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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Skandal loszutreten …«
    »Und die berühmte, supergescheite Langnase Rick Martin wird das besorgen?«
    »Wer eigentlich sonst?« sagte er. »Oder hast du einen Besseren?«
    Sie lächelte, hauchte einen Kuß auf ihren Zeigefinger und drückte ihn ihm auf die Nase …
    Die Ipaks nahmen plötzlich die Paddel hoch. Sie hatten sich erwartungsvoll aufgerichtet. Der Einbaum trieb dahin. Auch Rick erkannte die drei großen Bäume an der Biegung. Dann weitete sich der Fluß, und da war die Bootsanlegestelle und der Weg, der hochführte zu der kleinen Zementmauer, und darüber das mennigrote, langgezogene Wellblechdach auf den hölzernen Pfeilern.
    Die Station … Sie hatten Taong erreicht.
    Sie sahen es alle zur selben Sekunde. Sie sahen die Männer.
    Eine ganze Gruppe stand dort auf der Terrasse. Und alle trugen die gefleckten Tarnanzüge der Armee …
    In wortloser Verständigung tauchten die Senoi die Paddel ein, vorsichtig, um keine Gischt auffliegen zu lassen, ruderten mit aller Kraft zurück, trieben das Boot in das hohe Schilf, das hinter der Sandbank begann.
    Sie sahen sich an.
    Tara sagte kein Wort. Er schien vollkommen ruhig. Die anderen sprachen gedämpft miteinander. Maya hob die Hand und sagte etwas. Die Männer nickten zustimmend. Rick konnte sich vorstellen, worum es ging … Oh verdammt! war alles, was er denken konnte.
    »Los, Rick! Raus aus dem Boot! Die Ipaks wollen weg. Gib mir den Rucksack.«
    Sie stand schon bis zur Hüfte im Wasser. Er warf ihr ihr Gepäck zu und ließ sich ins Wasser gleiten. Tara stemmte das Paddel in den Grund, um das Boot im Gleichgewicht zu halten. Rick hob noch einmal die Hand. Nur Dia Lavai, der Dayung, nickte ihm zu. Dann trieb das Boot lautlos im Schatten des Waldes davon. Sie sahen ihm nach, hockten am Ufer und schwiegen. Was gab es schon zu sagen? Maya schüttelte den Kopf.
    »Ausgeschlossen … Es ist unmöglich …«
    »Was ist unmöglich?«
    »Daß die dort oben Bescheid wissen und auf uns gewartet haben … Nach allem, was mir Tara erzählt hat, kann ihn im Camp keiner gesehen haben. Und wenn, dann hat ihn niemand erkannt.«
    Er kramte nach den Zigaretten. Sie waren naß. Er warf die Packung in den Fluß.
    »Nun schau doch nicht so belämmert.« Auch sie war vollkommen erschöpft, man sah es ihr an, aber sie brachte schon wieder so etwas wie ein Lächeln zustande und berührte wieder einmal seine Nasenspitze.
    »Was wollen die dann?«
    »Keine Ahnung. Aber sie sind wegen etwas ganz anderem hier … Komm, Rick, was ich jetzt brauche, ist eine Dusche. Daran kann mich die ganze Armee Malaysias nicht hindern. Und noch etwas: Wenn sie uns irgend etwas fragen, ich habe dir Tenenga gezeigt. Nichts weiter. Und wenn's ein paar Tage gedauert hat – na und?«
    Als sie die kleine Mole unterhalb der Mauer erreichten, wurde man auf der Terrasse aufmerksam. Jemand flankte über das Geländer bei den Käfigen und kam den Hang herabgerannt. Es war Dan Carpenter.
    »Endlich! Da seid ihr ja! Ich hab' mir Sorgen gemacht … Und Tara und die anderen?«
    »Weg. Die machen sich auch Sorgen. Was sollen die Uniform-Typen da oben?«
    »Die? Ah ja, klar doch … Hier ist 'ne Menge passiert, seit ihr weg wart.«
    »Bei uns auch«, sagte Maya. »Zuerst du!«
    »Ulay ist tot«, sagte Dan Carpenter. »Er hat eine Tigerin geschossen. Und auch noch aus dem Helikopter, der Scheißkerl … Die Tigerin hat ihn fertiggemacht.«
    Sie lauschten und sahen sich an, und als Dan ihnen Berniers Geständnis Punkt für Punkt wiederholte, blieben sie lange, sehr lange still.
    »Und was war bei euch?«
    Im Telegramm-Stil berichtete Rick Martin, was im United- Camp geschehen war. Dan Carpenter konnte es kaum glauben: »Die Bulldozer abgefackelt? … Oh Mann! Und nur um seinen Dayungs eine Vorstellung zu geben, die große Bali-Saleng-Schau?«
    »Dan!« Wie so oft, wenn sie sich ärgerte, zog sich Maya eine ihrer schwarzen Haarflechten zwischen die Zähne. »Dan, Herrgott noch mal, du weißt, daß das Unsinn ist … Es ging um etwas anderes.«
    »Vielleicht. Wenn ich Quatsch rede, dann nur, weil ich so langsam am Flippen bin. Verstehst du?« Er holte tief Luft und sagte zusammenhanglos: »Es war ein helles Tier, Maya. Ganz hell … Einer von diesen Tigern, die schon dein Vater beobachtete und die die Ipaks ›weiße Tiger‹ nennen.«
    »Erzähl es ihnen nicht.«
    »Die wissen es bereits. Ich habe ja zwei Ipaks auf der Station.«
    Auf der Terrasse war man nun endgültig neugierig geworden. Da standen sie, standen in
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