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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihren gefleckten Tarnanzügen, die gleichfalls gefleckten Baseball-Mützen auf dem Kopf und beobachteten.
    »Dazu hatte sie zwei Junge. Und dieser irrsinnig gewordene Knallkopf schießt sie mit dem Automat aus dem Helikopter ab.«
    »Und sie hat ihn getötet?«
    »Ja. Das hat sie noch fertiggebracht. Sozusagen die letzte Heldentat. Sie verdient einen Orden.«
    »Und die Jungen? Wo sind die?«
    »Ich hab' nach ihnen gesucht. Ich hab' sie nicht gefunden. Nach den Spuren müssen sie schon beinahe ausgewachsen sein.«
    Maya machte sich auf den Weg zum Haus. Einer der Uniformträger kam die Treppe vor der Terrasse herab, blieb stehen, stemmte die Hände in die Taille und starrte.
    Sollte er!
    »Maya«, hörte sie Dan hinter sich, »mach dir keine Sorgen. Die Soldaten sind von der Militär-Polizei. Sie gehören zur 54igsten Brigade in Kualang. Und sie sind nicht allein gekommen. Du hast Besuch.«
    »Das sehe ich.« Den Blick auf die ausgewaschenen, schlecht befestigten Stufen gesenkt, stieg sie müde den Hang hoch.
    »Wahid!« hörte sie Dan.
    »Was?« Sie blieb stehen. »Im Ernst?«
    »Und nicht nur er. Seinen Onkel hat er gleich mitgebracht.«
    Nein! dachte sie und drehte sich um.
    »Abdullah?«
    »Ja. Die Majestät persönlich – der Sultan.«
    Der lichtblau lackierte Helikopter mit dem goldenen Sultan-Wappen auf jeder Seite stand auf dem großen Platz vor den Käfigen. Prächtig funkelte er in der Morgensonne. Daneben parkte ein olivgrauer Militär-Hubschrauber. Der Pilot saß im Einstieg, hatte ein Mikrophon in der Hand und sprach irgend etwas hinein.
    Beeindruckend. Sie ging auf die Terrasse zu. Der Mann, der sie zuvor beobachtet hatte – nach dem Stern an seinem Kragen ein Major – grüßte militärisch stramm. Gleichfalls beeindruckend. Was sie aber brauchte, war Wasser, eine Tür, um sie hinter sich zu schließen, ein paar Minuten, um nachzudenken.
    Sie verschaffte sich das alles im Bad. Sie duschte, zog ein paar neue Shorts und ein Hemd an. Trotz des kalten Wassers fühlte sie sich hundemüde. Selten in ihrem Leben hatte ihr eine Anstrengung derart zugesetzt wie diese Flußfahrt. Trotzdem arbeitete ihr Verstand noch glasklar, und das war jetzt auch dringend nötig.
    Sie öffnete die Tür des Badezimmers, um Tan zu fragen, ob sie ihr ein Kopftuch leihen könne. Sie traf nicht Tan, sondern Dan Carpenter.
    »Wo ist denn Tan? Ich hab' sie noch gar nicht gesehen. Geht es ihr besser?«
    Er hielt ein Tablett mit Gläsern in den Händen. Sie klirrten ein wenig.
    »Oh, das ist auch so eine Geschichte …«
    Er drehte sich um, und sie öffnete ihm die Tür zur Küche. »Willst du sie mir nicht erzählen?«
    »Viel zu erzählen gibt's da nicht …«
    Er setzte das Tablett auf die Spüle und begann damit, die Gläser in den Ausguß zu stellen. Eines entglitt seiner Hand. Es fiel zu Boden und zersprang.
    Maya holte den Besen, um die Scherben zusammenzukehren. Dabei sah sie hoch.
    »Sie ist weg«, sagte Dan.
    »Was heißt weg?«
    »Ihre Eltern haben sie geholt. Oder besser, sie haben sie zurückgeholt.«
    »Und du hast sie fortgehen lassen?«
    »Fortgehen lassen … Es gibt kein Fortgehenlassen in solchen Fällen. Genauso wenig wie's ein ›Du-bleibst-aber-hier!‹ gibt. Taong ist der Ort der schlechten Geister …«
    Sein verunstalteter Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Was willst du machen? Bali Saleng hat zugeschlagen. Und er hat wieder mal gewonnen …«
    Als er sich aus seinem Sessel erhob, wirkte er viel größer und schlanker, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er trug elegant geschnittene Jeans, dazu ein blau-weißes, hübsch gemustertes Batik-Hemd. Die vier oberen Knöpfe daran standen offen, so daß man seine schweißglänzende Brust erkennen konnte, auf der ein großes, goldenes Amulett ruhte.
    Wahid stand hinter ihm. Und in seinem Sessel, vollkommen ungerührt, ein Glas Whisky in der Hand, dreckstarrend wie zuvor, aber offenbar die Situation genießend – Rick Martin.
    »Maya! …« Abdullah kam mit ausgestreckten Händen auf sie zu, faßte sie an den Schultern. Sein Gesicht war dicht vor ihr. Der Playboy-Speck von einst hatte Falten Platz gemacht, die Haare waren dünn geworden. Die Freude in seinen Augen schien echt. Fehlt nur noch, daß er dich jetzt küßt, dachte sie, und da passierte es bereits: Sie fühlte seine feuchten Lippen auf der Wange.
    »Maya Nandi …«
    Er wiederholte den Namen beinahe andächtig und wandte den Kopf zu Rick: »Ihr Vater, Mr. Martin, ihr Vater war ein großer Mann.
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