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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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Unsere Stimmung sackt in den Keller. Hinter fast jeder Kehre ist ein super Rastplatz mit Aussicht, Schutzhütte und Bänken. Ideal zum Übernachten. Doch es ist erst Mittag.
    So früh am Tag hält es Leander nicht lange auf einem Rastplatz aus.
    In einem öden Ort namens Fivizzano warten Schüler auf den Bus, der sie nach Hause bringt. Mir kommen schon wieder die Tränen.
    Nach einem langen Schultag mit Pia zusammen heimradeln!
    Bei ihr oder bei mir zu Mittag essen, was die Mütter für uns vorbereitet haben.
    Ich kann den Duft von Kräuterkartoffeln und Ofengemüse bis hierher riechen.
    Gina hat Recht. Und der fremde Italiener auch. Wir müssen uns bei unseren Eltern melden.
    â€žHalt mal an, Lenni, bitte“, sage ich.
    â€žWir sollten wenigstens nachschauen, was auf unseren Mailboxen gesprochen ist.“
    â€žLass es, Maylin, BITTE “, sagt er grimmig.
    â€žSolange wir uns nicht melden und die Handys ausgeschaltet sind, kann nichts passieren und wir haben Spaß!“
    Er biegt in eine schmale weiße Straße ab, die in scharfen Kurven durch Pinienwälder führt.
    Kein Auto weit und breit, keine Menschenseele.
    â€žWollten wir nicht ans Meer, nach Pisa?“
    Ich bin ganz schön genervt.
    â€žKlar“, sagt Leander ungerührt.
    â€žUnd warum sind wir in Fivizzdings nicht Richtung Pisa gefahren?“ Meine Stimme klingt reichlich kratzig.
    â€žWeil das hier die Abkürzung ist.“
    Ich mache den Mund auf, will noch mehr meckern.
    Doch dann kommen wir aus dem Pinienwald.
    Ein weites Tal liegt vor uns und gegenüber Schnee auf riesigen blauen Bergrücken.
    â€žKein Schnee“, behauptet Lenni. „Das sind die Marmorbrüche von Carrara. Dahinter ist das Meer.“
    Er hält an und kramt sein Fernglas raus. „Guck genau hin, Baby, die arbeiten. Bauen mit Kränen und Baggern den Marmor ab.“
    Weiter geht’s, wieder durch Pinienwald, über Brücken und endlose Kurven. Graurosa Bergdörfer mit fremden Namen: Spicciano, Terenzano, Reusa, Casola, Castiglioncello, Metra.
    Das Meer? Nix da. Der nächste Pass!
    Mein Magen knurrt, in den Kurven schleudert’s mich hin und her. Leander fährt, als wollte er ein Rumpelcar-Rennen gewinnen.
    Hinter einem geschlossenen Skihotel halten wir endlich, auf einem brandneuen Parkplatz.
    Die Bänke sind aus Marmor. Ich finde einen Wasserschlauch, aus dem tatsächlich frisches Wasser zum Waschen rinnt.
    Fünf-Sterne-Übernachtung! In totaler Einsamkeit.
    Ich krieg Sehnsucht nach Pia und meinen Eltern und, ja, wären wir doch wenigstens bei Mario und Gina!
    Soll ich mein Handy einschalten?
    Lenni stellt gerade Teelichter auf die Marmorbank. Mit dem letzten Gas aus der Kartusche wärmt er etwas vom Trinkwasser, das wir bei Gina und Mario abgefüllt haben.
    Er breitet ein Picknick aus: Weißbrot, Oliven und Käse. Dazu heißen Kräutertee mit Honig.
    â€žNa, kleine May, gefällt es dir?“
    Was soll ich sagen? Dass ich es mit ihm allein nicht mehr ganz, ganz so prickelnd finde?
    Aber dann kuscheln wir doch unterm Sternenhimmel.

19. Livorno
    â€žHier? Lenni, das ist doch voll die Müllkippe!“
    Dabei sind wir endlich am Meer.
    Es ist warm. Sommer pur.
    Und es stinkt nach Teer, Öl und Fisch.
    Baden kann man hier nicht. Wir sind im Hafengebiet von Livorno.
    Leander hat an einer Brücke geparkt.
    Gleich dahinter führt ein staubiger Holperweg am Kanalufer entlang.
    Das Wasser im Kanal fließt glitzernd ins Meer.
    Aber im Schilf gammeln alte Matratzen, rostige Töpfe, zermatschte Melonen, Plastiktüten und es mieft, als hätten hundert Fischer hierhin gekotzt.
    â€žIch will endlich an einen richtigen Strand, Lenni!“ Es geht einfach nicht mehr, ich bin richtig mies drauf. „Der Platz ist zum Kotzen!“
    Lenni schnaubt ärgerlich. Ihm macht der Dreck nichts aus. Er will Schiffe gucken.
    â€ž ICH bleib hier nicht!“ Ich funkle ihn an.
    Drehe dem sturen Wollschaf den Rücken zu und laufe davon. Zur Straße. Am liebsten würde ich laut schreien vor Wut! Und weit weglaufen!
    Aber wo soll ich hin? Ich könnte auf einem Schiff als Küchenhilfe anheuern.
    Wenn ich kochen könnte.
    Erst mal über die Straße. Dorthin, wo ich die Zirkuszelte und Wohnwagen gesehen habe. Vielleicht kann ich als Ballerina arbeiten?
    Pia und ich hatten lange Ballettunterricht.
    Oder als Elefanten-Pflegerin. Elefanten sind eh meine
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