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Ihre Beiden Väter

Ihre Beiden Väter

Titel: Ihre Beiden Väter
Autoren: Ariel Tachna
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Srikkanth, das tut mir so leid“, begann seine Mutter. „Ich weiß, wie nahe ihr euch standet. Aber warum rufst du uns nur an, um uns jetzt von ihr zu erzählen?“
    „Weil es seitdem etwas hektisch war“, antwortete Srikkanth ehrlich. Es gab keinen einfachen Weg, seinen Eltern den Rest der Geschichte zu erzählen. Den Grund erklären, warum er nicht schon früher angerufen hatte. „Sophie ist auch meine Tochter und es war eine große Umstellung, sie hier zu Hause zu haben.“
    Er hielt sich das Telefon vom Ohr weg und wartete auf die unausweichliche Explosion. Sie kam auch, in einem Sturzbach unverständlichem Hindi. Seine Eltern sprachen so schnell durcheinander, dass er nicht mal herausfinden konnte, was sie sagten.
    Als sie endlich langsamer wurden und er sprechen konnte, versuchte er, die Fragen zu beantworten, die er verstanden hatte. „Nein, wir haben nicht geheiratet und nein, wir waren kein Paar. Sie wollte ein Baby und hat mich gefragt, ob ich mit ihr in eine Fertilitätsklinik gehen könnte. Das habe ich auch getan, was das Ende hätte sein sollen. Doch als sie gestorben ist, konnte ich Sophie nicht an Fremde abgeben. Also habe ich sie behalten. Ich habe euch deshalb nichts erzählt, weil ihr nicht davon anfangen solltet, dass ich nach Hause komme und ein nettes, indisches Mädchen heiraten soll. Ich habe kein Interesse, ein Mädchen zu heiraten. Obwohl ich heiraten werde. Und das ist das Andere, was ich euch erzählen wollte.“
    Diese Bekanntmachung traf auf komplettes Schweigen.
    Bei diesem Mangel an Reaktion schloss Srikkanth die Augen. „Es tut mir leid, euch gestört zu haben. Dann lass ich euch gehen.“
    „Nein, warte, betta “, sagte seine Mutter. „Du rufst uns aus heiterem Himmel an und erzählst uns all diese Dinge. Du musst uns Zeit geben, uns an diese Veränderungen zu gewöhnen. Wen heiratest du?“
    „Jaime“, antwortete Srikkanth. „Ohne ihn hätte ich mich nicht um Sophie kümmern können. Wir haben uns ineinander verliebt. Er will Sophie adoptieren. Ich glaube, seine Familie hat sie und mich bereits adoptiert.“
    „Dein Mitbewohner Jaime?“, fragte sein Vater nach.
    „Ja“, antwortete Srikkanth.
    Eine erneute lange Pause folgte.
    „Wann wird das sein?“
    „Wir haben noch keinen Termin“, erwiderte Srikkanth. „Wir haben uns erst heute dazu entschieden, zu heiraten.“
    „Wir brauchen einen Termin, wenn wir uns um die Visa bewerben, um zu kommen“, meinte seine Mutter. „Sobald ihr einen habt, sag ihn uns.“
    „Das müsst ihr nicht tun. Ich weiß, wie viel das kostet“, protestierte Srikkanth.
    „Wir werden wahrscheinlich eh nicht kommen können“, warnte sein Vater ihn vor. „In letzter Zeit wurden mehreren unserer Freunde die Visa verweigert, weil sie entweder schon mal in den Staaten gelebt haben oder sie in den letzten Jahren zu oft dort auf Besuch waren. Aber sobald du uns einen Termin gibst, werden wir uns um eines bewerben. Der Rest liegt dann an den Bürokraten.“
    „Danke euch“, sagte Srikkanth leise. „Sobald wir einen Termin haben, schick ich euch eine E-Mail. Habt noch einen schönen Tag, Mā , Pitā . Ich liebe euch.“
    „Auf Wiedersehen, betta . Ruf uns bald an.“
    „Das war doch nicht so schlimm, oder?“, fragte Jaime, nachdem Srikkanth aufgelegt hatte.
    Dieser zuckte mit den Schultern. „Sie waren zwar nicht begeistert, verstoßen haben sie mich aber auch nicht. Also schätze ich, dass es ein Erfolg war.“
    „Sie haben nach einem Termin gefragt und angeboten zu kommen, richtig?“, fragte Jaime nach.
    Srikkanth nickte.
    „Dann ist es definitiv ein Erfolg.“
    „Ein Visum zu bekommen ist immer schwer“, warnte Srikkanth. „Wahrscheinlich werden sie nicht kommen können.“
    „Aber sie haben es versucht“, betonte Jaime, „und das ist mehr, als du erwartet hast. Na komm, lass uns Sophie holen und feiern.“
     
     
    „Das wird ja nächsten Sommer, bis wir heiraten können“, stöhnte Jaime, als sie Sophie zurück ins Haus trugen. Wie vorhergesagt, war seine Mutter überglücklich über die Nachricht ihrer bevorstehenden Hochzeit gewesen und hatte versprochen, die Ausrichtung zu arrangieren.
    „Wir könnten abhauen“, schlug Srikkanth halb scherzend vor.
    „Das klingt verlockend“, lachte Jaime, „bin mir aber nicht sicher, ob es den Zorn meiner Mutter wert ist.“
    „Wir könnten uns einen Tag aussuchen und ihr sagen, dass bis dahin alles fertig sein muss“, sprach Srikkanth weiter. „Wenn es möglichst bald ist,
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