ihn wie eine Hornisse biss, zu ersticken. Sein Blick hielt an dem Finger fest, an dem er einen flachen Silberring trug. Der kleine Stein, der sich inmitten eingravierter verwobener Linien auf dem Ring befand, glühte auf. Ein blaues Leuchten, wie ein kleines LED-Licht, ließ Ric einige Schritte zurücktaumeln.
    „Heilige Scheiße!“
    Anders als das bekannte Funkeln eines geschliffenen Turmalins, in dem sich auf den einzelnen Flächen bei jeder Bewegung das Licht brach, leuchtete der Stein nun einheitlich. Er glühte von innen heraus, als säße in ihm ein kleiner Wicht, der eine Fackel entzündete. Er sah genauer hin. Und dann erkannte er etwas, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. In dem Stein begann sich aus feinen, dünnen Linien ein Symbol, ähnlich einem Stern, zu erheben, nur um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden. Ric kniff die Augen zu. Als er sie wieder öffnete, glühte nur noch der Stein. Der Stern, den er in ihm gesehen zu haben glaubte, war verschwunden.
    Der Anblick erschreckte und faszinierte Ric gleichermaßen. Eine solche Reaktion seines Ringes hatte er bisher noch nie beobachtet. Aber das, so fiel ihm auf, hieß auch, dass der Ring auf etwas reagierte. Vermutlich
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