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Im Bann der Ringe (German Edition)

Im Bann der Ringe (German Edition)

Titel: Im Bann der Ringe (German Edition)
Autoren: Andrea Bielfeldt
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aber nachdem sie die Lampe wieder eingeschaltet und die Bettdecke zurückgeschlagen hatte, fuhr ihr der Schock erneut in alle Glieder.
    Vergessen war der Skizzenblock, vergessen war ihr Vorhaben. Sie saß einfach nur da und starrte auf ihre Fußspitzen. Sie waren schwarz!
    „Oh. Mein. Gott“, brachte sie mühsam heraus. Mehr fiel ihr zu diesem Anblick nicht ein. Sie wusste ganz genau, dass sie am Abend vorher mit sauberen Füßen zu Bett gegangen war. Also woher, bitteschön, kam der Dreck an ihren Füßen? Cat schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Hörte dieser Albtraum denn nie auf? Erst die Träume, die sie seit acht Wochen nicht schlafen ließen, und jetzt auch noch schwarze Füße? Das ging zu weit! Das ging eindeutig zu weit!
    „Verdammter Mist! Ich weiß nicht, wer für diesen ganzen Dreck hier verantwortlich ist, aber wenn ich den zu fassen kriege, dann …“, schrie sie, ballte ihre Hände zu Fäusten und ließ den Satz unvollendet ausklingen. „Ganz langsam! Ich bin Catherine Alana Thompson, siebzehn Jahre alt. Ich habe keine Angst und werde auch nicht hysterisch das Haus zusammenschreien! Ich werde mich jetzt zusammenreißen und nicht ohnmächtig werden! Und hör endlich auf zu zittern, verdammt!“, ermahnte sie sich.
    Ihrer Meinung nach erlaubte sich jemand einen üblen Scherz. Auf ihre Kosten. Ein Poltergeist. Eine verlorene Seele, die nicht gehen wollte, weil es bei ihr viel amüsanter war. Sie ahnte, wer es hier auf sie abgesehen hatte. Bisher hatte Cat das alles so hingenommen. Aber jetzt – jetzt platzte ihr der Kragen!
    „Alfons!“, schimpfte sie laut und sprang mit ihren dreckigen Füßen aus dem Bett, achtete nicht weiter auf den schwarzen Fleck, der sich am Fußende auf ihrem Laken ausgebreitet hatte, und war mit einem Satz am Fenster. Sie öffnete es bis zum Anschlag.
    „Alfons! Raus hier! Und. Zwar. Sofort!“ Ihr Ton duldete keinen Widerspruch und kaum drei Sekunden später spürte sie einen vertrauten Lufthauch an ihr vorbei aus dem Fenster ziehen. Alfons hatte sie verstanden. Sein Glück.
     
    Seit ihrer Kindheit faszinierten sie die Erzählungen von Fabelwesen, Elfen, Feen, Zwergen, Trollen und Gnomen. Ihre Granny Alana, war irischer Abstammung gewesen. Dort, so wusste sie, war der Glaube an diese wunderbaren Geschöpfe weit verbreitet. Im Laufe der Jahre hatte Alana ihr Wissen um diese Wesen weitergegeben. Cat hatte ihren Geschichten immer andächtig gelauscht. Nach dem Tode ihrer Granny aber verblassten die Erinnerungen an das Gehörte Stück für Stück.
    Im Gegensatz zu anderen Erwachsenen bestritt sie nicht, dass es diese Wesen wirklich gab, ganz sicher war sie sich aber nie. Doch was sie ganz sicher wusste, war, dass es Menschen gab, die nach ihrem Tod, ihren neuen Weg nicht fanden und weiterhin auf einer Zwischenebene existierten. Oder – wie in ihrem Fall – sich in die Träume der Menschen einschlichen, um mit ihnen zu kommunizieren. Verlorene Seelen. Diese verlorenen Seelen bezeichnen die Menschen als Geister. Und genauso wusste Cat, dass eine Wand für einen Geist kein Hindernis war. Warum sie das Fenster aufgemacht hatte, um Alfons hinauszuschicken? Das wusste sie nicht. Es gab dem Ganzen vielleicht einfach mehr Theatralik.
    Alfons, der eigentlich Mortimer Alfonso hieß, war ihr ganz persönlicher Poltergeist. Cat hatte ihn bemerkt, als von einem auf den anderen Tag Gegenstände in ihrer Wohnung wie von Zauberhand den Platz wechselten. Als er sich eines Tages zu erkennen gab und sie ihn fragte, wer er sei, nannte er ihr seinen Namen. Mehr nicht. Sie wusste weder, woher er kam, noch, was er von ihr wollte. Er war einfach da.
    Seitdem sah Cat ihn, wenn er es zuließ, und nannte ihn Alfons, obwohl er vehement darauf bestand, Mortimer zu heißen. Er war nur ein Geist und konnte ihr nichts tun! Doch in letzter Zeit beschlich sie immer öfter das ungute Gefühl, dass er kein einfacher Geist war und es auf sie abgesehen hatte.
    Das machte ihr Angst. Und sein letzter Streich – der ging eindeutig zu weit!
    Als wäre mit Alfons auch ihre schlechte Laune verschwunden, wurde sie ruhiger. Sie entschied sich, das Fenster offen zu lassen. Die Sonne erschien gerade am Horizont. Das war so nahe am Meer immer ein wunderschönes Schauspiel.
    Da an Schlaf dank Alfons jetzt nicht mehr zu denken war, zog sie ihren alten abgewetzten Ohrenbackensessel näher ans Fenster und drehte ihn so, dass sie hinaussehen konnte. Bevor sie sich setzte, nahm sie noch ihre Decke vom Bett und den
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