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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus seinem Hals. Noch konnte er, am Boden liegend, die Hand auf die Wunde pressen, konnte stöhnen, schwächer und schwächer …
    Der Leutnant kam angerannt, wandte sich jedoch in Panik ab, als er hinter dem blutenden Körper des D.O. die weißgrauen Fellstreifen erkannte, rannte zum Hubschrauber, dachte: Verdammt noch mal, das Gewehr? … Dachte: Eine Staubinde! … Dachte gar nichts mehr, schlug die Kanzeltür hinter sich zu und starrte in hilfloser Ohnmacht hinüber zu den Büschen.
    Er wartete. Nichts rührte sich dort …

VI
    Die Regenfälle hatten den Fluß gewaltig anschwellen lassen. Braun wälzte er sich ihnen entgegen, trug abgerissene Äste mit sich, bildete zahllose Wirbel. Die drei Senoi benötigten all ihre Kraft, paddelten verbissen, ruderten schweißüberströmt Stunde um Stunde. Das Lächeln auf ihren Gesichtern war verschwunden. Doch trotz der höllischen Anstrengung ließen sie nicht zu, daß Rick Martin sie ablöste, allenfalls konnte er ihnen behilflich sein, Treibholz vom Boot fernzuhalten.
    Vier Tage waren vergangen, seit Maya und er die gewaltige, schwarzfettige Rauchwolke des Brandes über die Baumwipfel in den Himmel hatten steigen sehen.
    In diesen vier Tagen war es, als würden noch die letzten Verbindungen zur Wirklichkeit gekappt: der Fluß, der Wald, rasch hinuntergeschlungene nächtliche Mahlzeiten, der Regen, und wieder der Fluß. Eine Fahrt im Unwirklichen …
    Er notierte, was er für seinen Bericht als wichtig empfand. Die alte Maultier-Routine. Der Journalist in ihm registrierte die Einzelheiten für die spätere Reportage, schob sie hin und her, ohne daß sie Konturen annehmen wollten … Was hatte hier, in dieser abgelösten Welt, noch Bedeutung?
    Maya aber …
    Wieder einmal demonstrierte sie ihren ganzen professionellen Ehrgeiz. Sie hatte eine Niederlage erlitten. Ein Rauchpilz über Baumwipfeln? Was war das schon? … Himmelherrgott noch mal, wieso war es ihr nicht gelungen, mit ihrer Wunderkamera den Augenblick einzufangen, als Taras Molotow-Cocktails die Bulldozer der United gleich reihenweise hatten hochgehen lassen?
    »Mindestens die Hälfte der Mesini, Tuan … Und auch der Rest ist sicher nicht mehr brauchbar. Der ganze Bau ist doch über ihnen eingekracht …«
    Tara – der Krieger! Und sie hatte kein einziges Foto davon im Kasten …
    »Und was haben die anderen gesagt, als sie es sahen?«
    »Es kam, wie ich es wollte, Tuan … Das Feuer hat die Angst aus ihren Herzen vertrieben …«
    So war es wohl. So schien es zumindest, als sie zuerst Tida und Apa Jogeh, die Janis, und dann gestern abend noch Pa-Telo und seine Balangis verabschiedeten. Das Schultern klopfen, die Umarmungen wollten kein Ende nehmen. Jeder der beiden Dayungs überreichte Tara feierlich ein Geschenk.
    Maya hatte es gefilmt. »Aber was bringt das schon? … Das Feuer wollte ich!«
    »Du hast es aber nicht. Und Gott sei Dank … Maya, sei doch endlich mal vernünftig. Wer hat denn zu Dan Carpenter gesagt, daß er sich als Chef der Station auf keinen Fall in der Nähe des United-Camps zeigen dürfe? Du doch … Und dabei hattest du zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, was Tara im Schild führte. Und jetzt stell dir vor, sie hätten dich erwischt, als ihre Mesini durch die Luft flogen. Oder sie hätten dich auch nur in der Nähe gesehen: Maya Nandi, die Bevollmächtigte der Tenenga-Stiftung als Brandstifterin. Unausdenkbar!«
    »Vielleicht, Rick. Und trotzdem …«
    Trotzdem wurde sie nicht damit fertig. Trotzdem hatte sie wohl das Gefühl, die berufliche Sternstunde ihres Lebens versäumt zu haben, den Augenblick, für den sich alle Mühe gelohnt hätte. Oder sie war und blieb einfach Maya Nandi, die Tigerin, die den Feind am Boden liegen sehen wollte.
    Der gleichmäßige Taktschlag der Ruder hatte sie wieder beruhigt. Ihr Gesicht entspannte sich. Sie hob den Arm und deutete auf den Schilfstreifen, der die linke Seite des Ufers bildete: »Wir sind bald in Taong.«
    Er sah auf die Uhr: 17 Uhr 20. Und die Hitze wollte nicht nachlassen …
    »Meinst du, daß er noch lebt?« fragte sie plötzlich.
    »Wer? Bernier?«
    »Wer sonst?«
    »Hoffentlich. Den brauchen wir nun wirklich.«
    »Seine Aussage?«
    »Natürlich … Vielleicht haben wir Glück, und alle drei Stämme halten dicht und keiner weiß, wer es gewesen ist. Aber falls die Geschichte rauskommt …«
    »Sie werden dichthalten, verlaß dich drauf.«
    »Dennoch, das beste wäre, um die Geschichte vergessen zu lassen, einen noch viel größeren
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