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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Groß und bewundernswert … Und ich war verdammt jung und ziemlich blöd, als ich ihn kennenlernte. Doch man lernt ja dazu. Und nicht zuletzt, Mr. Martin, weil es Leute gibt wie Sie … Gott, wenn ich zurückdenke! Rabindra hatte so viele Träume, so viele Projekte … Tenenga war nur eines davon … Omar, mein Bruder, war begeistert – ich habe mich nicht dafür interessiert. Warum? Nun, vielleicht existierte ich damals noch nicht, ich lebte ein anderes Leben in einer anderen Welt. Das hat sich gründlich geändert.«
    Maya ahnte, was der Sultan meinte. Doch woher rührte diese plötzliche Freundschaft zu Rick? Wahid hatte es ja erklärt: Abdullah hatte die TV-Sendungen gesehen und bewunderte Rick Martin. Um so besser, dachte sie, aber wann endlich fragt einer dieser wunderbaren Kumpels hier im Raum, die sich alle ganz offensichtlich so prächtig verstehen, was wir im Wald zu suchen hatten? Und ausgerechnet zu der Zeit, als im United-Camp die Bulldozer hochgingen und das Feuer ausbrach … Wäre eine gute Frage für den Major zum Beispiel, der die Untersuchung führt. Und Tan? Verschwunden … Was war dann mit dem Killer, was war mit J.P. Bernier? … Auch das zum Beispiel wäre eine sehr naheliegende Frage.
    Sie stellte sie.
    Dan Carpenters Mund wurde noch dünner als zuvor. Der Sultan setzte sich wieder, sah sie an, lange und irgendwie betreten.
    »Bernier?« Der Major machte eine verächtliche Bewegung. »Den haben wir vor zwei Tagen ins Militär-Hospital geflogen. Und da bleibt er so lange, bis er in die Zelle kommt.«
    Vom Brand bei der United kein Ton?
    Sie nahm sich eine der Tonic-Büchsen, die auf dem Tisch herumstanden. Das eiskalte Getränk tat gut. Sie trank und hörte den Männern zu, die sich wieder mit dem Tod des D.O.s beschäftigten. Das war ihr Thema. Deshalb schließlich waren sie heraufgekommen. Auch Abdullah schien es für wichtig genug zu halten, um sich vor Ort damit zu beschäftigen. In erster Linie aber, versicherte er, gehe es ihm um den Fortbestand von Tenenga.
    Nein, Phrasen waren das nicht. Sie sah es ihm an. Er meinte, was er sagte. Er wollte Tenenga wieder aufbauen … Und was viel wichtiger war: Er wollte vertreten, was hinter diesem Namen stand. So schön wäre es, könnte man daran glauben …
    Wahid kauerte sich neben sie und ergriff ihre Hand. Sie überließ sie ihm, auch wenn ihr die Geste merkwürdig vorkam.
    »Dieser Tiger hat uns eine Menge Scherereien erspart«, sagte Abdullah. »Ich meine das nicht zynisch, sondern sehr sachlich. Auch in der Zentralregierung wird man sich langsam darüber klar, daß die Zeit der Ulays zu Ende ist.«
    »Aber damit ist es noch lange nicht getan«, sagte Rick.
    »Sie haben vollkommen recht, Mr. Martin. Hinter den Pa Ulays und den Berniers stehen weit mächtigere Leute. Und die sind es, die die Strippen ziehen.«
    »Sie meinen Wang Fu? Die East Coast?«
    »Wen sonst? Und einen Wang Fu zu stoppen, und zwar so gründlich, daß niemand mehr nach ihm fragen wird, darin sehe ich eine meiner wichtigsten Aufgaben. Bescheid weiß ich schon seit langem. Aber wie ihm etwas beweisen, ihn fassen – das war das Problem. Mit den Bernier-Protokollen haben wir das wenigstens aus der Welt geschafft … Am Erstaunlichsten finde ich Wang Fus Verhalten. Für einen Chinesen seiner Entwicklung ist es vollkommen atypisch. Die Skrupellosigkeit, nun ja, aber diese, wie soll man es nennen, die unvorsichtige, die totale Übersteigerung des eigenen Machtwahns, seine Hybris …«
    »Vielleicht war's die Tiger-Medizin?« grinste Dan.
    »Was immer es war, mit ihm ist es vorbei. In Staaten wie Singapur oder Malaysia, Staaten, die sich höchst moralisch geben, in denen jedem, der mit ein paar Gramm Rauschgift erwischt wird, der Galgen droht, ist zwar phänomenalerweise auch für Korruption Platz – aber keine Chance mehr für Leute wie Wang Fu. Er ist ein Fossil aus längst vergangener Zeit. Er paßt nicht mehr in die wirtschaftlichen Mechanismen von heute. Dabei hatte er geglaubt, er würde sie perfekt beherrschen. Sonderbar bleibt, daß er trotz seiner Intelligenz nicht bemerkte … Die Geschichte geht über die Wang Fus hinweg. Jetzt sind andere dran.«
    Hör's dir an, dachte Maya. Abdullah Ibraim Ibn Tuancu, der Märchenkönig, spricht. Und vielleicht hat er recht? …
    »Sein Killer«, sagte Abdullah Ibraim Ibn Tuancu, Sultan von Jorak, »dieser Bernier paßt auch ins Bild … Auch er ist passe, hat sich selbst überlebt, und so gesehen tut man ihm einen Gefallen, wenn
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